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In Liebe verführt

In Liebe verführt

Titel: In Liebe verführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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hingeritten?«
    »Wir ritten aus der Stadt, und der General hielt bei einem kleinen Haus an. Er befahl mir zu warten und ging hinein. Dann kam er wieder heraus, und wir ritten hierher zurück.«
    »Er ging ins Haus? Hat ihm jemand die Tür geöffnet?«
    »Ich glaube ja, konnte aber nichts Genaues sehen. Er hatte mir befohlen, draußen auf dem Weg zu bleiben. Ich wartete etwa zehn Minuten, dann kam General Bonaparte wieder heraus, und wir ritten halt zurück.«
    »Am besten, Ihr bringt mich sofort dorthin.«
    Eine Stunde später betrachtete Colonel Montaine das wenig bemerkenswerte, weiß getünchte kleine Haus, das hinter einer niederen Steinmauer etwas abseits der Straße stand. Er erkannte es wieder. Eine Woche zuvor waren Bonaparte und er mit einer kleinen Gruppe von Offizieren hier vorübergekommen, und eine ältere Frau, die im Garten Unkraut gezupft hatte, war voller Freude zu ihnen herausgeeilt. Sie hatte ihnen Stücke von frisch gebackenem Kirschkuchen aufgedrängt, und Napoleon, dessen sicheres Gefühl für das einfache Volk ihn nie im Stich ließ, war abgesessen und zu ihr in den Garten gegangen. Dort hatte er den Kuchen gegessen und sich ein paar Minuten mit ihr und ihrem Mann unterhalten, bevor er sich seinen Männern wieder angeschlossen hatte.
    Was also hatte ihn bewegt, so spät am Abend das alte Ehepaar zu wecken? Was hatte er von ihnen gewollt?
    Was immer es auch sein mochte, Montaine gefiel die Sache nicht. Genauso wenig wie die Idee seines Generals, morgen Abend allein ausgehen zu wollen. Ob Bonaparte wohl vorhatte, das Haus zu benutzen? Hatte er irgendetwas in dieser Richtung mit dem alten Ehepaar besprochen?
    Ein Treffen mit Madame Giverny…
    Das schien die offensichtlichste Erklärung. Aber gewöhnlich wurden Frauen, die der General begehrte, irgendwie abends in sein Haus geschmuggelt und dann bei Morgengrauen wieder hinaus. Warum war es diesmal anders? Warum war sie so anders?
    Montaine ritt in nachdenklichem Schweigen zurück. Er wusste, dass Bonaparte nicht auf ihn hören würde, wenn er sein Unbehagen mit diesem Treffen und seine Bedenken in Bezug auf die Witwe zum Ausdruck brachte. Also würde er Vorkehrungen treffen müssen, ohne dass der General es wusste. Wenn er sich täuschte, würden die Konsequenzen hart für ihn sein, aber wenn er Recht hatte und nichts unternahm, dann waren die möglichen Konsequenzen für Bonaparte… für ganz Frankreich… unvorstellbar.
    Meg erwachte am nächsten Morgen aus einem so tiefen und dunklen Schlaf, dass sie ein paar Minuten brauchte, um in der Wirklichkeit anzukommen. Sie setzte sich auf, lehnte sich in die Kissen und zog Bilanz. Sie waren im letzten Akt, und soweit es sie betraf, hatte sie ihre Rolle bis zum Schluss gut gespielt. Doch vorbei würde es nie sein. Sie würde nie in der Lage sein zu vergessen, dass sie zum Tode eines Mannes beigetragen hatte.
    Die Tür öffnete sich, und Estelle kam mit Megs morgendlicher Schokolade herein. »Guten Morgen, Madame. Es ist ein wunderschöner Tag«, sagte sie fröhlich. »Ich hoffe, dass Ihr Euch heute Morgen besser fühlt.« Sie stellte das Tablett auf den Nachttisch und ging zum Fenster, um die Vorhänge aufzuziehen, was eine Flut von hellem Sonnenlicht hereinließ, so dass Meg blinzeln musste. Zu ihrer Laune passte es auf jeden Fall nicht.
    »Ja, danke, Estelle«, sagte sie und kniff die Augen zu, um das blendende Licht zu verbannen.
    »Ein Brief ist für Euch gekommen, Madame«, sagte die Zofe und reichte Meg ein mit Siegellack versehenes Papier. Dann goss sie heiße Schokolade in eine flache Tasse. »Der Bote kam sehr früh. Ich glaube, dass noch nicht einmal Monsieur Charles wach war.«
    Meg murmelte irgendetwas und drehte das zusammengefaltete, versiegelte Papier herum. Der Absender war an nichts zu erkennen. Kein Siegel auf dem Lack, keine Initialen, kein Wappen. Nur ihr Name, in breiter schwarzer Schrift.
    Sie nahm die Tasse, die Estelle ihr gab, und sagte: »Ich klingele, wenn ich so weit bin, Estelle.«
    Die Zofe wirkte etwas überrascht. »Soll ich denn Euer Morgenkleid nicht bereitlegen, Madame?«
    »Jetzt noch nicht«, sagte Meg mit einer Spur Ungeduld. »Ich habe keine Lust aufzustehen. Wie gesagt, ich klingele.«
    Estelle machte einen Knicks und ging hinaus. Sobald die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte, schlitzte Meg das Siegel mit einem Fingernagel auf und entfaltete das Blatt. Darauf stand eine Uhrzeit – 22.30 – und eine genau gezeichnete Karte. Der Zeichner war ein geschickter

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