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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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reagierten Sie nicht darauf …«
    Der Dolmetscher war aufgestanden. »Polizeibeamter Fjeld, genug jetzt! Wonach wollen Sie fragen? Warum man ihn nicht nach Hause gebracht hat? Er war tot. Übel zugerichtet, ein furchtbarer Anblick … Was denken Sie sich denn?«
    Auch Oksana hatte sich erhoben, sie war weiß im Gesicht, die Augen unter den Brauen dunkel. Sie presste eine Hand vor den Mund, ging hastig um den Tisch und lief hinaus. Für sie war die Anhörung vorbei.
    Knut blickte ihr verzweifelt nach. Eher durch Zufall fiel sein Blick auf ihre Stiefel. Offenbar russische, gemacht, um gegen die Kälte zu schützen. Abgenutztes dickes Leder mit einem dekorativ verzierten Rand. Sie wirkten winzig klein und schmal an ihren Füßen. Graue Filzwollsocken, sogenannte Valenki, ragten über den Stiefelrand hinaus, auch sie mit farbiger Wolle bestickt.
    Nein , dachte er. Das kann unmöglich sein.
    Gleichzeitig, er konnte es nicht verhindern … seine Fantasie ging mit ihm durch. An dem Abend, an dem Ivan Sergejewitsch ermordet wurde, war sie gewiss nach Hause gegangen, so wie sie es gesagt hatte. Aber vielleicht … es dauerte, und sie wartete auf ihren Ehemann, der nicht zurückkam. War sie zu dem Neubau an der Zeche gegangen, um nach ihm zu suchen? Möglicherweise hatte sie alles gesehen? Sie wusste, wer ihren Ehemann ermordet hatte. Kein Wunder, dass sie Angst hatte.

KAPITEL 18 Südlich der Bäreninsel
    Die beiden Schiffe lagen irgendwo südöstlich der Bäreninsel dicht nebeneinander. Es sah idyllisch aus, doch der Schein trog. Bei einem der Schiffe handelte es sich um ein norwegisches Küstenwachtschiff, bei dem anderen um ein russisches Frachtschiff, das unter Arrest festgehalten wurde. Kurz vor vier Uhr morgens setzte sich das Frachtschiff in Bewegung. Dem norwegischen Matrosen, der Ankerwache hatte, war nichts aufgefallen – allerdings kam nach und nach die Wahrheit ans Licht: Er war auf dem Kapitänssessel eingeschlafen. Draußen vor den Bullaugen war es dunkel. Konturen von Land waren kaum zu erkennen. Der Wachwechsel kam nicht vor sechs Uhr morgens.
    Das russische Frachtschiff hatte längs des Küstenwachtschiffs »Senja« vertäut gelegen. Der Matrose hatte die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass niemand sich an den Trossen zu schaffen machte, die beide Schiffe zusammenhielten. Er musste auf den Brückenflügel gehen, um auf das Deck des anderen Schiffs sehen zu können. Die Nacht schleppte sich dahin, und die Intervalle zwischen den Inspektionsgängen wurden länger. Die Geräusche im Steuerhaus waren vertraut und einschläfernd. Nur das leise Jammern der Gummifender zwischen den beiden Schiffen war ungewohnt und störend. Aber solange die Fender knirschten, wusste er zumindest, dass das Frachtschiff an seinem Platz lag. Trotzdem musste er einige Augenblicke unaufmerksam gewesen sein. Auf keinen Fall mehr, meinte er.
    Die russischen Seeleute hatten klar zum Ausdruck gebracht, dass sie keinerlei Widerstand leisteten. Sie verstanden nicht, warum sie unter Arrest standen, und warteten mit höhnischer Passivität darauf, freigelassen zu werden. Sie standen an der Reling oder hielten sich unter Deck auf. Aßen, spielten Karten, schliefen. Ihre Untätigkeit erwies sich als Absicht. In der letzten Oktobernacht kappten sie die Taue und verschwanden.
    Der Matrose hatte nicht bemerkt, dass die Trossen in aller Stille gelöst wurden. Und da das russische Schiff auch den Anker nicht hatte fallen lassen, gab es auch kein Rasseln der Kette, das ihn hätte wecken können. Wäre der Hauptmotor angeworfen worden, hätte er es selbstverständlich gehört. Aber das hatten die Russen nicht getan. Sie hatten sich lediglich vom Wind und der Strömung treiben lassen und darauf geachtet, dass die letzten Taue gekappt wurden, als sie auf die Südseite des Küstenwachtschiffes schwojten. Erst als sie einige Seemeilen entfernt waren, wurden die Motoren angelassen – ein fernes rumpelndes Geräusch, das sich schließlich durch die schläfrige Nachtruhe des Matrosen drängte.
    Er sprang aus dem Sessel, lief auf die Brücke und wusste nicht, was er tun sollte – wo war der Steuermann? Musste der Schiffsführer geweckt werden? Nein, natürlich war erst dem Steuermann Meldung zu erstatten. Der Matrose fand ihn im Funkraum, brüllte zusammenhanglos, das Frachtschiff sei abgehauen, und gestikulierte dabei in Richtung Süden. Doch das flüchtende Schiff hatte die nächtliche Dunkelheit verschluckt, auch auf dem Radar war es nicht auszumachen. Die

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