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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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holen, er selber sei nur gut zum Federkielespitzen, worauf der Junge rasch mit ängstlicher Miene durch das Tor wieder nach draußen watete. Bouquetot wischte sich den Schweiß von der Stirn, dann fragte er, was ich denn nun wolle. Nachdem ich mich durch einen Blick rundum vergewissert hatte, dass niemand unser Gespräch belauschte, sagte ich ihm, dass er etwas habe, wofür mein Herr bereit sei, einen schönen Batzen auszugeben.
    Nun weiß man ja, mein lieber Niccolò, dass Saint Wandrille in jenem Lande liegt, das in grauer Vorzeit von den Normannen besiedelt worden ist, aber mir scheint, dass dieses barbarische Geschlecht auch heute noch dort herrscht. Bouquetot fragte mich spöttisch, was das denn sei, was der Kardinalbischof so sehr begehre, dass ein feiner Pinsel wie ich bei solchem Wetter losgeschickt werde. Gekränkt ob dieser Respektlosigkeit antwortete ich ihm, dass es um das Manuskript mit den Cicero-Reden gehe, und dass Brogny bereit sei, 200 Gulden dafür zu bezahlen. Einen Augenblick lang sah er mich ungläubig an und ich dachte schon, dass der Vorschlag ihn begeistern würde. Doch dann begann er zu lachen, so laut und vulgär, dass ich mich ängstlich umsah, ob irgendjemand auf uns aufmerksam würde. Nach und nach wurde sein Lachen leiser, bis er endlich verstummte und sich unter Kopfschütteln die Tränen aus den Augen wischte. ›Sagt Eurem Kardinalbischof, dieses Manuskript sei für andere Zwecke vorgesehen, es steht nicht zum Verkauf, und schon gar nicht für 200 Gulden.‹ Ich erwiderte ihm, dass wir eventuell auch bereit wären, auf 250 Gulden zu erhöhen. Doch da klopfte er immer noch lachend auf die Truhe und bemerkte in äußerst sarkastischem Ton: ›Mein lieber italischer Freund! Warum, glaubt Ihr, ist diese Truhe so schwer, dass mein Adlatus und ich sie nicht von der Stelle bewegen können? Warum, glaubt Ihr, schwimmt sie nicht auf dem Wasser fort, obwohl sie doch aus Holz gefertigt ist? Eure paar Gulden würden ihr Gewicht nicht wesentlich vergrößern. Da aber angesichts der Gier mancher Prälaten wahrscheinlich auch diese Menge Gold und Preziosen für unsere Zwecke nicht ausreichen wird, benötigen wir den guten Cicero. Manche von euch Italienern sind ja geradezu fanatisch hinter diesem alten Plunder her!‹
    Noch einmal schüttelte er den Kopf und murmelte verächtlich etwas von Bücherwürmern und Kielnagern. Trotz meines immer größeren Ärgers über seine Geringschätzung des großen Orators (von der Geringschätzung meiner Person will ich gar nicht sprechen!) gab ich nicht auf und bat ihn untertänig, wenigstens einen Blick auf den Codex werfen zu dürfen. ›Wozu?‹, fragte er herausfordernd. ›Ihr werdet ihn ohnehin nicht bekommen. Diese Schafhaut liegt im Trockenen, und ich habe nicht die Absicht, sie jedem Dahergelaufenen vorzuführen.‹
    Da wurde ich zornig. Solch ein Barbar besaß einen der wertvollsten Bücherschätze, die auf dieser Welt existieren, so ein feister Ochse und gemeiner Verächter jedes Gelehrten, der selbst wahrscheinlich gar nicht verstand, wen und was er da in seiner Obhut hatte, und er wollte ihn mir nicht einmal zeigen! Mich packte der Mut der Verzweiflung und ich hörte mich sagen: ›Da gibt es noch etwas anderes.‹ Es war wohl etwas in meiner Stimme, das ihn aufhorchen ließ. So fuhr ich fort: ›Ihr wisst, dass beim letzten Turnier ein burgundischer Ritter zu Tode gekommen ist.‹ ›Guillaume de Vienne!‹, bestätigte er. ›Dieser Schwächling! Ich hätte nicht gedacht, dass er sich so leicht aus dem Sattel heben lässt. Die Burgunder sind alle Großmäuler und Aufschneider!‹ Doch da unterbrach ich ihn: › Ich weiß‹, – und dabei betonte ich das ›Ich‹ – ›dass er sich nicht einfach hat aus dem Sattel heben lassen. Er wurde ermordet, mit einer Armbrust, und zwar mit einer französischen Armbrust!‹ Letzteres war pure Spekulation, aber bei manchen Spielen muss man eben auch die eine oder andere gezinkte Karte unter das Blatt mischen. ›Wenn der König das erfährt‹, fuhr ich fort, ›dann kann die französische Delegation den Prozess zur Verurteilung von Jean Petit vergessen. Dann, mein lieber normannischer Freund, nützt Euch die ganze Truhe dort nichts!‹ Ich konnte den Triumph in meiner Stimme nicht verbergen.
    Bouqetot schaute für einen Augenblick verblüfft drein, und wieder glaubte ich mich kurz vor dem Ziel. Doch da wurden seine Augen zu schmalen Schlitzen, seine Adern an Hals und Stirn schwollen an, und sein Gesicht

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