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In Liebe verführt

In Liebe verführt

Titel: In Liebe verführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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ledergebundenen Logbücher des Generals aufbewahrt wurden. Jedes Buch trug eine Jahreszahl auf dem Rücken, und seine Hand wanderte unentschlossen darüber hin und her. Er war seit Anfang des vergangenen Jahres beim persönlichen Personal des Generals. Ihm war keine Frau begegnet, die Ähnlichkeiten mit Madame Giverny hatte, also war es eventuell im Jahr davor gewesen? Er zog den entsprechenden Band heraus. Gilles erinnerte sich auch nicht an eine solche Frau, und der war sechs Monate vor dem Colonel zum persönlichen Stab des Generals gestoßen.
    Er öffnete das Buch bei den Einträgen zum Januar 1796, dem Jahr, in dem der General Josephine Beauharnais geheiratet hatte. Montaine lächelte grimmig. Bonaparte verehrte seine Frau, aber er war so eifrig mit seinen Kriegszügen beschäftigt, dass er sie kaum sah. Deswegen hatte er auch Bedarf an diesen kurzen Liaisons. Der Colonel blätterte durch die Eintragungen für die ersten Monate, nach denen der General den Oberbefehl über die italienische Armee erhalten hatte. Es gab sorgfältige Einträge zu allen Ereignissen während der italienischen Kampagne, dazu Kommentare des Generals über seine eigenen Entscheidungen und gelegentlich Beschreibungen gesellschaftlicher Ereignisse. Das war schon interessant, aber nicht das, wonach er suchte, obwohl er nicht sicher war, was das eigentlich sein mochte. Und dann fiel sein Blick auf einen Eintrag am unteren Rand einer Seite.
    Während des Waffenstillstandes von Cherasco, als Bonaparte dem König von Savoyen in Mailand seine Bedingungen aufzwang, hatte der General eine Begegnung mit einer österreichischen Frau namens Ana Loeben verzeichnet.
    30. April: Wurde heute Abend von Giovanni Morelli der Gräfin Ana Loeben vorgestellt, charmante Rothaarige, zart und reizend, gebildet und faszinierende Gesprächspartnerin. Offensichtlich mit duldsamem Ehemann. Wert näher kennen zu lernen?
    Montaine tippte mit einer Fingerspitze auf das Fragezeichen. War es das? Hatte der General die Gräfin Loeben weiterverfolgt? Oder besser gesagt, hatte er sie näher kennen gelernt? Der Colonel blätterte weiter, aber es gab keine weiteren Bemerkungen zu der Dame, was darauf hinzudeuten schien, dass er ihr nicht noch einmal begegnet war. Es konnte natürlich reiner Zufall sein, dass hier eine Frau auftauchte, die jener so ähnlich war, die Bonaparte in Mailand bemerkt hatte. Aber es gab ebenso die, zugegebenermaßen geringe, Möglichkeit, dass jemand die Gräfin Giverny absichtlich eingesetzt hatte, um an den für solche Frauen entflammbaren General heranzukommen. Das war für Montaine effektiv Grund genug, dies als Wahrscheinlichkeit anzusehen und dementsprechend zu handeln.
    Er schob den Band zurück auf seinen Platz im Regal und erstarrte, als er draußen im Salon Stimmen hörte. Die Tür wurde mit einem Ruck geöffnet, und Bonaparte stand da und klatschte mit seiner Reitpeitsche gegen seine Stiefel.
    »Ach hier seid Ihr, Alain«, stellte er ohne besondere Überraschung fest.
    »Ich kam, um mir Euren Terminplan für morgen anzusehen«, sagte der Colonel ruhig, denn er wusste genau, dass Bonaparte nie auf die Idee kommen würde, eine solche Erklärung in Frage zu stellen. »Die Brigademajore habe um ein Treffen des Stabes nachgesucht, weil sie besprechen wollen, wie die Freigänge gehandhabt werden sollten.«
    »Mein Gott, Mann, darum muss ich mich doch nicht kümmern«, sagte der General. »Könnt Ihr das nicht übernehmen?«
    »Ja, natürlich, General«, sagte Montaine ebenso ruhig wie zuvor. »Aber bevor ich dieses Treffen arrangiere, wollte ich sichergehen, dass Ihr selbst mich zu dem Zeitpunkt nicht braucht.«
    »Aha.« Der General nickte, offensichtlich zufrieden mit der Antwort. »Übrigens werde ich morgen Abend ausgehen, Alain. Ihr könnt den Abend freinehmen, ich werde die Dienste meines Stabes nicht brauchen.«
    »Darf ich fragen, wo Ihr hingeht, General?«
    »Nein, dürft Ihr nicht«, stellte Bonaparte fest und setzte sich an seinen Schreibtisch. »Und jetzt lasst mich allein, ich habe zu tun.« Er deutete in Richtung Tür.
    Montaine wünschte seinem General eine gute Nacht und ging hinaus, während sein Verstand auf Hochtouren lief. Er ging nach unten und verlangte, mit dem diensthabenden Offizier zu sprechen, der den General auf seinem Ritt begleitet hatte.
    Der junge Leutnant kam sofort angerannt. »Colonel.« Er salutierte und blieb so schnell stehen, dass er fast umgekippt wäre.
    »Wo seid Ihr heute Abend mit General Bonaparte

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