in neuen Abenteuern
an.“
„Na, warten wir mal ab“, meinte Helene boshaft. „Wir warten, bis die Zeit reif ist! Komm jetzt – wir sollten gehen, bevor sie uns sieht.“
Petra und Helene kamen rechtzeitig zum Kaffee ins Internat zurück. Hanni und Nanni sahen die beiden hereinkommen und blieben staunend stehen. „Meine Güte, ihr habt doch wohl keinen Spaziergang gemacht?“, spottete Hanni. „Ich habe nie in meinem Leben gedacht, dass man euch zwei vor die Tür lotsen kann!“
„Wir haben sogar eine sehr nette Wanderung gemacht.“ Helene lächelte hinterlistig. „Und wir haben ein paar höchst interessante Dinge gesehen!“
„Was habt ihr denn mitgebracht?“, fragte Hilda und deutete auf die Blechbüchse in Petras Hand. „Ein paar seltene Pflanzen?“
Petra errötete. Weder sie noch Helene hatten auf Pflanzen oder Insekten geachtet. Plötzlich hatte sie den Verdacht, dass Helene nur weggegangen war, um Carlotta nachzuspionieren.
Helene merkte, wie unbehaglich Petra sich fühlte, deshalb fing sie an zu schwindeln. „Wir haben eine ganze Menge Sachen“, sagte sie. „Wir zeigen sie euch später. Jetzt haben wir erst mal schrecklichen Hunger – und der Kaffee steht schon auf dem Tisch.“
Helene wusste genau, dass nach dem Kaffee kein einziges Mädchen Lust hatte, irgendwelche Pflanzen oder Insekten anzusehen. Sie zerrte Petra zur Garderobe, damit sie ihren Mantel auszog und sich die Hände wusch. Petra schwieg noch immer. Sie konnte nicht begreifen, warum Helene so schamlos gelogen hatte.
Vielleicht hat sie es nur getan, um Carlotta nicht zu verraten, dachte Petra. Sie wollte sie schützen!
Carlotta kam sehr spät zum Kaffee. Sie murmelte eine Entschuldigung und setzte sich auf ihren Platz. Vom Rennen war sie noch ganz rot im Gesicht.
„Wo bist du nur gewesen?“, fragte Hanni. „Wir haben dich den ganzen Nachmittag gesucht. Du wärst beim Tennis dran gewesen. Hattest du es vergessen?“
„Ich habe nicht mehr daran gedacht“, sagte Carlotta und nahm sich ein Stück Brot. „Ich bin ein bisschen spazieren gegangen.“
„Mit wem denn?“, fragte Jenny.
„Mit mir selber“, sagte Carlotta ehrlich und senkte die Stimme, damit es Frau Roberts nicht hörte. „Ich weiß, es ist nicht erlaubt – aber ich wollte allein sein.“
„Du wirst doch noch eines Tages geschnappt werden“, warnte Bobby sie. „Ich halte mich ja auch nicht so genau an die Schulregeln – aber du benimmst dich, als ob es überhaupt keine gäbe. Sei vorsichtig, Carlotta!“
Aber Carlotta lächelte nur. Sie besaß ein Geheimnis, das sie für sich behalten wollte, und hatte keine Ahnung, dass es schon jemand herausgefunden hatte.
Tumult in Mamsells Stunde
Als Nächstes kam es zu einem Tumult in der Französischstunde. Die Wochen vergingen schnell. Die Klasse schien überhaupt keine Fortschritte zu machen. Das Wetter war sehr heiß, die meisten litten darunter und hatten keine Lust zum Arbeiten. Petra und Hilda waren die Einzigen, die gut lernten. Die Zwillinge dagegen wurden immer fauler und Sadie und Bobby brachten ihre Lehrerinnen zur Verzweiflung.
Am meisten musste sich Mamsell über Carlotta ärgern. Wenn Carlotta irgendjemand nicht mochte, dann zeigte sie es deutlich. Sie benahm sich sehr kindisch, wenn sie ihre Abneigung zeigen wollte, schnitt Grimassen, wandte sich ab und schlug sogar gelegentlich um sich. Oder sie stampfte mit dem Fuß auf, gebrauchte Schimpfworte und fluchte in einer fremden Sprache. Dann fielen ihr die schwarzen Locken in die Stirn und ihre Augen blitzten gefährlich. Ihre Mitschülerinnen lächelten darüber, nur Hilda wies sie manchmal zurecht. Als Klassensprecherin hatte sie schließlich einige Verantwortung.
„Carlotta, du blamierst dich, wenn du dich so aufführst“, sagte sie, als Carlotta wieder einmal fluchte wie ein Bierkutscher. „Du blamierst auch deine Eltern. Eltern werden immer danach beurteilt, wie ihre Kinder sich verhalten. Lass deine Angehörigen nicht im Stich!“
Carlotta drehte sich um und schüttelte heftig den Kopf. „Meine Eltern haben mich im Stich gelassen“, sagte sie. „Ich würde ganz sicher nicht hier bleiben, wenn ich es nicht jemand versprochen hätte. Glaubst du, dass ich mir je einen Ort ausgesucht hätte, an dem ich mit Leuten wie Elli und Sadie und Helene zusammen sein muss? Nie im Leben!“
Hilda wusste kaum, was sie antworten sollte.
„Wir können nicht jeden mögen“, meinte sie schließlich. „Du magst doch einige von uns, Carlotta, und wir können
Weitere Kostenlose Bücher