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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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einmal zu Cunrat und seinen Kumpanen gesellte, brannte er darauf, ihnen zu erzählen, dass der Herr der Conte Alessandro Sassino war, der mit seinem Diener bei ihm wohnte. Er stammte aus San Marino und war vom dortigen Fürsten zum Konzil nach Costentz gesandt worden. Er sei ein sehr frommer, gebildeter Herr, der viele Bücher dabei habe und immer studiere. Auch spreche er 15 Sprachen und kenne sich gar in den Gesetzen der Alchimie aus.
    »Vielleicht hat er sogar den Stein der Weisen bei sich und kann Gold machen!«, flüsterte der Wirt ihnen hinter vorgehaltener Hand zu. Die drei Bäckergesellen blickten bewundernd auf den Conte.
    »W… was ist d… denn ein C… conte?«, wollte Cunrat wissen.
    »Zu Deutsch: ein Graf, ein edler Herr!«, antwortete Tettinger.
    Die drei nickten andächtig.

    Von da an war Cunrat ein regelmäßiger Gast in der Weinstube Zur Haue , auch wenn er fortan seinen Wein selber bezahlen musste und sich deshalb meist nur den billigen Knechtewein leisten konnte. Er verstand sich gut mit dem Wirt, der offenbar einen Narren an dem langen Bäckergesellen gefressen hatte – »wenn ich einen Sohn hätte, müsste er so sein wie du!« – und ihm wenigstens ab und zu einen Becher Rheinwein spendierte.
    »Was soll’s?«, rief der Dicke fröhlich, wenn seine Schwester Karolina, Herrin am Herd über Bratspieß und brodelnde Dreifußtöpfe, ihn dabei ertappte und mit strengen Blicken strafte. Doch im Grunde hatte auch sie den jungen Bäcker in ihr Herz geschlossen, und Cunrat, der immer wieder vom Heimweh geplagt wurde, fühlte sich bei den beiden ein wenig zu Hause.
    »Bald hab ich Geld im Überfluss!«, versicherte der Wirt ihm mehr als einmal im Vertrauen. »Das Konzil macht uns reich, nicht wahr?« Dann klopfte er dem Gesellen auf den Rücken, und Cunrat lachte und verschluckte sich und hustete auf sein Wohl. Bis zu jenem Tag im November.

    *

    Poggio Bracciolini an Niccolò Niccoli, am 31. Oktober, dem Tag des Heiligen Quintinius, im Jahre des Herrn 1414

    Ich, Poggio, entbiete Dir, meinem Niccolò, einen herzlichen Gruß!

    Vor drei Tagen sind wir in Costentz eingetroffen, unser Herr Papst und mit ihm ein großes Gefolge. Von des Papstes Missgeschick am Arlbergpass hast Du wohl schon vernommen, dass an der Kutsche ein Rad abbrach und er in den Schnee fiel. Was du vielleicht nicht weißt, ist, wie unser Herr darauf reagiert hat: »Jaceo hic in nomine diaboli! Ich liege hier im Namen des Teufels!«, hat er ausgerufen, als wir herbeigelaufen sind. Natürlich haben einige Leute im Gefolge getuschelt, dies sei ein böses Omen, und man solle den großen Widersacher nicht herausfordern. Ich glaube eher, dass hier wieder einmal das alte Ego unseres Herrn Papstes sich Bahn gebrochen hat, aus der Zeit, als er noch mit einem Piratenschiff die Meere befuhr und einen raueren Umgang pflegte als Pfaffen und Schreiber.
    Bei unserem Einzug in der kleinen schwäbischen Stadt wurden wir von einer gewaltigen Volksmenge empfangen. Die Leute drängten sich in den engen Gassen, um uns willkommen zu heißen. Es lebt hier ein seltsamer Menschenschlag, rotgesichtig und derb, echte Barbaren. Allerdings sah ich auch manche Rose unter all den Dornen, hin und wieder gewahrte man doch ein hübsches Frauengesicht in der Menge. Außerdem mangelt es auch nicht an unendlichen Frauen, die von überall her dem Papst vorausgeeilt sind und die Stadt bevölkern, und unter diesen gibt es ebenfalls viele recht ansehnliche, Schwarze, Rote, Blonde …
    Gleich nach unserer Ankunft entstand ein heftiger Streit um des Papstes prächtigen Schimmel. Nachdem unser Heiliger Vater vor dem Dom abgestiegen war, wollte sein Marschall den Hengst in den Stall bei der Bischofspfalz führen, da kamen plötzlich die Söhne des Bürgermeisters Heinrich von Ulm mit ein paar Knechten und forderten das Pferd ein. Es sei der Brauch, dass dem Bürgermeister als dem obersten Stadtherrn diese Gabe zustehe. Zunächst glaubte ich, dass sie anfangen würden zu kämpfen, aber schließlich gaben der Marschall und seine Leute nach. Es ist ja wichtig, dass wir zur Stadtregierung ein gutes Verhältnis wahren.
    Doch will ich Dir nun ein wenig von Costentz berichten. Das Städtchen ist zwei Bogenschuss lang und einen Bogenschuss breit. Es liegt nicht nur an einem, sondern gleich an zwei Wassern, nämlich dem großen Costentzer See und dem Rheinstrome. So eingekeilt, birgt es in seinen Mauern Platz für etwa 5000 Seelen, also etwa ein Zehntteil der Bürger von Florenz.

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