In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)
fürchterlichen Zasyadka-Minen. Sie waren berüchtigt für ihre ständigen Gasexplosionen, für schlechte Sicherheitsstandards und viele Todesfälle unter den Arbeitern. Ich war furchtbar wütend und wollte ihm nicht verzeihen. Dachte, dass ich ihn nie wiedersehen würde. Später … als er dann nach Hause ins Dorf zu Besuch kam, hatte er sich verändert. Er war hart und stolz geworden, hatte keine Zeit mehr für mich. Er hatte politische Ambitionen. Aber er war eine so ehrliche Haut, dass es nicht gut gehen konnte. Ständig stand ihm sein eigener Sinn für Gerechtigkeit im Weg. Er kam mit den falschen Phrasen der Lokalpolitik nicht zurecht, mit der ganzen wachsenden Korruption und der Kriminalität, als der Sowjetstaat immer schwächer wurde. Dennoch versuchte er, etwas zu tun. Vanja hat nie den Glauben an die kommunistischen Ideale verloren.
In dieser Zeit war er oft in Krasnodon, bei Treffen der Partei. Dort lernte er auch Dimitri Petrowitsch kennen, der damals Leiter einer Jugendgruppe der Kommunistischen Partei war. Dima machte Karriere, er wurde später Bürgermeister in Krasnodon. Man ging davon aus, dass er es im Parteiapparat weit bringen würde. Aber etwas passierte … und nun … tja, nun ist er Konsul in Barentsburg.«
Knut musste sie unterbrechen, obwohl es Ljudmila irritierte. »Sie kennen den Konsul seit Ihrer Kindheit?«
»Nein. Ich bin Dimitri Petrowitsch als Jugendliche nie begegnet. Ich weiß, dass Vanja ihn ein paar Mal mit ins Dorf gebracht hat, doch in dieser Geschichte geht es um jemand anderen. Der Bergwerksdirektor Konstantin Nikolajewitsch de Rustin hat auch Verbindungen nach Lugansk Oblast, nach Krasnodon und in das Dorf Pischane …
In den Siebzigern war die Kohleförderung in der Donbas-Region gut, die Arbeiter erhielten hohe Löhne und waren gut angesehen. Leider herrschte auch Korruption – in den Minen, unter den Politikern, sogar bei der Polizei. Es war so normal, dass die Leute es nicht als etwas Unnormales oder Ungesetzliches ansahen. Dass man Geld mit dunklen Geschäften verdiente und Beamte bestach, galt als völlig in Ordnung.
In einer der ältesten, aufgelassenen Gruben außerhalb von Pischane hatten ein paar Arbeiter eine Wodkaproduktion aufgezogen. Anfangs verkauften sie nur an Freunde und Bekannte, doch der Schnaps war von guter Qualität, und der Verdienst war ebenfalls gut. Die Gier wuchs. Sie fingen an, größere Mengen zu exportieren, verkauften bis nach Krasnodon. Kleinigkeiten sagten die Leute und sahen weg. Dann passierte etwas … Die organisierten Kriminellen in Krasnodon erfuhren von den Aktivitäten in der bäuerlichen Region, sie merkten, dass ihren eigenen Geschäften Konkurrenz gemacht wurde.
Sie schickten einen jungen Mann nach Pischane, dem sie vertrauten – Konstantin Nikolajewitsch de Rustin. Er stammte ursprünglich aus einer adligen Familie in der Nähe von Moskau, aber die Familie hatte natürlich während der Revolution alles verloren. Sie waren arm, als Konstantin Nikolajewitsch geboren wurde, er wuchs in Not und Entbehrung auf. Durch die schwierige Situation, die Ablehnung seiner linientreueren Kameraden und seine eigene arrogante Haltung war es nicht schwer, ihn für kriminelle Unternehmungen zu rekrutieren.«
Knut starrte die beiden älteren Damen ungläubig an, die ruhig dasaßen und über den Direktor der Zeche herzogen. »Und das wissen alle in Barentsburg?«, fragte er. »Wollen Sie damit sagen, dass de Rustin noch immer korrupt und kriminell ist?«
»Nein, nein, natürlich nicht. Niemand weiß von der Geschichte, die ich Ihnen erzähle. Vanja und mich verband noch etwas anderes … wie hätte sich vermeiden lassen, dass wir all das erfuhren, was später passierte? Wir haben es ja mit eigenen Augen gesehen. Und Jekaterina hat auch das eine oder andere im Büro aufgeschnappt … aber darüber wollen wir jetzt nicht sprechen. Haben Sie Geduld, Polizeibeamter Fjeld, dann werden Sie verstehen.
Konstantin Nikolajewitsch bekam eine Stellung als Ingenieur in einer der Minen in der Nähe von Pischane und sollte herausfinden, wer für die Wodkaproduktion verantwortlich war. Es dauerte nicht lange. Die Leute waren ja völlig unbesorgt, sie waren eigentlich sogar ein wenig stolz darauf, dass sie etwas zur Gemeinschaft beitrugen. Und da Konstantin auch im Bergwerk arbeitete, kamen sie gar nicht auf den Gedanken, dass er illoyal sein könnte.
Aber er kam nicht allein nach Pischane. Nach und nach wurden junge Männer aus dem kriminellen Milieu von
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