In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
gut! Morgen gehen wir zusammen zum Münster, um beim Papst Kerzen zu holen, sie ist mir nicht mehr böse!«
»Soso, zum Kerzenholen geht ihr zusammen!«
Giovannis Grinsen ließ einen Verdacht in ihm aufsteigen.
»Hast du hier deine Hand im Spiel gehabt?«
»Mein lieber Cunrat, Gretli ist ein unerfahrenes Mädchen, manche Dinge muss man ihr erklären. Nichts anderes habe ich getan.«
Cunrat wurde misstrauisch. Es gefiel ihm nicht, dass Giovanni, der nach eigenem Bekunden wusste, was die Frauen liebten, sich hinter seinem Rücken mit Gretli getroffen hatte.
»Wo bist du ihr begegnet?«
»Nun schau nicht so sauertöpfisch drein! Ich bin zum Hohen Haus gegangen, um Brot abzuliefern, und da hab ich gesagt, dass ich die Jungfer Margarethe sprechen möchte. Zuerst war sie sehr abweisend, aber dann hab ich das Band um ihren Hals gesehen. Du hast mir dein Geschenk doch gezeigt, den grünen Stein mit dem Sammetband, und ich hab gesehen, dass sie ihn noch auf der Brust trug. Und da war mir klar, dass sie dich noch im Herzen trägt. Ich hab ihr erklärt, wie das ist mit den Männern, dass es nicht in ihrer Natur liegt zu widerstehen, wenn eine Frau sie verführt, und dass es dir mit Barbara Katzin so gegangen ist. Dann hab ich ihr geschworen, dass du keine andere Frau mehr angerührt hast, seit du sie kennst, und ich hab ihr berichtet, wie du mir immer von ihr vorgeschwärmt hast, und wie närrisch du sie liebst. Und zum Schluss hab ich ihr gesagt, dass es ihre Schuld ist, dass du den Verstand verloren hast und zum Säufer wirst, und dass wir dich fortschicken werden, wenn sich das nicht bald ändert.«
Cunrat wusste nicht, was er sagen sollte. Einerseits war er glücklich über das Ergebnis von Giovannis Freundschaftsdienst, andererseits fühlte er sich hintergangen und vor Gretli bloßgestellt. So zuckte er nur die Schultern.
»Ein wenig mehr Dankbarkeit hätte ich mir gewünscht, mein Freund, dass ich deine Buhlschaft zu einem guten Ende geführt habe!«, maulte Giovanni, und Cunrat überwand sich zu einem gemurmelten »Danke.«
Doch dann berichtete er seinem Kollegen von Gretlis Vorschlag, beim Gastmahl des Burggrafen auszuhelfen, und Giovanni entschied, dass sie sogleich im Hause Tettikover vorstellig werden würden. So kam es, dass Cunrat und Giovanni sich kurz darauf im Hohen Haus präsentierten und dort sogleich als Helfer für den Sonntag in Dienst genommen wurden. Außerdem bestellte der Küchenmeister 20 Brotlaibe und 15 gefüllte Pasteten bei ihnen. Wegen des Lichtmesstages am Samstag, einem Feiertag, an dem man normalerweise nicht arbeiten durfte, sollten sie sich keine Sorgen machen, sagte er, wer für den König arbeite, habe einen Dispens des Papstes. Da zogen sie mit ihrem Karren rasch weiter zum Kornhaus, um die entsprechende Menge Mehl zu kaufen.
Den ganzen Samstag waren sie mit Backen beschäftigt, damit die Brotwaren für Sonntagmorgen bereit waren. Nur Cunrat ging am Nachmittag zum Münster, um Gretli zu treffen, die ihnen ja diesen Auftrag verschafft hatte. Als er in die Nähe der Bischofskirche kam, wurde jedoch die Menschenmenge zwischen den Buden immer dichter. Alle schienen auf geweihte Kerzen zu warten, und es war nicht daran zu denken, bis zum Portal vorzudringen, geschweige denn in die Kirche hineinzugelangen. Wie sollte er jetzt Gretli finden? Zum Glück war er größer als die meisten Umstehenden, und so entdeckte er irgendwann in der Menge die leuchtend roten Haare seines Mädchens. Sie hatte ihre Kopfbedeckung abgenommen, vielleicht in der Absicht, ihm das Auffinden zu erleichtern. Mithilfe seiner langen Arme bahnte er sich mühsam einen Weg durch die Menschenmassen, bis er endlich bei ihr war.
»Cunrat, es sind so viele Leute hier, sie sagen, der Papst werde die schwedische Königin Birgitta heiligsprechen. Die Messe kann noch lange dauern, aber danach wird Johannes im Pfalzhof die Kerzen austeilen.«
Also versuchten sie, in den Pfalzhof zu kommen, aber auch dort standen schon Hunderte von Menschen bereit, auf die geweihten Gaben zu warten. Normalerweise reihten sich hier die Krämerbuden aus Zeltleinwand aneinander, doch für dieses Ereignis hatte man sie abgebaut, um Platz für die Menschenmassen zu schaffen.
Dank Cunrats Größe gelang es den beiden schließlich, sich langsam an der Mauer entlang durch das Tor in den Hof hineinzudrängen, wo sie dann in einer Ecke ein Plätzchen fanden. Cunrat lehnte sich an die Wand und hüllte seinen Mantel um Gretli, die sich wiederum an
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