in neuen Abenteuern
dich gut leiden. Kannst du nicht begreifen, dass du dir das Leben nur schwer machst, wenn du dich so unmöglich aufführst? Wenn man in einer Gesellschaft lebt, muss man die anderen respektieren, auch wenn einem manches nicht so passt! Ich bin hier Vertrauensschülerin und dafür verantwortlich, dass ihr euch in unsere Gemeinschaft einfügt und wie vernünftige Menschen benehmt. Ich kann nicht dulden, dass du dich wie eine Vierjährige aufführst. Schließlich bist du schon dreizehn.“
Carlottas Zorn verschwand so plötzlich, wie er gekommen war. Sie mochte die ausgeglichene, verantwortungsbewusste Hilda ausgesprochen gern. Sofort streckte sie ihr die Hand hin.
„Ich weiß, dass du recht hast“, sagte sie. „Aber ich bin halt nicht so erzogen worden wie du – ich habe nicht die gleichen Dinge gelernt. Verachte mich nicht, weil ich anders bin.“
„Dummkopf“, sagte Hilda und schlug ihr freundschaftlich auf den Rücken. „Wir mögen dich ja gerade, weil du so anders bist. Wir sind im Grunde froh, eine so aufregende Person in der Klasse zu haben. Aber mache es Mädchen wie Helene nicht zu leicht, dich zu ärgern. Du weißt ja, dass sie immer gleich zu Frau Roberts rennt, sobald du ein paar Schimpfwörter loslässt. Wenn du dich wirklich austoben musst, dann falle über mich oder Bobby her. Uns macht es nichts aus!“
„Das ist es ja gerade“, sagte Carlotta. „Mit euch kann ich nicht böse sein – ihr seid viel zu anständig zu mir. Hilda, ich will versuchen, ein wenig ruhiger zu werden. Ich verspreche es dir. Mit Frau Roberts komme ich ja schon etwas besser aus – aber bei Mamsell könnte ich manchmal aus der Haut fahren. Ich will jetzt besonders vorsichtig sein. Du sollst meinetwegen keinen Ärger haben.“
Eigentlich war es Bobby, die den Tumult in der Französischstunde verursachte. Mamsell unterrichtete und Bobby langweilte sich. Sie verabscheute die unregelmäßigen französischen Verben, deren Endungen sie nie behalten konnte. Es ist gerade so, als habe Mamsell sie erfunden, um uns zu ärgern, dachte Bobby. Wenn doch diese schreckliche Stunde endlich vorbei wäre!
Auf dem Fensterbrett neben Bobbys Pult stand ein Terrarium, das von der Klasse gepflegt wurde. Es war ein großer käfigartiger Kasten, der vorn eine Glaswand hatte, die sich herunterklappen ließ. Im Terrarium lebten zwei große Frösche und eine plumpe Kröte, außerdem gab es noch sechs Schlangen. Die Klasse reagierte sehr unterschiedlich auf die Bewohner des Terrariums.
Katrin, die Tiere sehr liebte, hing mit wirklicher Zuneigung an den Fröschen und der Kröte und behauptete, sie könne die sechs Schlangen mühelos auseinanderhalten. Sie hatte ihnen sogar Namen gegeben. Der Rest der Klasse konnte nur den „Dussel“ erkennen, der sich anscheinend nie bewegte und eine weiße Stelle am Kopf hatte. Die Zwillinge mochten die Frösche und die Kröte und Nanni kitzelte oft den einen Frosch mit einem Strohhalm. Er hob dann den rechten Vorderfuß, spreizte seine kleinen Zehen und kratzte sich am Rücken.
Sadie und Elli konnten die Tiere nicht ausstehen und Helene schüttelte sich jedes Mal, wenn die Frösche oder die Kröte sich bewegten. Doris verabscheute sie auch. Bobby hatte keine besonderen Gefühle für sie, aber sie fürchtete sich auch nicht vor den harmlosen Kreaturen. Sie nahm sie ohne Ekel in die Hand, wenn das Terrarium gesäubert werden musste. Das brachten Helene und auch noch ein paar andere Mädchen nicht fertig.
An diesem Morgen langweilte sich Bobby ganz schrecklich. Der Französischunterricht schien sich stundenlang hinzuziehen und die Pause lag noch in weiter Ferne. Plötzlich bewegte sich etwas im Terrarium und Bobby schaute auf.
Einer der Frösche hatte seine Zunge herausgeschnellt und eine Fliege geschnappt, die durch den Drahtdeckel geflogen war. Bobby warf einen kurzen Blick auf Mamsell. Sie stand an der Tafel und schrieb französische Sätze an, sie wandte der Klasse den Rücken zu und schien sehr vertieft in ihre Arbeit. Die Mädchen sollten inzwischen eine Übersetzung vorbereiten.
Bobby stieß Jenny an. Jenny schaute zu ihr hinüber. „Pass auf“, flüsterte Bobby. Sie klappte die Glaswand des Terrariums herunter und streckte die Hand hinein, nahm einen der überraschten Frösche und schloss den Kasten wieder.
„Wir lassen ihn auf Helene hüpfen“, wisperte Bobby. „Die wird zu Tode erschrecken!“
Niemand hatte bemerkt, was Bobby tat. Mamsell war an diesem Morgen sehr streng und die Klasse
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