In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)
Krasnodon in der Grube eingestellt, Pöbel. Sie prügelten sich und tranken, erpressten Geld von den Bauern der Gegend. Wenn die Bauern nicht bezahlten, entweder bar oder mit Naturalien, die sich weiterverkaufen ließen, wurden die Kühe vergiftet oder die Scheunen niedergebrannt … und vielleicht noch schlimmere Dinge getan.
Die Mafia in Krasnodon hatte ursprünglich gar nicht vor, die Wodkaproduktion zu stoppen, im Gegenteil. Sie wollten sie übernehmen. Aber die lokalen Brenner wollten eine so gute Einnahmequelle nicht verlieren. Sie hatten einen Anführer, einen Steiger aus den Bergwerken. Er lebte mit seiner Frau und drei Kindern auf einem kleinen Hof bei Pischane. Die Großmutter und ein unverheirateter Bruder wohnten ebenfalls bei ihm und beteiligten sich an der Schnapsbrennerei. Auf dem Hof wurde der Branntwein in Flaschen gefüllt und versiegelt. Hübsche Etiketten klebte man auf die Flaschen, mit dem Bild eines schwarzen Pferdes, dem Wappen von Pischane. Ja, sie waren stolz auf ihre Produkte.«
So ein Wappen habe ich doch schon gesehen , dachte Knut. Im Zimmer von Oksana .
Ljudmila beugte sich vor und trank aus dem Becher mit dem lauwarmen Tee. »Im Sommer 1974 hatten Vanja und ich wieder zusammengefunden, aber in der Zwischenzeit hatte er eine Frau aus Zasyadka geheiratet. Sie erwarteten ein Kind. Obwohl wir beide wussten, dass wir zusammengehörten und nichts uns daran hindern könnte, bestand Vanja auf einer ordentlichen Scheidung von seiner Frau. Wir hielten unser Verhältnis geheim und trafen uns regelmäßig heimlich in einer Waldhütte bei Pischane.
An einem schönen, klaren Herbstabend Ende Oktober war ich auf dem Weg dorthin. Ich hatte mich verspätet und ging den direkten Weg, vorbei an einem Kloster, das dem heiligen Michael geweiht war. Ein sehr schönes Gebäude, vier kleine Türme mit türkisfarbenen Kuppeln ragten hoch über die Baumwipfel. Weißer Backstein. Die größte zwiebelförmige Kuppel war mitternachtsblau, an ihren Wänden hingen kleine runde Silberkugeln. Sie sollte den Nachthimmel mit all seinen Sternen darstellen. Ich hatte nichts dagegen, am Kloster vorbeizugehen. Die Mönche sahen mich nicht, ich ging am Waldrand entlang.«
Ljudmila fiel das Sprechen schwer. Sie schluckte und räusperte sich, machte eine lange Pause, trank von ihrem Tee und schaute in die konturlose Dunkelheit vor dem Fenster.
»Das Kloster lag auf einer kleinen Anhöhe, dort bog der Weg ab und führte in ein enges Tal. Ich war stehen geblieben, um Atem zu schöpfen. Plötzlich sah ich ein Stück entfernt Rauch aus dem Wald aufsteigen. Sofort überkam mich eine furchtbare Angst. Ich dachte, die kleine Waldhütte, in der wir uns trafen, würde brennen. Vielleicht war Vanja in Gefahr, doch nach ein paar Sekunden besann ich mich. Der Weg schlängelte sich quer durch den Wald, und die Hütte lag auf der anderen Seite. Trotzdem rannte ich in die Richtung, aus der der Rauch kam. Ich stolperte und lief den Weg entlang, bis ich Blut im Mund schmeckte. Kurz darauf kam ich an eine große offene Lichtung. Hier lag der Hof, der an der Herstellung des Wodkas beteiligt war. Mir bot sich ein fürchterlicher Anblick.«
Jekaterina hatte ihren Stuhl näher an Ljudmila gezogen. Sie hatte die Geschichte schon einmal gehört. Ihr Gesicht sah ernst aus, sie griff nach Ljudmilas Hand.
»Die verfallene alte Scheune war fast abgebrannt, der Stall brannte, das Wohnhaus ebenfalls. Zunächst sah ich keinen Menschen. Ich wollte ins Haus laufen, als ich Vanja auf der anderen Seite des kleinen Feldes am Waldrand entdeckte. Er schüttelte heftig den Kopf, fuchtelte mit den Armen und gab mir Zeichen zurückzugehen. In diesem Moment sah ich zwei Männer aus der brennenden Scheune kommen. Sie gingen langsam und unterhielten sich, als wäre nichts geschehen.
Glücklicherweise sahen sie weder mich noch Vanja. Einer von ihnen nagelte ein großes Brett vor die Eingangstür des Wohnhauses und verriegelte die Tür mit einem Vorhängeschloss. Er steckte den Schlüssel in die Hosentasche. Sie schlenderten in die entgegengesetzte Richtung davon. Kurz darauf hörte ich das leise Geräusch eines Motors, der angelassen wird. Sie waren mit dem Auto gekommen, und nun fuhren sie ihres Weges.«
Ljudmila sank vornüber und verbarg das Gesicht in beiden Händen.
»Das ist ja eine grässliche Geschichte«, sagte Knut. »Ich vermute, dass die Bewohner des Hofes sich im Haus befanden?«
»Nein, die Geschichte ist noch nicht fertig.« Ljudmila nahm die
Weitere Kostenlose Bücher