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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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als lukrativ erwiesen. Die meisten Geschäftspartner haben etwas voreinander zu verbergen, vermutlich ist das in Norwegen genauso.«
    »Was meinst du?«
    Der Ermittler sah aus, als würde er seine Äußerung bereuen. »Irgendwas gibt es immer, weißt du. So viele Firmen wurden in den Jahren nach dem Fall der Sowjetunion in Sibirien gegründet, und alle wollten schnell reich werden. Man setzt die Geheimnisse der Vergangenheit gegeneinander ein. Mein Job ist es häufig, die alten Vergehen auszugraben.«
    Knut stutzte. »Und was ist dein eigentlicher Auftrag hier in Barentsburg? Was hat die Leitung des Trusts in Murmansk gesagt? Was sollst du hier machen?«
    »Die Probleme aus der Welt schaffen«, antwortete der Russe und wandte den Blick ab. »Dafür sorgen, dass Ruhe und Frieden herrschen und der Betrieb der Zeche nicht gestört wird.«
    »Woher hast du deine Polizeierfahrung? Wie lange hast du bei der Polizei gearbeitet, und warum hast du aufgehört?« Knut war sich bewusst, dass er den Russen verhörte. Und er wunderte sich, dass Rostov es sich gefallen ließ.
    »Darüber rede ich nicht gern.« Er drehte sich um und ging aus dem Sitzungszimmer. »Suff im Dienst, ich wurde entlassen.«
    Sie verließen das Konsulat und liefen nebeneinander über die menschenleere Hauptstraße. Der Wind hatte sich gelegt. Es hatte angefangen zu schneien – große weiße Flocken, die aussahen, als kämen sie aus einem schwarzen Loch über ihnen.
    »Und wenn es sich nun andersherum verhält«, sagte Jewgeni Iwanowitsch und legte den Kopf in den Nacken. »Wenn die Hölle über uns läge. Spürst du nicht, wie der Schnee auf dem Gesicht brennt?«
    »Und wo wäre dann der Himmel?«, fragte Knut, überrascht über den plötzlichen philosophischen Anflug des russischen Detektivs.
    »Vielleicht sind wir gerade im Himmel? Geht’s dir nicht eigentlich ganz gut, wenn du darüber nachdenkst? Warme Kleider, solide Schuhe, ein Bett, in das du dich legen kannst, wenn du müde bist. Vielleicht kann es gar nicht besser sein?«
    »Nein«, erwiderte Knut entschieden. »Dies ist die Realität, diese Straße in Barentsburg. Wir sind im Augenblick weder im Himmel noch in der Hölle. Irgendwo in diesen Schatten läuft ein Mensch herum und ermordet andere Menschen. Unsere Aufgabe ist es, ihn aufzuhalten. Das ist unser Job.«
    In diesem Moment wurde die Nacht von einem quiekenden Geheul zerrissen, das sich vom Rand der Siedlung durch die Dunkelheit fraß. Es kam aus der Richtung, in der der Flugplatz lag.
    »Das kommt aus dem Stall«, sagte der Russe.
    »Woher weißt du das? So vertraut kann dir Barentsburg doch gar nicht sein?«
    »Ich bin bei meinem Spaziergang heute Nachmittag dort gewesen. Habe mit dem Stallknecht geredet. Ein merkwürdiger Kerl … Er sagte, normalerweise füttere er die Hühner und das Schwein abends. Wir könnten ruhig kommen, wenn wir ihm noch weitere Fragen stellen wollen.« Der Russe grinste. »So wie er das sagte, hörte es sich fast wie eine Drohung an.«
    Die Arbeiterkantine hatte geschlossen, was nicht weiter verwunderlich war, nach zehn Uhr abends. Knut guckte hoffnungsvoll durch ein Fenster, doch es war niemand mehr da.
    »Gehen wir zu Igor Grigorowitsch«, schlug der Ermittler vor. »Er und Olga geben heute Abend eine Art Empfang für ausgewählte Gäste. Sie haben mich gefragt, ob ich Lust hätte zu kommen, wenn wir unsere Arbeit beendet hätten. Irgendetwas werden sie schon zu essen haben.«
    Ausgewählte Gäste? , dachte Knut. Er stand eindeutig nicht mehr auf der Liste. Er wollte nicht einmal darüber nachdenken, woher Rostov wusste, wo der Gewerkschaftsfunktionär wohnte. Es gab bestimmt eine hinreichende Erklärung.
    » Dobro pozhalovat .« Igor stand in der Tür, mit roten Wangen und glänzenden, hektischen Augen. Er breitete die Arme aus, sie waren willkommen. Knut fühlte sich plötzlich zwei Tage in der Zeit zurückversetzt. Ein anderer Ort, aber zumindest einige der Gäste waren identisch. Der Zigarettenrauch, der süße, starke Duft von russischem Tabak, der Tisch mit dem Essen und den kleinen Papptellern, das Sofa mit dem gleichen Bezug und den gleichen zerschlissenen Kissen.
    Der Ermittler schob sich selbstsicher an Knut vorbei, grüßte und redete Russisch, machte einen lauten Scherz und wurde mit vorsichtigem Lachen belohnt. Die Versammlung hatte allerdings etwas verhalten Formelles. Keine Musikinstrumente und leise Gespräche statt Geschichten, Gelächter und Gesang.
    Der Dolmetscher war anwesend, er trug

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