In Liebe verführt
glaube schon. Und, wie ist es, machen wir einen Spaziergang über die Insel?«
»Ich würde gern einen der Kapitäne der Kriegsschiffe da unten selbst fragen, ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt, dass sie nach Dover zurückfahren«, sagte sie und hielt Schritt mit ihm, als er nun losging. »Man kann ja nie wissen.«
»Nein, natürlich nicht. Und es ist ganz einfach, dem Kommandanten der Leopold eine Nachricht zu schicken. Wenn du möchtest, könntest du ihn heute noch fragen.«
»Ja, das könnte ich«, sagte Meg und warf ihm einen prüfenden Blick zu. Aber nichts an seinem Gesichtsausdruck machte sie misstrauisch. Warum also hatte sie das Gefühl, dass er nicht ganz ehrlich war? »Das könnte ich wirklich tun.«
8
Sie wanderten an der Kuppe des Hügels entlang, und Cosimo blieb oft stehen, um irgendeinem Vogel nachzusehen, der sein Interesse weckte.
»Hast du dich immer schon für Ornithologie interessiert?«, wollte Meg wissen.
»Seit ich ein kleiner Junge war«, antwortete er. »Da, schau dir den da an… ganz leise jetzt.« Er war stehen geblieben und schaute hinab ins dichte Gras.
»Das Nest einer Feldlerche«, flüsterte er, als Meg neben ihm stand. »Siehst du die Eier? Sie haben Tarnfarbe.«
»Ist es nicht gefährlich für sie, die Eier direkt auf den Boden zu legen?«
»Doch, sehr«, sagte er und richtete sich auf. »Aber die Natur hat einen seltsamen, manchmal grausamen Sinn für Humor. Irgendwie überlebt die Art. Lass uns weitergehen, die Mutter kommt zurück.«
Meg entfernte sich hastig, als sie den aufgeregten Vogel hinter sich kreischen hörte. »Meinst du, wir haben sie verscheucht?«
»Nein, nicht solange wir nichts anfassen.« Er schob beim Gehen die Hände in die Hosentaschen und hob sein Gesicht der Sonne entgegen.
Er schien sich an Land ebenso wohl zu fühlen wie auf dem Deck seines Schiffes, dachte Meg. »Wie lange wirst du hier bleiben?«, fragte sie, »auf Sark, meine ich?«
»Wir segeln mit der morgendlichen Flut am Mittwoch.«
Heute war Sonntag, also blieben noch dieser und zwei ganze weitere Tage. Meg runzelte beim Gehen die Stirn, den verletzten Arm nach wie vor an die Brust gedrückt. So eine Zeit konnte man als perfekte Phase für ein leidenschaftliches Zwischenspiel ohne Verpflichtungen betrachten. Ein paar Tage lieben, lachen, und kein Bedauern beim Abschied.
»Die Zeit wird eventuell ganz wichtig für uns sein.« Seine Stimme erschreckte sie, weil seine Worte so seltsam zu ihren eigenen Gedanken passten.
Sie musterte ihn von der Seite und merkte, dass er lächelte, doch nicht sein gewohntes lässiges, unbeschwertes Lächeln. Dieses hatte einen Hintergrund, eine tief aus dem Innern kommende Sinnlichkeit, die um seine Mundwinkel und in seinen sich plötzlich verdunkelnden blauen Augen lag.
Sie wanderten nun durch ein kleines Wäldchen aus vom Wind gebeugten, knorrigen Kiefern. Die Erde unter ihnen war duftend und weich von Kiefernnadeln. Die Sonne war durch den dichten grünen Schirm der Bäume kaum zu sehen.
Cosimo hielt an und stellte sich vor sie. Er legte ihr die Hände auf die Schultern und dirigierte sie behutsam einen Schritt rückwärts an einen Baumstamm hinter ihr. Ein Vogel zwitscherte, und dann war die Stille zwischen ihnen unvermittelt erfüllt von dem unmissverständlichen Ernst der Absicht.
Meg hob den Blick und sah fest in die hungrigen Augen des Freibeuters. Sein Mund näherte sich dem ihren, dann trafen sich ihre Lippen. Zuerst war es nur eine kühle Berührung, eher eine Feststellung als eine Zärtlichkeit, dachte sie und wunderte sich, warum sie ständig das Bedürfnis hatte, diese ersten Annäherungen im erotischen Tanz so genau zu analysieren. Ihr gefiel sein Geruch: salzig, mit einem Hauch frischer Luft und Sonnenschein, gewürzt mit Kiefernharz. Sie berührte seine Lippen mit einem kurzen Hervorschnellen der Zungenspitze, kostete ihn wie eine Biene die Blüte auf der Suche nach Nektar. Salzig und süß. Sie hob die gesunde Hand und legte sie an seine Wange, spürte ihre Form, die Vertiefung in der Mitte, die kantige Härte der Wangenknochen, die Linie des Unterkiefers zum Kinn.
Seine Hände lagen immer noch sanft auf ihren Schultern, doch jetzt glitten sie an die Seiten ihrer Brüste, umfassten leicht die Rundung. Seine Fingerspitzen strichen über die Brustwarzen, und Meg spürte einen Schauder, als sie sich aufrichteten, gehorsam seiner Ermutigung folgend.
Sie drückte ihre Zunge fester gegen seinen Mund, und seine Lippen öffneten sich
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