Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
Vom Netzwerk:
Boden; Cunrat hätte sich hier nicht erhängen können. Tettingers dicker Hals war in der Seilschlinge dünn und sein Körper im Tod birnenförmig geworden. Die Augen waren hervorgequollen, sein Gesicht war blau und die Zunge hing dickgeschwollen aus dem Mund. Er sah aus wie eine jener armen, von Teufeln geplagten Seelen, die Cunrat beim Jüngsten Gericht über dem Eingang der Peterskirche jenseits des Rheins gesehen hatte. Er wandte sich ab und schluchzte auf. Der Tote war einer seiner wenigen Freunde in Costentz gewesen, ja mehr noch, er hatte in ihm den Vater wiedergefunden, den er so früh verloren hatte. Und nun hing er hier von der Decke und hatte sich im Tod noch nass gemacht, weshalb es in dem kleinen Raum ekelhaft stank. Nach Seiche und nach … Cunrats feine Nase nahm noch einen anderen Geruch wahr, den er aber nicht recht einordnen konnte. Es war nicht der übliche Weinkellerschimmelmuff, sondern ein geradezu teuflischer Gestank. Hatte der Prediger bei den Dominikanern nicht vor Kurzem erst gesagt, dass der Teufel einen ekelerregenden Geruch verbreite? Womöglich hatte sich Tettinger gar nicht selber erhängt, sondern war vom Teufel umgebracht worden? Hatte er deswegen eine solch entsetzliche Todesfratze? Cunrat lief ein Schauer über den Rücken.
    Inzwischen hatten die Stadtknechte den Toten abgeschnitten, und der Vogt und der Stadtarzt beugten sich über ihn. Steinhöwel schloss ihm die Augen, wofür Cunrat dankbar war, während er sich gleichzeitig über die Kaltblütigkeit des Mannes wunderte, der den Toten mit so viel distanziertem Interesse musterte wie ein Metzger einen Bärenschinken.
    Zuerst untersuchte er den Hals, in den der Hanfstrick eine tiefe, rote Furche eingegraben hatte. Dann lockerte er das Seil und besah sich den Knoten im Nacken.
    »Kunstvoll!«, kommentierte er mit Blick auf den Vogt.
    Als er den Kopf des Toten zur Seite drehte, murmelte er vor sich hin: »Verfluchte Fledermäuse!«
    »Fledermäuse?« Der Vogt sah verblüfft auf. »Hier gibt es keine Fledermäuse!«
    »Muss es aber. Oder wie wollt ihr euch das sonst erklären?«
    Der Arzt bog ein Haarbüschel hinter dem Ohr des Toten auseinander und zeigte Hanns Hagen zwei kleine dunkle Löcher mit geronnenem Blut.
    »Ratten können wohl kaum so hoch fliegen, oder?«
    Sie bogen nun beide den Kopf zurück und suchten mit den Augen das niedrige Kellergewölbe ab, aber nirgends waren Spuren von Fledermäusen zu sehen. Der Arzt zuckte mit den Schultern. »Werden vor den vielen Leuten abgehauen sein.«
    Also wandten sie sich wieder der Untersuchung des Leichnams zu. Hanns Hagen besah sich die Hände. Sie waren leicht gekrümmt und in den Handflächen wächsern gelb, während sie außen auf dem Handrücken ein paar Schrammen aufwiesen.
    »Keine blutigen Finger. Seltsam, meistens versuchen sie im Todeskampf doch noch das Seil zu lockern. Er wohl nicht. Aber woher kommen die Schrammen außen?«, fragte er den Arzt.
    »H… herr, v… vielleicht war es d… der T… teufel!«, traute sich nun Cunrat einzuwerfen.
    »Was?« Hagen und Steinhöwel sahen beide auf und schienen erst jetzt die anderen Menschen wahrzunehmen, die neugierig in den Kellerraum drängten, allen voran Cunrat.
    Der Arzt wurde ärgerlich. »Ach was, Teufel, er hat sich selbst aufgehängt!«
    Hanns Hagen hob eine Augenbraue.
    »A… aber der G… geruch!«, insistierte Cunrat.
    »Wer bist du überhaupt? Was hast du hier zu suchen? Los, schafft ihn raus!« Steinhöwels Stimme nahm einen schrillen Tonfall an.
    Die Stadtwachen versuchten, Cunrat gegen den Widerstand der Menge hinauszudrängen, aber der wehrte sich und protestierte: »H… herr, er war m… mein F… freund!«
    Der Vogt schien etwas gutmütiger als der Arzt und wies die Wachen mit einer Geste an, Cunrat loszulassen. Dann antwortete er, während er den Strick von Tettingers Hals nahm und zusammenrollte: »Schöner Freund! Ein Weinfälscher war er! Vorgestern ist er angezeigt worden, und gestern hat der Visierer den Weinkeller hier durchsucht. Einen Schwefelmörser hat man gefunden und Weidasche und Scharlachkraut. Wer weiß, was er sonst noch alles in den Wein geschüttet hat! Die Schänke sollte geschlossen werden, den Wein wird man in den Rhein kippen, und er hätte die Stadt verlassen müssen. Und dabei hätte er von Glück sagen können, wenn man ihm vorher nicht die Hand abgehackt hätte. Das scheint mir Grund genug, sich aufzuhängen!«
    »A… aber das ist n… nicht wahr! Er w… war kein P… panscher! Er

Weitere Kostenlose Bücher