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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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Kekse an. Er setzte sich in dem leeren Büro aufs Sofa. Wartete, wusste nicht, was er tun sollte. Die Zeit verging.
    Sie ließen ihn im Büro des Konsuls so lange allein sitzen, bis er ärgerlich wurde. Es gab Grenzen. Knut wollte aufstehen, ins Vorzimmer gehen und erklären, dass er nicht länger warten würde … doch der Gedanke an die unmögliche Situation, in die er sich selbst gebracht hatte, hielt ihn zurück.
    Schließlich erschien der Konsul. Er war allein und schloss die Tür hinter sich.
    »Polizeibeamter Fjeld. Dies ist wirklich eine peinliche Situation. Wir sind keine Moralisten hier in Barentsburg, aber … bis tief in die Nacht feiern, die Leute mit Lärm und Gesang wachhalten …« Er schlug den besorgt väterlichen Ton an. Setzte sich umständlich in den Ledersessel hinter dem Schreibtisch. Seufzte und blätterte uninteressiert in ein paar Unterlagen, die vor ihm lagen. Sein aufgedunsenes Gesicht verzog sich zu einer vorwurfsvollen Grimasse. »Unsere liebe Senia ist noch sehr jung und in einer verletzlichen Situation. Es heißt, Sie haben sie nach Hause ins Wohnheim begleitet?«
    Vor Wut und Scham hätte Knut beinahe die Fassung verloren. »Sie hat gesagt, sie hätte Angst. Ich dachte, es wäre am besten …« Seine Wangen glühten, es war viel zu heiß im Büro des Konsuls.
    Der Konsul richtete sich auf. »Angst? Sie müssen sich geirrt haben. Was denken Sie denn von uns hier in Barentsburg … dass wir nicht aufeinander aufpassen können? Im Übrigen hat der Bergwerksdirektor angedeutet, dass Sie nach Longyearbyen zurückkehren können …«
    »Dann sind wir ja einer Meinung«, erwiderte Knut. »Es gab nur dieses Transportproblem.«
    Der Konsul fuhr fort, als hätte er den Einwurf nicht gehört. »Außerdem hat Kostja im Hauptbüro von Trust Arktikugol in Murmansk um Hilfe angesucht. Ivan Sergejewitschs sterbliche Hülle soll unter Ehrenbezeugungen aufs Festland gebracht werden.«
    »Das geht nicht.« Knut versuchte, die Kontrolle über das Gespräch zu bekommen.
    »Nicht … wieso?« Ein ironisches Lächeln hob die Augenbrauen des Konsuls.
    »Ich habe auch mit jemandem gesprochen … dem Polizeichef in Longyearbyen. Er hat mich gebeten, in dem Todesfall zu ermitteln. Der Tote muss obduziert werden, sobald er nach Longyearbyen kommt.«
    »Das ist … eigenartig. Wann haben Sie mit Longyearbyen gesprochen?«
    »Am späten gestrigen Abend. Von meinem Mobiltelefon aus, im Hotel.«
    »Ah ja?« Der Konsul drehte sich mit seinem Sessel und blieb mit dem Gesicht zum Fenster sitzen. »Ich dachte, Ihr Handy sei nicht aufgeladen? Haben Sie das nicht unserem Dolmetscher erzählt? Haben Sie es dabei?«
    Knut spürte, wie es ihm kalt den Rücken hinunterlief. »Nein, es ist weg. Irgendjemand hat es aus meinem Hotelzimmer gestohlen.«
    »Ich an Ihrer Stelle wäre sehr vorsichtig.« Der Konsul drehte sich wieder um und sah Knut direkt ins Gesicht. »Sie sind unter fremden Menschen mit einer anderen Kultur. Es gibt vieles, das Sie nicht verstehen …« Einen Moment schien er aufrichtig besorgt zu sein.
    Mit ein paar informellen Gesprächen mit einigen wenigen Personen in Barentsburg war der Konsul einverstanden, allerdings nicht mit Verhören. Knut hatte den Verdacht, dass er die Zustimmung nur erteilte, damit Knut das Büro verließ. Der Dolmetscher wurde gerufen. Er selbst könne an den Gesprächen nicht teilnehmen, betonte der Konsul. Er hätte andere Dinge zu erledigen. Als Repräsentant des Trust Arktikugol sollte jedoch der Gewerkschaftsvertreter teilnehmen. Und die Sekretärin des Bergwerksdirektors hatte jedes Wort, das gesprochen wurde, zu protokollieren.
    Sie gingen die Treppe hinunter und durch eine Doppeltür in ein großes dunkles und kaltes Sitzungszimmer. Die Sekretärin hatte bereits ganz unten an dem schäbigen Tisch Platz genommen, vor sich einen Stapel Schreibpapier. Ein paar Stühle standen an der Wand, ansonsten befanden sich so gut wie keine weiteren Möbel im Raum. Knut wunderte sich, für wen war dieses Gebäude gebaut worden? Ein Dutzend Büros, ein Sitzungszimmer, in dem bequem dreißig Personen Platz fanden, außerdem Garagen und die Büros und Wohnräume des Konsuls – und was verbarg sich wohl im zweiten Stock?
    Der Dolmetscher begrüßte den Bergwerksdirektor verhalten und nahm am Kopfende des Tischs Platz. Knut zuckte die Achseln und setzte sich in die Mitte. Einige Minuten später saß der Gewerkschaftsvertreter von Trust Arktikugol auf der anderen Seite und sah Knut an, als hätte

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