In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Salomon verheiratet werden. Das haben sie am Tag des Freiheitsfestes vereinbart.«
»Die schöne, sanfte Hendlin!« Giovannis Stimme klang bedauernd. »Dann wird sie jetzt einen dieser schwarzbärtigen Gesellen heiraten.«
»Na, dich hätte sie ohnehin nicht genommen!«, entgegnete Poggio. »Eine Heirat mit einem Goi hätte Rabbi Ismael ihr gewiss nicht erlaubt.«
Auch Simon Ringlin war entrüstet: »Ich dachte, du liebst meine Lucia!«
»Vater Ringlin«, sagte Giovanni beruhigend und lächelte sogar ein wenig dabei, »ich liebe Lucia, dessen könnt Ihr sicher sein. Sie ist die schönste Blume in Gottes Garten, aber auch wenn der Gärtner nur die eine Blume gießt, so darf er die anderen doch zumindest betrachten, seid Ihr nicht auch dieser Meinung?«
Simon Ringlin sah weiterhin säuerlich drein, doch Poggio konnte ein Lächeln nicht verbergen. Cunrat wälzte indes ganz andere Gedanken.
»Dann seid Ihr jetzt vollkommen allein im Haus, Herr Ringlin?«
»Nein, zwei Knechte und eine Küchenmagd sind noch da.«
Da wurde auch Poggio wieder ernst.
»Sagt ihnen, sie sollen keinem Menschen verraten, dass Ihr dort wohnt.«
»Er ist schon am Mittwoch nach Überlingen gereist, sagt Ihr?« Cunrat überlegte. »Dann hat der Diener des Conte ihn gar nicht mehr angetroffen.«
»Welcher Diener? Welcher Conte?«, wollte Poggio wissen.
Während Giovanni schweigend daneben saß, berichtete Cunrat den beiden in wenigen Worten, dass sie am Freitag vor Johanni Zeugen geworden waren, wie auch der Conte Sassino einem Anschlag des Mörders zum Opfer gefallen war, diesen aber dank des Eingreifens von Sebolt Schoppers Küchenknecht überlebt hatte.
»Und wegen des Gifts haben wir seinen Diener zu Meister Ismael geschickt.«
»Davon habt ihr mir am Johannistag gar nichts gesagt!«, sagte Simon Ringlin vorwurfsvoll.
»Es schien uns nicht so wichtig«, antwortete Giovanni.
»Nicht so wichtig?«, hielt ihm Ringlin entgegen. »Ein weiteres Opfer des Gabelmörders, und ihr hieltet das für nicht so wichtig?«
»Es wäre auch möglich gewesen, dass er von Räubern überfallen wurde«, wiegelte Giovanni ab.
»Aber warum unternimmt der Mörder einen Anschlag auf den Conte Sassino?«, fragte Poggio dazwischen.
»Vielleicht wusste der Conte etwas über ihn und seine Pläne«, mutmaßte Giovanni. »Er wohnt in der Haue , dort, wo auch Tettinger und seine Schwester umgebracht wurden. War sein Diener denn nun bei Meister Ismael oder nicht?«
»Ist es ein Einäugiger?«, fragte Simon Ringlin.
»Ja, dann habt Ihr ihn also getroffen?«
»Nein, aber ein Knecht von Meister Ismael hat erzählt, dass ein Einäugiger nach dem jüdischen Arzt gefragt und er ihm geantwortet habe, dass dieser auf Reisen sei. Der Knecht hat sich gewundert, weil der Einäugige sehr aufgeregt gewesen sei und unbedingt habe wissen wollen, wo sich Meister Ismael denn aufhalte und wann er wieder zurückkehre. Er war wohl sehr in Sorge um seinen Herrn.«
»Wir werden morgen bei Sebolt Schopper nachfragen, wie es dem Herrn Conte geht«, schlug Giovanni vor, dem das Thema des Überfalls auf den Conte nicht recht zu behagen schien. Er wechselte abrupt das Thema. »Herr Poggio, glaubt Ihr, dass der Ketzer Hus noch vor des Königs Abreise hingerichtet wird?«
Poggio Bracciolini sah den Venezianer ob dessen plötzlichem Interesse für die Konzilspolitik misstrauisch an.
»Ich vermute schon, aber das werden wir ohnehin bald erfahren. Mich würde viel mehr interessieren, ob ihr etwas über den Angreifer wisst, der den Conte überfallen hat.«
»Es war nicht einer, es waren mehrere, deshalb hätten es ja auch Räuber sein können«, antwortete Giovanni ungeduldig.
»Und sie haben Venezianisch gesprochen«, ergänzte Cunrat.
Der Blick, den Giovanni seinem Freund zuwarf, war medusengleich.
»Venezianisch?«, nahm Poggio sofort den Faden auf. »Dann waren wir mit dem Mailänder Jakob Schwarz also von Anfang an auf der falschen Fährte!«
»Das muss nicht sein!«, widersprach Giovanni und funkelte Cunrat wütend an. »Einer von ihnen hat Venezianisch gesprochen, von den anderen wissen wir es nicht. Wenn es ein Überfall durch den Gabelmörder war, dann hat er vielleicht einen Helfer, der Venezianisch spricht. Das besagt gar nichts!«
»Aber wir können auch nicht ausschließen, dass der Mörder, oder besser gesagt die Mörder aus deiner geliebten Heimatstadt Venedig kommen, nicht wahr?«
Poggio genoss Giovannis Ärger ganz offensichtlich.
»Ach was, warum sollten die
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