in neuen Abenteuern
versuchen, Frau Theobald“, sagte Bobby und sie blickte glücklich in das freundliche, gütige Gesicht der Direktorin. Wie konnte sie nur einen Augenblick denken, dass Frau Theobald sie nicht leiden mochte? Wie konnte sie nur?
Sadie bekommt einen Brief
Etwa zur gleichen Zeit dachte auch Helene über all die Vorwürfe nach, die ihr Frau Theobald gemacht hatte. Dabei stieg wieder die Wut gegen Carlotta auf. Sie schien ihr die Ursache für alle Schwierigkeiten zu sein. Helene wollte nicht begreifen, dass nur die eigene Eifersucht und Missgunst sie in eine so missliche Lage gebracht hatte.
Helene fühlte, dass sie Frau Theobald wieder versöhnen musste. Aber sie besaß nicht Bobbys Einsicht und Mut – sie wagte es nicht, noch einmal vor die Direktorin hinzutreten. Außerdem fürchtete sie, dass Frau Theobald sie durchschaute – ihre Reue war ja nicht echt –, sie wollte sich nur bußfertig zeigen, damit sie nicht zu hart bestraft wurde.
Sie schrieb also einen kurzen Brief und legte ihn auf Frau Theobalds Schreibtisch, als die Direktorin nicht in ihrem Zimmer war. Frau Theobald fand ihn dort und öffnete ihn. Sie las, was Helene geschrieben hatte, und seufzte. Sie glaubte kein Wort.
„Liebe Frau Theobald“, hieß es in dem Brief. „Ich habe lange über die Dinge nachgedacht, die Sie mir gesagt haben, und ich versichere Ihnen, dass mir die ganze Angelegenheit sehr leid tut. Ich schäme mich sehr und werde mich anstrengen, ein besserer Mensch zu werden und einen guten Einfluss auf die anderen auszuüben.“
Was für eine Schwindlerin, dachte Frau Theobald traurig. Wahrscheinlich glaubt sie noch selber daran, dass sie einen neuen Anfang macht. Nun – wir werden sehen.
Hanni und Nanni waren sehr froh, als sie am Abend Bobbys glückliches Gesicht sahen. Bobby lächelte ihnen zu. Sie wirkte fast so spitzbübisch wie früher.
„Mir geht es wieder gut“, sagte sie. „Aber von nun an wird mein Leben anders verlaufen – ich werde meinen Verstand dazu benützen, zu lernen und zu arbeiten. Jetzt gibt es keine quiekenden Kekse mehr für mich!“
Die Zwillinge und Jenny machten lange Gesichter. „Oje“, meinte Hanni enttäuscht. „Du willst doch hoffentlich nicht so fad und langweilig werden wie diese schreckliche Helene? Wirst du nie mehr einen Streich aushecken und jemandem einen Schabernack spielen?“
„Meine Güte, Bobby“, sagte Jenny. „Das könnte ich nicht aushalten. Sei doch wieder die gleiche lustige Bobby, die wir alle so gerne mögen!“
Bobby lachte und hakte sich bei Jenny unter. „Mach dir nur deswegen keine Sorgen“, sagte sie. „Ich werde fleißig lernen und mich sehr im Unterricht anstrengen – aber trotzdem werde ich nicht fad und langweilig werden. Das könnte ich einfach nicht. Ich hecke schon wieder Streiche aus und überrasche euch mit allerlei erstaunlichen Dingen – aber ich werde darüber die Arbeit nicht mehr vergessen.“
Bobby hielt das Versprechen, das sie Frau Theobald gegeben hatte. Sie bemühte sich sehr und zeigte so gute Leistungen, wie sie niemand von ihr erwartet hatte. Sie war selber überrascht, wie gut sie abschnitt, wenn sie mit wirklichem Eifer an eine Sache heranging. Zum ersten Mal merkte sie auch, in welchem Maß gut gelungene Arbeiten einen Menschen befriedigen und glücklich machen können.
„Natürlich werde ich es nie schaffen, mich so sklavisch an meine Arbeit zu klammern wie du“, sagte Bobby zu Petra und schaute mitfühlend zu dem jungen Mädchen hinunter, das mit gebeugtem Rücken über einem Buch saß und immer wieder den gleichen Text vor sich hin murmelte. „In letzter Zeit schaust du ziemlich blass aus, Petra“, meinte Bobby, „sicher lernst du zu viel.“
Es stimmte. Petra war sehr blass – aber sie war nicht nur blass, sie war auch unglücklich. Sie bedauerte, dass sie sich mit Helene angefreundet hatte, denn sie mochte das Mädchen schon lange nicht mehr. Leider brachte sie es nicht fertig, sich ganz von Helene abzuwenden. Deshalb vergrub sie sich in ihre Arbeit und strengte sich doppelt an. Petra lächelte Bobby schüchtern zu. Sie bewunderte das große, starke Mädchen. Bobby hatte nie irgendwelche Scheu, die Dinge beim richtigen Namen zu nennen. Sie sagte genau das, was sie dachte, und ließ sich durch nichts beeinflussen. Wenn doch Bobby ihre Freundin wäre – anstelle von Helene!
Helene war eigentlich zufrieden mit sich. Frau Theobald hatte kein Wort über ihren Brief verloren; das Mädchen war ziemlich sicher, dass er
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