In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Knecht uns etwas über die Männer sagen.«
Als der Wirt die leeren Teller wieder einsammelte, meinte Giovanni: »Schmeckt gar nicht schlecht, Eure Bohnensuppe! Sagt Sebolt, hat Euer Knecht denn die Männer erkannt, die den Conte angegriffen haben?«
»Ich glaube nicht, aber ihr könnt ihn ja fragen.«
Er winkte einen Mann heran, der gerade aus der Küche kam.
»Haintz, die beiden wollen wissen, ob du die Angreifer erkannt hast, die den Herrn Conte verletzt haben.«
Haintz konnte sich jedoch nicht erinnern, die Männer schon jemals gesehen zu haben.
»Waren es Italiener oder Deutsche oder Ungarn? Wie waren sie gekleidet? Wie haben sie gesprochen?«, fragte Giovanni ungeduldig.
»Es war dunkel, und sie hatten alle Mäntel um. Ich konnte sie nicht richtig sehen, aber einer hat gesprochen. Kam mir spanisch vor.«
»Spanisch? Könnt Ihr Euch denn an etwas erinnern, was er gesagt hat?«
»Nicht genau, es klang wie ›bato‹ und ›capelo‹. Klingt spanisch, oder?«
»Sagte er vielleicht: ’te bato par el capelo‹?«
»Ja, das könnte sein!«
Giovannis Gesicht verdüsterte sich, doch er nickte nur und fragte nicht mehr weiter.
Als sie später auf dem Heimweg waren, wollte Cunrat wissen, was denn dieser Satz zu bedeuten habe. Da seufzte Giovanni tief, bevor er antwortete: »Ich hau dir auf den Hut. Auf venezianisch.«
*
Poggio Bracciolini an Niccolò Niccoli, am 25. Juni, dem Tag nach Johanni, im Jahre des Herrn 1415
Ich, Poggio, entbiete Dir, meinem Niccolò, einen herzlichen Gruß!
Gestern war Johannistag, wie Du weißt, das Fest unseres Stadtpatrons, und ich bin mir sicher, dass ihr prächtig gefeiert habt, mit Fußballspiel auf der Piazza Santa Croce und großem Feuerwerk! Doch in diesen Tagen, mein lieber Freund, habe ich mich auch hier ein wenig wie in unserem heimischen Florenz gefühlt. Oder genauer: Ich habe mich als Florentiner zu Gast in einer Stadt gefühlt, die mir für eine kleine Weile so wunderbar vorkam wie Florenz.
Nun musst Du wissen, dass in Costentz zahlreiche Geldwechsler und Bankiers ihr Auskommen gefunden haben, seien sie Juden, Lombarden oder sonstiger Nation. Die meisten von ihnen stammen jedoch aus Florenz. Man findet hier Vertreter der Medici und der Bardi, der Alberti und der Spini. Und so wie ich werden wohl auch sie immer wieder vom Heimweh nach unserer schönen Stadt geplagt. Daher haben sie keine Kosten gescheut, um für den großen florentinischen Festtag dieser kleinen schwäbischen Stadt florentinischen Zauber einzuhauchen.
Es begann schon am Tag zuvor. Man ließ fünf Posauner und drei Pfeifer durch die Stadt blasen. Die Posaunen waren mit unserem Banner behängt, der roten Lilie im weißen Felde, und ein Knecht, der hinter den Bläsern herging, rief in der ganzen Stadt aus, dass wir Florentiner in der darauffolgenden Nacht und am Morgen das Fest des Heiligen Johannes begehen würden. Am Abend hatten die Wechsler alle Florentiner in Costentz, aber natürlich auch den König und andere wichtige Konzilsteilnehmer zum Festmahl geladen. Wir aßen und tranken, es gab Musik und kleine Szenen, und ich erinnerte mich unwillkürlich der prächtigen Tafeln, die wir am Johannistag während unserer Studienzeit im Hause Coluccio Salutatis erleben durften.
Doch zu meinem Erstaunen stellte ich fest, dass die hiesige Bevölkerung dieses Fest ebenfalls feiert, mit allerlei Gebräuchen, die mir teilweise etwas heidnisch vorkommen.
So hatten meine Costentzer Freunde mich eingeladen, sie nach dem Festmahl zu treffen und mit ihnen vor die Stadt zu spazieren, wo in dieser Nacht die Johannisfeuer abgebrannt wurden. Mir war zunächst nicht ganz wohl bei dem Gedanken, im nächtlichen Dunkel unterwegs zu sein, doch ließ ich mich schließlich überzeugen, zumal Antonio, mein treuer Diener, mich begleitete.
Jenseits des Klosters Petershausen liegt ein Weinberg, auf dessen Spitze ein großer Holzhaufen aufgeschichtet war, ähnlich denjenigen der Köhler in den Wäldern des Casentino. Als wir gegen Mitternacht dort ankamen, waren schon viele Menschen versammelt. Dudelsackbläser, Lautenspieler und Pfeifer hatten sich eingefunden, darunter auch Peter Froschmaul, der Sänger, der vor Neujahr fast seine Zunge hätte drangeben müssen. Vor allem aber sah ich junge Frauen und Männer. Die Frauen trugen Festtagsgewänder mit weiten Ärmeln und hatten den Busen mit Blumensträußen geschmückt. Auch mein langer Bäckerfreund hatte sein Mädchen mitgebracht.
Schließlich wurde der
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