In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
versteckt hält!«
Giovanni hatte den richtigen Riecher gehabt. In einer Ecke entdeckte er fünf Mann, die dem Ritter geholfen hatten, sich auf das Turnier vorzubereiten.
»Der dort mit den Narben auf der Wange gehört auch dazu!«
In dem Augenblick, als Cunrat Giovannis Fingerzeig folgte und den Mann mit den Narben entdeckte, blickte der zu ihnen herüber und schaute Cunrat direkt ins Gesicht. Der Bäcker erschrak, dann schüttelte er resigniert den Kopf.
»Von denen werden wir nichts erfahren!«
»Warum denn nicht? Ich bezahle ihnen den einen oder anderen Krug, wir freunden uns ein wenig an, und dann …«
»Wir können uns nicht mit ihnen anfreunden, Giovanni, der Mann mit den Narben ist Kaspar Knutz, der Weber, der versucht hat, mich in Bärbelis Auftrag umzubringen und dann aus der Stadt verbannt wurde. Eigentlich dürfte er gar nicht hier sein. Aber wir sind ja damals auch zurückgekommen.«
»Sag, dass das nicht wahr ist, Cunrat!«, erwiderte Giovanni bestürzt, fasste sich jedoch schnell wieder und meinte: »Das macht nichts. Er kennt ja nur dich. Ich könnte trotzdem versuchen …«
»Er hat uns längst gesehen und weiß, dass wir zusammengehören. Lass uns lieber verschwinden, sonst hetzt er noch seine Kumpane auf uns!«
In der Tat schauten nun alle Knechte des Ritters von End zu ihnen herüber, während Knutz mit hasserfülltem Gesicht etwas sagte und auf Cunrat zeigte. Da sah auch Giovanni ein, dass es keinen Sinn hatte, hier weiter sein Glück zu versuchen, und sie verließen zusammen mit Ringlin die Haue .
Enttäuscht von den verschiedenen Niederlagen dieses Tages wollte Giovanni jedoch unbedingt seinen Kummer im Wein ertränken, und Simon Ringlin schlug vor, in eine Schänke in der St.-Pauls-Gasse nicht weit von seinem Quartier bei der Witwe Pfister zu gehen, in der sich vor allem die Gesellen der Zimmermanns- und Schreinerzunft trafen. Dort saßen sie bis weit nach Mitternacht und sprachen bei mehreren Krügen Wein über die Geschehnisse des Tages. Cunrat musste Ringlin von seinem Abenteuer mit Bärbeli und Knutz erzählen, was ihm recht peinlich war. Dann mutmaßten sie darüber, wohin König Sigismund wohl gegangen sein könnte, da er ja nicht in der Rüstung von Guillaume de Vienne gesteckt hatte, sie rätselten, warum den Ritter der Schlag getroffen hatte und stellten fruchtlose Überlegungen an, wie sie etwas über Lucia erfahren und sie befreien konnten.
Schließlich wankten sie ihren Behausungen entgegen, wieder einmal ohne Licht, die Hauswände entlangtastend. Simon Ringlin hatte es nicht weit, doch die Bäcker mussten die Plattengasse entlang bis zum Münster gehen und den Münsterplatz überqueren. Dort angekommen sahen sie, wie plötzlich aus dem Tor der Bischofspfalz ein Grüppchen Männer heraustrat. Giovanni machte leise »Pst« und drückte Cunrat in den Schatten. Im Schein der Fackeln, die von zwei Soldaten vorangetragen wurden, erkannten sie den Herzog Friedrich von Österreich, dem ein paar Knappen mit Armbrüsten folgten. Die Männer gingen die Plattenstraße hinab.
Als sie verschwunden waren, meinte Cunrat lachend: »Die Knappen des Herzogs können jedenfalls heute nicht am Ballspiel beteiligt gewesen sein. Hast du den kleinen, dicken Kerl mit der Armbrust hinter Friedrich gesehen? Den hätten sie selber als Ball nehmen können, so fett war der!«
Giovanni antwortete nichts, er machte im Dunkeln nur nachdenklich »Hm!«.
Als die Glocken sie aus dem Schlaf rissen, dachten sie zunächst an einen Brand. In einer Stadt wie Costentz schien dies das Naheliegendste zu sein, wenn Sturm geläutet wurde. So viele Häuser, so eng aneinander gebaut, die meisten aus Holz, überall offenes Feuer und Licht, und dazu die vielen Bäcker in der Stadt – es grenzte an ein Wunder, dass bisher noch nichts passiert war. Cunrat war der Erste, der seinen Kopf aus der Tür streckte und einen vorbeieilenden Soldaten fragte, was denn passiert sei.
»Der Papst ist weg!«, rief der Mann und war schon verschwunden.
Cunrat verstand nicht recht, warum die Glocken geläutet wurden, wenn der Papst weg war, doch auch Giovanni hatte den Ruf gehört.
»Der Papst ist weg! Wisst ihr, was das bedeutet?« Er sprang auf. »Das Konzil ist zu Ende! Aus und vorbei! Jetzt können wir unsere Sachen packen und den Heimweg antreten, Freunde, das Fest ist aus.«
»Aber warum denn?«, wollte Cunrat wissen.
»Weil ein Konzil ohne Papst kein Konzil ist, darum!«
»Und was geschieht jetzt?«
»Ich kann dir
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