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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Kristensen
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Höhenangst – so beschrieb er normalerweise das lähmende Gefühl, das ihn um Atem ringen ließ. Direkt unter sich sah er die Treppe zur Eingangstür des Mietshauses. Die Treppe und die Schneehaufen darum wurden vom Mondlicht beleuchtet.
    Es sah aus, als läge dort eine Person. Ein Besoffener vielleicht, der es nicht mehr bis nach Hause geschafft hatte? Knut beugte sich aus dem Fenster. In Longyearbyen kam es hin und wieder vor, dass das Büro der Regierungsbevollmächtigten mit der Bitte angerufen wurde, sich irgendeines müden Festteilnehmers anzunehmen, der seinen Rausch in der Kälte und im Schnee ausschlafen wollte. Im Winter waren die Beamten häufig mit derartigen Aufgaben beschäftigt.
    Knut hielt sich am Fensterrahmen fest, der unter der Belastung knirschte. Er beugte sich so weit wie möglich hinaus. Die Gestalt schien sich nicht zu rühren. Sie lag auf der Treppe, das Gesicht nach oben, die Arme über die Stufen gebreitet. Als Knut und der russische Detektiv vor einer Stunde kamen, hatte sie definitiv nicht dort gelegen.
    Die Gäste waren im Begriff, den kleinen Empfang zu verlassen. Sie hatten sich nachdrücklich gelangweilt, andererseits war es nie gut, zu viel über die Zukunft zu erfahren. Jedenfalls hatten sie an der Feier teilgenommen. Olga stand an der Tür. Die Munterkeit, das Lachen und die roten Wangen waren verschwunden. Die nette Olga wurde durch eine dünkelhaftere Ausgabe ihrer selbst ersetzt, die sich darauf vorbereitete, den Gästen für ihr Erscheinen zu danken. Viele Schritte polterten die Treppe hinunter. Knut schaute sich nach dem russischen Detektiv um, jetzt war er plötzlich nirgendwo zu sehen. Er musste selbst handeln, drängte sich an den Gästen in der Tür vorbei, lief die Treppe hinunter und stand als Erster bei der zusammengesunkenen Gestalt.
    Er schläft , dachte Knut erleichtert. Er legte eine Hand auf die kühle Wange, um den Puls zu fühlen, zog sie aber sofort wieder zurück. Seine Finger waren voller Blut. Hatte er sich verletzt? Knut drehte den Mann auf den Rücken. Kein leichtes Unterfangen. Der Mann war schwer und vollkommen schlaff.
    Die Gäste kamen aus dem Treppenhaus, doch beim Anblick von Knut und der leblosen Gestalt blieben sie stehen. Knut schaute auf. Im Mondlicht sah er dunkle Schatten mit weißen Gesichtern. Eine der Frauen begann mit einer durchdringenden Stimme leise zu jammern. Knut blickte wieder auf den Mann. Wiederbelebungsversuche waren überflüssig, man hatte ihm die Kehle durchgeschnitten, von einem Ohr zum anderen. Der Kopf hing allerdings noch am Körper. Überall war Blut – unter ihm, auf den Treppenstufen, an der Kleidung, auf der Brust. Und noch immer floss es aus der klaffenden Wunde. Der Mann war eben erst ermordet worden, und dies war ein Todesfall, der in keiner Weise mit einem Unfall verwechselt werden konnte.
    Knut erkannte den zahnlosen, aufstehenden Mund und die bleichen Augen wieder, die leblos zum Himmel starrten. Anton, der riesige Bergarbeiter, der nie von Oksanas Seite wich.
    Plötzlich stand Jewgeni Iwanowitsch neben ihm und redete auf ihn ein. »Fjeld, hörst du, was ich sage? Ich schlage vor, die Gäste zu bitten, sich zurück in Igors Wohnung zu begeben. Wahrscheinlich möchtest du, dass die Umgebung abgeriegelt wird? Es gibt eine Blutspur …«
    Knut riss sich zusammen, schluckte und räusperte sich. »Ja, mach das. Bitte sie, in der Wohnung zu warten. Aber komm sofort wieder. Ich brauche Hilfe.« Blutspur? Was meinte der Russe? Sie wateten doch geradezu in Blut, das im Mondschein noch immer in kleinen Rinnsalen die Treppe hinablief, schwarz wie Teer.
    Der Ermittler kam rasch zurück. »Alles in Ordnung. Ich habe Igor gebeten, die Tür abzuschließen. Die meisten sind völlig fertig, nicht nur die Frauen.« Er setzte sich neben Knut in die Hocke und betrachtete den Toten genau. »Hast du ihn gefunden?«
    »Ja. Ich habe dich nicht gesehen, als ich hinunterlief. Wo warst du?«
    »Tut mir leid, ich habe den Empfang verlassen … ich hätte dir Bescheid geben sollen, izvinite .« Der Russe sah keineswegs so aus, als würde es ihm leidtun. Eher schien er sich über Knuts offenkundiges Misstrauen zu amüsieren. »Ich wollte noch mal ins Frauenhaus; ich vermute, dass Ljudmila dort eine Gruppe treuer Unterstützerinnen versammelt hat – wenn es denn noch welche gibt. Hast du bemerkt, dass es unter den Frauen in Barentsburg einen Machtkampf gibt?«
    »Und dieser Mord soll mit dem Machtkampf im Frauenhaus zu tun haben?« Knut

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