In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
recht, dass sie sich zu ihm bekennt!«
»Ach Cunrat, manchmal ist es besser, sich von den Heiligen fernzuhalten«, entgegnete der Venezianer nur.
Der Henker und seine Helfer schichteten nun Holz- und Strohbündel auf, dicht um den Verurteilten herum bis zum Kinn.
Bevor das Feuer an den Stoß gelegt wurde, fragte Pfalzgraf Ludwig den Verurteilten ein letztes Mal, ob er nicht widerrufen wolle. Doch Hus wandte den Blick zum Himmel und antwortete: »Gott, du bist mein Zeuge, dass ich all die Dinge, die mir vorgeworfen werden, niemals gepredigt habe. So will ich denn in der Wahrheit des Evangeliums heute fröhlich sterben.«
Der Pfalzgraf schlug die Hände über dem Kopf zusammen über so viel Unvernunft, dann gab er den Henkersknechten ein Zeichen. Sie gossen Pech über die Holzstöße und zündeten den Scheiterhaufen an.
Hus begann zu singen: »Christus, erbarme dich meiner!«, doch die Flammen loderten so heftig auf, dass Rauch und Feuer den Zuschauern bald die Sicht auf ihn verdeckten. Sie hörten ihn husten, dann laut schreien. Cunrat hielt sich die Ohren zu. Doch seine Nase konnte er nicht schützen, in der Luft hing der Geruch von verbranntem Fleisch. Erst nach einer langen Zeit wurde der Hingerichtete endlich still, sodass man nur noch das Prasseln der Flammen vernahm.
Die Menschen zerstreuten sich schnell, schweißgebadet von Sonne und Feuershitze, aber tief beeindruckt vom Todesmut des böhmischen Magisters. Die Bäcker räumten ihren Stand zusammen, doch immer wieder musste Cunrat zu der Hinrichtungsstätte hinüberschauen. Ihm war zum Weinen zumute.
Als der Rauch sich weitgehend verzogen hatte, sah er, dass der Pfahl immer noch aufrecht stand und eine schwarze Masse daran hing, mit der Kette um den Hals festgezurrt. Egli Locher und seine Helfer stießen nun den Holzstamm mitsamt den Körperresten zu Boden. Mit einer dritten Fuhre Holz entfachten sie erneut ein Feuer, um den Ketzer vollständig zu verbrennen, wie es ihnen von Hanns Hagen aufgetragen worden war. Sie gingen um den brennenden Haufen herum und schoben die Knochen mit Stangen und Heugabeln zusammen, damit sie schneller zu Asche würden. Als sie den Schädel des Toten fanden, zerschlugen sie ihn mit einer Eisenstange und warfen die Stücke ins Feuer.
Einer der Knechte hatte inzwischen das Herz aus der dunklen Körpermasse herausgenommen und spießte es auf eine eiserne Heugabel, die er johlend wie einen Fleischspieß über dem Feuer drehte. Da schlug ihm der Henker voller Zorn die Gabel aus der Hand, sodass das Herz in die Flammen fiel und mit dem übrigen Körper zu Asche verbrannte.
Doch da erhob sich plötzlich ein furchtbarer Gestank. Egli Locher und seine Knechte wichen entsetzt vor der schwarzen Grube zurück, die durch das Feuer, das Umstürzen des Pfahls und durch ihr Stochern entstanden war. Einer der Knechte musste sich übergeben, die anderen bekreuzigten sich.
Erstaunt näherten sich auch die Bäcker dem Schindanger, um zu sehen, was die hartgesottenen Henkersknechte so aus dem Konzept gebracht hatte.
»Oddio!«, sagte Giovanni, als sein Blick in die Grube fiel, und auch er musste an sich halten, nicht zu speien. Voller Grauen sahen sie, dass das Feuer einen zweiten Toten freigelegt hatte, der offenbar den fürchterlichen Gestank verbreitete. Deutlich konnte man Rippen und einen Schädel erkennen; vermodernde Fleischreste, ja sogar Haare klebten noch daran. Für Cunrats feine Nase war der Geruch so abscheulich, dass er einen Moment lang glaubte, ohnmächtig zu werden.
»Was ist das?«, fragte Giovanni bestürzt.
Egli Locher, der seine rote Kapuze inzwischen abgelegt hatte, antwortete mit kaum vernehmbarer Stimme: »Das ist Jakob Schwarz.«
An diesem Abend hielten sich die Bäcker besonders lang im Bad auf. Ihnen kam es so vor, als ob nichts den grausigen Gestank von Jakob Schwarz’ Leiche abwaschen könnte. Giovanni ließ sich von der Bademagd dreimal den ganzen Körper mit der Bürste abschrubben, denn er war dem Toten besonders nahe gekommen.
Als ihm klar geworden war, wessen sterbliche Überreste vor ihm lagen, hatte er ohne groß nachzudenken einem der Henkersknechte eine Stange entrissen und damit den Schädel des Toten aus der Erde gehebelt. Dann hatte er ihm einen so heftigen Stoß versetzt, dass er sich vom Rest des Körpers getrennt hatte und ein Stück über die Wiese geflogen war. Bevor sich die Henkersknechte von ihrer Überraschung erholt hatten und ihn in seinem leichenschänderischen Tun aufhalten konnten,
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