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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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Kostümen.
    Wenn es nicht um die Vorbereitungen für die Revue ging, fanden Aktivitäten für Frauen in dem Haus statt, hatte der Dolmetscher gesagt. Daher die Bezeichnung Frauenhaus.
    Jekaterina stieg die Treppe hinauf, öffnete die Eingangstür und rief irgendetwas auf Russisch. Gesang und Musik hörten abrupt auf. Sie kamen in einen langen, schmalen Raum. In der Mitte saßen ungefähr zehn Frauen, die meisten an einem großen Tisch. Einige arbeiteten an Kostümen, andere befestigten Pailletten an bereits fertigen Röcken, doch die meisten sahen aus, als würden sie sich nur unterhalten.
    Die Frauen starrten ihn schweigend an, allerdings hörte Knut hier und da leises Kichern. Er fühlte sich wie ein Eindringling. Außer ihm war kein einziger Mann im Raum.
    Wieder sagte Jekaterina etwas auf Russisch. Eine der Frauen erhob sich und ging hinaus. Kurz darauf kam sie mit Ljudmila zurück, die sie in einen anderen Raum winkte.
    »Es kommt vor, dass jemand sich mit den großen Scheren verletzt, mit denen wir den Stoff schneiden. Daher haben wir hier Verbandszeug«, erklärte Jekaterina. Sie hatte eine Kiste mit Pflaster, Salbe und anderen Dingen zur Ersten Hilfe geholt. Das Blut wurde vorsichtig abgewaschen und die Wunde gereinigt. Erleichtert stellte Knut fest, dass der Schnitt nicht so schlimm war, wie er zunächst ausgesehen hatte.
    Ljudmila schmierte eine Salbe darauf und legte ihm einen strammen Verband an. »Halb so wild«, erklärte sie und sah Knut an. »Das ist bald verheilt. Aber wo sind Sie gewesen?«
    Jekaterina unterbrach sie mit einer längeren Erklärung auf Russisch, die nur für Ljudmila gedacht war.
    »Wie ist das passiert?« Ljudmila zeigte auf die bandagierte Hand. Knut musste zugeben, dass er nicht wusste, wie er sich verletzt hatte. Er beschrieb das Stolpern und Tasten in der Dunkelheit durch die Ausstellungsräume, die Gestalt, die er meinte gesehen zu haben. Etwas war zerbrochen, vielleicht hatte er in eines der ausgestellten Messer gegriffen?
    Die beiden Frauen tauschten einen Blick aus.
    »Werde nachsehen«, sagte Ljudmila kurz. Sie stand auf. »Es wird Zeit, dass Sie Vanjas Geschichte hören. Ich gehe Tee und etwas zu essen holen.«
    Ljudmila blieb viel zu lange fort. Knut fühlte sich nicht wohl, er sah sich in dem Zimmer um, in dem er und Jekaterina allein geblieben waren. Ein einziges Fenster führte zur Hauptstraße. Dünne Gardinen hingen davor. Die Möbel waren alt und abgenutzt, aber bequem. Kleine Sessel standen um einen niedrigen Couchtisch mit einer kleinen, gestickten Decke. An den Wänden hingen alte Drucke. Als hätten die Frauen versucht, mit den wenigen Dingen, die sie in der Stadt gefunden hatten, die gute Stube eines bürgerlichen Heims wieder erstehen zu lassen. Knut hatte das Gefühl, dass niemand dieses Zimmer ohne Ljudmilas Einwilligung benutzen durfte.
    Jekaterina räusperte sich. Sie wartete, dass er etwas sagte.
    »Ich habe mich gefragt … kennen Sie und Ljudmila sich schon lange?«
    »Seit ich vor drei Jahren hierherkam. Es ist schwierig, Ljudmila nicht kennenzulernen. Sie hat mit den meisten Dingen, die hier passieren, zu tun.«
    Bisher hatte er sich nicht sonderlich viele Gedanken darüber gemacht, wie es den Frauen in dieser russischen Grubensiedlung erging; er hatte sich vorgestellt, dass sie ungefähr so lebten wie die Frauen in Longyearbyen. Offensichtlich hatte er sich gründlich geirrt.
    »Also ist sie eine wichtige Person in Barentsburg?«
    »Russische Frauen haben auf eine andere Weise Einfluss als norwegische Frauen«, erwiderte Jekaterina ernst. »Alle, die ins Frauenhaus kommen, bringen Informationen mit. Wir verwenden diese Informationen, um die Umstände … zu beeinflussen. Alle haben einen Ehemann, einen Geliebten oder arbeiten an einem Ort, an dem man sich leicht Informationen beschaffen kann.«
    Knut sah sie nachdenklich an. »Ist es nicht gefährlich, so viel zu wissen?«
    Im Grunde sprach sie von Erpressung. Offensichtlich verfügte Jekaterina auch über ein gewisses Kapital an heimlichen Kenntnissen, an kleineren oder größeren Geheimnissen, zu denen sie tagtäglich im Büro des Bergwerksdirektors Zugang hatte.
    »Wir teilen unser Wissen. Eine Art Versicherung. Niemand kann … alle Frauen erwischen.«
    »Was bekommt ihr? Geld?« Es könnte die Ermittlungen weiterbringen, endlich kam er der Sache ein wenig näher. Er hoffte, dass Ljudmila sich noch einige Minuten Zeit ließ.
    »Nein, kein Geld.« Jekaterina richtete sich auf und presste die

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