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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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er ihn noch nie gesehen.
    »Nun gut, Polizeibeamter Fjeld. Die Nachforschungen im Zusammenhang mit dem Arbeitsunfall werden mit einigen informellen Gesprächen fortgesetzt. Mit wem möchten Sie sprechen?« Der Dolmetscher war formell, kein »nenn mich Gosja« heute.
    Knut lehnte sich zurück und schloss die Augen. Mit wem würde er gern reden? Er fing an, etwas zu erklären, eigentlich nur, um Zeit zum Nachdenken zu haben. »Die Verletzungen, die der Verstorbene an seinen Händen hatte, passen nicht zur Beschreibung des Unglücks. Seine Finger waren zerquetscht. Ich verstehe nicht, wie das in dem Betonmischer passieren konnte.«
    Der Gewerkschafter beugte sich vor und redete mit dem Dolmetscher.
    »Kann Igor Grigorowitsch Amirov zwischendurch Fragen stellen?«, übersetzte der Dolmetscher und sah auf die Uhr.
    »Möglicherweise dauern die Befragungen den ganzen Tag«, erwiderte Knut. »Ja, selbstverständlich kann er Fragen stellen. Vielleicht ist es auch für mich interessant.«
    »Wen sollen wir also als Ersten holen?«
    Oksana Aleksandrovna Makanin wollte Knut sagen. Er überlegte, was sie wohl im Augenblick tat.
    »Die Arbeiter, die den Toten fanden. Es waren drei, nicht wahr? Ich möchte mit ihnen reden, nacheinander.«
    Der Dolmetscher nickte der Sekretärin zustimmend zu, sie erhob sich und ging hinaus.
    Die Gespräche waren anstrengend, weit schlimmer, als Knut es erwartet hatte. Es musste nicht nur jede Frage und jede Antwort übersetzt werden, die Sekretärin des Direktors wollte auch wörtlich festhalten, was jeder einzelne Zeuge sagte – und fragte mehrfach nach, ob ihre Aufzeichnungen korrekt seien. Einfacher wurde es auch nicht, als der Gewerkschaftsvertreter den Grubenarbeitern den Hintergrund vieler Fragen erklären wollte. In einem unbedachten Moment verlangte Knut, dass die Sekretärin auch jede Frage von Igor Grigorowitsch aufschrieb. Sie schickte ihm einen entgeisterten Blick, protestierte aber nicht.
    Es kam enttäuschend wenig Neues bei den Befragungen heraus. Keiner der drei Arbeiter hatte irgendetwas Wesentliches gesehen – kein Mensch war auf dem Gelände rund um den Betonmischer und das Gerüst gewesen. Keiner von ihnen hatte auf der Erde Spuren von Kindern gesehen. Sie waren viel zu beschäftigt, Ivan Sergejewitsch zu retten, erklärten sie. Aber einer hatte den Spaten und den Vorschlaghammer an der Leiter bemerkt.
    »Wozu braucht man einen Spaten und einen Hammer beim Zementmischen?«
    Der Grubenarbeiter zuckte die Achseln. »Vielleicht löst man mit dem Vorschlaghammer den gehärteten Beton am Rand der Mischtrommel?« Er schüttelte den Kopf, er hatte keine Ahnung von der Betonproduktion.
    Mittags machten sie eine Pause. Die Sekretärin sorgte dafür, dass sie aus der Kantine mit belegten Broten und Kaffee versorgt wurden. Es war bestimmt gut gemeint, aber der Aufschnitt schwamm in Mayonnaise und eingelegten Gurken. Knut brachte lediglich ein paar Bissen hinunter.
    »Glauben Sie wirklich, jemand ist auf den Mischer gestiegen und hat Ivan Sergejewitschs Hände von der Kante geschlagen, als er herausklettern wollte? So dass er sich mit gebrochenen Fingern nicht mehr festhalten konnte?« Die Sekretärin sah Knut mit ihren dunklen Augen in dem mageren Gesicht an und stellte die Frage, als würde sie still und leise eine Bombe zwischen ihnen auf dem Tisch platzieren.
    Der Gewerkschaftsvertreter und der Dolmetscher sahen Knut abwartend an.
    »Sollten Sie nicht eher nach einem Motiv suchen?«, fuhr die Sekretärin fort und biss ein kleines Stück von ihrem Brot ab. »Könnten Sie dann den Mörder nicht schneller ermitteln?«
    »Hast du vielleicht einen Vorschlag, Jekaterina Tarasivna?«, fragte der Dolmetscher leise.
    Sie mögen sich nicht , dachte Knut. Die Kommentare sind für mich gedacht. Vielleicht bin ich ja der Einzige in Barentsburg, der nicht weiß, wer Ivan Sergejewitsch ermordet hat?
    Die Gespräche wurden fortgeführt, und neue, enttäuschende Informationen tauchten auf. Wie sich herausstellte, hatte man den Betonmischer bereits wieder in Betrieb genommen. Niemand hatte eine Absperrung des Geländes verfügt, die Arbeiter hatten angenommen, dass die Untersuchungen des Unglücksorts abgeschlossen waren. Der Boden war zertrampelt, der gestrige Wind hatte die Erde mit Schnee überzogen und der Verkehr sämtliche alten Spuren verwischt. Den Vorschlaghammer und den Spaten hatte jemand entfernt. Niemand wusste, wer.
    »Was die Spuren betrifft …«, sagte der Dolmetscher. »Der Konsul

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