in neuen Abenteuern
selbstständigen, verantwortungsbewussten, klugen Menschen entwickeln. Ob sie reizvoll sind oder nicht, ist uns nicht wichtig!“
„Nun, dann lasse ich also Sadie bis zum Ende des Schuljahres da“, sagte Frau Greene nach einer Pause. „Ich bleibe hier im Hotel wohnen und habe ein Auge auf sie. Sie scheint übrigens dieses hübsche kleine Ding, diese Elli, sehr zu mögen. Wenn die Ferien kommen, nehme ich Sadie mit nach Amerika – und vielleicht würde es Elli Freude machen, mit uns zu fahren. Sie ist so ziemlich das netteste Persönchen, das Sie hier haben.“
Frau Theobald nahm sich vor, Ellis Mutter vor einer solchen Einladung nach Amerika zu warnen. In den letzten zwei Monaten war sie mit Elli gar nicht zufrieden gewesen, und wenn das Mädchen noch länger mit Sadie zusammenblieb, würde sie wahrscheinlich vollkommen verdorben.
So kam es, dass Sadie und Helene bis zum Ende des Schuljahres in Lindenhof blieben. Sadie freute sich darüber – aber Helene war sehr böse und unglücklich. Es war ihr schrecklich unangenehm, so vielen feindseligen Blicken standzuhalten und die allgemeine Verachtung zu spüren. Zum ersten Mal in ihrem Leben bekam sie wirklich die Strafe, die sie verdiente.
Endlich Ferien!
Langsam ging das Schuljahr zu Ende. Es gab noch viele Sportwettkämpfe, Abschiedsfeiern – und natürlich Klassenarbeiten. Die Mädchen waren von morgens bis abends beschäftigt. Alle waren sehr vergnügt – nur Helene nicht; aber keine ihrer Schulkameradinnen, noch nicht einmal Petra, bemitleidete sie. Niemand wusste, dass sie zum Ende des Schuljahres Lindenhof verließ, und Helene selber verriet sich mit keiner Silbe.
Petra war einige Tage krank gewesen – und Frau Theobald war zu der Überzeugung gekommen, dass sich das Mädchen überarbeitete und dass es Sorgen hatte. Carlotta erzählte ihr, dass Petra Helenes Freundin gewesen war, aber nur ausgenützt wurde.
„Carlotta, du könntest etwas für mich tun“, sagte Frau Theobald. „Freunde dich mit Petra an, und pass auf, dass sie nicht mehr unter Helenes Fuchtel gerät. Petra ist ein liebes Mädchen, nur zu ehrgeizig. Es wird ihr gut tun, ein bisschen weniger zu lernen und dafür mehr an die Luft zu gehen. Nimm sie unter deine Fittiche, Carlotta, und sorge dafür, dass sie richtig lachen lernt.“
Carlotta war über die Bitte der Direktorin erstaunt, aber auch sehr stolz. Sie bewunderte die kluge, freundliche Direktorin und verehrte sie sehr. So kam es, dass sich Carlotta und Petra anfreundeten. Als Petra blass und niedergeschlagen die Krankenstation verließ, erlebte sie eine angenehme Überraschung: Immer wenn sich Helene an sie heranmachen wollte, wurde sie von Carlotta beiseite gedrängt. Carlotta schien stets in ihrer Nähe zu sein. Carlotta ging mit ihr spazieren, spielte mit ihr Tennis und bat sie um Hilfe bei den Hausaufgaben.
Bald sah Petra schon viel froher aus und ihr kleines Gesicht leuchtete jedes Mal auf, wenn Carlotta freundlich lächelnd auf sie zukam.
„Es war manchmal eine aufregende Zeit“, sagte Frau Roberts zu Mamsell. „Zuerst habe ich gedacht, dass sich die neuen Mädchen nie eingewöhnen würden – und Bobby hatte ich ganz aufgegeben.“
„O diese Bobby!“ Mamsell lachte. „Sie hat mir einige Streiche gespielt – aber jetzt ist sie so ein fleißiges, nettes Mädchen geworden, dass ich nur staunen kann.“
„Ja“, bestätigte Frau Roberts, „Bobby ist ganz anders geworden – man erkennt sie kaum wieder – zumindest im Unterricht! Ich bin sehr zufrieden mit ihr. Aber die kleine Petra macht mir immer noch Sorgen – sie arbeitet einfach zu viel!“
Mamsell lächelte. „Wenn sie jetzt Carlotta zur Freundin hat, dann wird sich das sicher bald ändern. Diese neue Freundschaft ist doch seltsam, finden Sie nicht auch?“
„Es würde mich nicht überraschen, wenn da die Direktorin ihre Finger im Spiel hätte“, meinte Frau Roberts. „Sie ist eine bemerkenswerte Frau, sie kennt die Mädchen in- und auswendig!“
„Helene und Sadie verlassen ja die Schule“, fuhr Mamsell fort. „Darüber kann ich mich nur freuen. Diese Helene habe ich nicht ausstehen können. Ekelhaft, wie sie ihre Kameradinnen verpetzt hat!“
„Sie muss noch eine Menge lernen im Leben“, sagte Frau Roberts ernst. „Eine Lehre hat sie ja schon bekommen. Zum ersten Mal in ihrem Leben ist sie gezwungen worden, sich zu sehen, wie sie in Wirklichkeit ist – und zwei Wochen lang muss sie die Verachtung ihrer Mitschülerinnen ertragen. Ich
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