In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)
Helikopter war im Grunde genommen erleichtert. Nicht, dass er abergläubisch war, aber dieses riesige dunkle Schiff, das dort aus dem Polarmeer kam, hatte etwas Unnatürliches, beinahe Bedrohliches an sich.
KAPITEL 19 Das Pomor-Museum
Knut war verwirrt. Er konnte sich nicht konzentrieren, suchte nach Vermutungen und bemühte sich, eine brauchbare Arbeitshypothese aufzustellen.
»Gibt es weitere Personen, die der Vertreter der Regierungsbevollmächtigten vernehmen möchte?« Der Dolmetscher fragte höflich, allerdings fing die Sekretärin bereits an, ihre Papiere und Notizen zusammenzulegen. Sie machte darauf aufmerksam, dass sie einige Stunden benötigen würde, um einen ordentlichen Bericht zu schreiben. Es sei an der Zeit, die Gespräche zu beenden. Die drei Russen sahen ihn abwartend an.
Knut versuchte, die Fäden zusammenzuführen. Oksana hatte etwas gesehen, das sie nicht erzählen wollte. Was? »Der Bergwerksdirektor deutete an, dass Eifersucht ein Motiv für eine eventuelle Schlägerei zwischen dem Toten und einer unbekannten Person gewesen sein könnte. Wissen Sie etwas über einen derartigen Konflikt?«
Der Dolmetscher schüttelte verständnislos den Kopf. Er hatte von keinerlei Ärger gehört, weder vor dem tödlichen Unfall noch hinterher. Der Polizeibeamte musste den Direktor missverstanden haben. Der Dolmetscher konnte sich nicht erinnern, überhaupt etwas von Eifersucht gehört zu haben. Vielleicht meinte der Polizeibeamte Neid?
Knut seufzte, der Dolmetscher hatte sicher Recht. Er meinte Neid. »Hatte Ivan Sergejewitsch eine besondere Position innerhalb der Grubenbelegschaft? Bekam er einen höheren Lohn? Leichtere Arbeit, verantwortungsvolle Aufgaben? Wohnte er besser als andere in seiner Position, und war das der Grund, warum Oksana in Barentsburg sein konnte?«
»Nein.« Igor Grigorowitsch schaltete sich ein, kurz und bestimmt. »Oksana Aleksandrovna hat ihren eigenen Arbeitsplatz im Pomor-Museum. Außerdem hätte Vanja niemals Privilegien auf Kosten anderer Bergarbeiter angenommen.«
Die Russen gingen zum Mittagessen in die Arbeiterkantine. Knut lehnte dankend ab, als sie ihn fragten, ob er sie begleiten wolle. Er behauptete, keinen Hunger zu haben, er würde später etwas essen. Der Dolmetscher zog eine unzufriedene Grimasse. Als er an Knut vorbeiging, beugte er sich zu ihm hinunter und murmelte, Oksana Aleksandrovna sei in dem Wohnheim zu finden, in dem sie derzeit wohnte. Oder im Pomor-Museum.
Knut zwang sich, sitzen zu bleiben, nachdem die anderen den Raum verlassen hatten. Er blätterte in seinen eigenen Notizen der Befragungen. Der größte Teil war uninteressant. Die Sekretärin – wie hieß sie doch gleich? Der Name entfiel ihm ständig, er ähnelte keinem norwegischen Namen. Jekaterina. Bestimmt hatte sie ausführlichere Informationen in dem Bericht, den sie bis morgen versprochen hatte.
Wenn man diese Angelegenheit eine Ermittlung nennen konnte – und davon war er längst noch nicht überzeugt –, gab es objektive Fehler. Zum Beispiel hatte er noch niemanden der führenden Personen in Barentsburg vernommen, weder den Konsul noch den Bergwerksdirektor oder den Dolmetscher.
Andere Personen waren aufgetaucht. Sie schienen eine wichtige Rolle zu spielen, verschwanden aber sofort wieder aus dem Blickfeld. Wie diese Ljudmila. Offenbar bewegte sie sich in den meisten Kreisen frei, möglicherweise in ihrer Eigenschaft als Leiterin der Kulturauswahl der Stadt. Außerdem leitete sie das Hotel. Wieder spürte er dieses Unbehagen bei dem Gedanken an das Verschwinden seiner Kamera und des Handys. Da die Geräte nicht im Hotel lagen, hatte er sie höchstwahrscheinlich in Oksanas Zimmer vergessen. Es sei denn, Ljudmila … Bestimmt hatte sie einen Universalschlüssel für alle Räume.
Goro… wie hieß noch dieser merkwürdige Stallknecht, grobschlächtig und bleich wie ein Albino, frech und mit einer unerwarteten Autorität, die einen anderen Grund haben musste als seine Position unter den Arbeitern der Zeche. Er hatte einen gewissen Einfluss auf den Dolmetscher. Knut schüttelte resigniert den Kopf: Immer wenn es darauf ankam, konnte er nur raten. Die meisten seiner Rückschlüsse beruhten auf den kulturellen Unterschieden zwischen Russen und Norwegern. Unterschiedliche Körpersprache, um genau zu sein.
Was war mit diesem zahnlosen russischen Riesen, den er am Morgen im Badezimmer des Wohnheims getroffen hatte? Anton, der gestern Nacht so lange mit Oksana geredet hatte. Wenn es eine
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