In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
ich die Bedeutung dieser Namen nicht erklären, Du wirst das Rätsel selbst lösen.
Meine Freunde wussten, wo er sich versteckt hielt, und ich konnte immerhin in Erfahrung bringen, von wo aus er vermutlich seinen letzten Attentatsversuch starten würde: vom Stadttor aus, durch welches der König Costentz verlassen wollte. Auch ahnten wir, dass der Mörder schon in der Nacht zuvor sich unter dem Dach dieses Tores, genannt Rindportertor, postieren würde. Diese Mutmaßung gab uns die Möglichkeit, ihm zuvorzukommen und ihn am Anschlagsort zu erwarten.
So begaben wir uns am späten Abend vor der Abreise König Sigismunds in die Wachstube des genannten Tores. Ein bestochener Torwächter ließ uns ein. Wir waren vier Männer, außer mir die zwei Bäcker und der Vater der entführten Lucia, alle schwer bewaffnet. Zunächst wollten sie mich nicht dabei haben, sie sagten etwas von Schreiberhänden, die kein Schwert führen könnten, aber ich wollte es mir nicht nehmen lassen, nach unserer langen Jagd zugegen zu sein, wenn wir das Wild stellen würden. Von einem Wächter des Bischofs hatte ich mir ein Schwert geliehen, das mir, auch wenn ich es nicht recht zu handhaben wusste, doch eine gewisse Martialität verlieh. Der lange Bäcker hatte außerdem einen Hund bei sich, der zwar ein Ausbund an Hässlichkeit ist, aber recht klug zu sein scheint.
Während der Torwächter also nach Mitternacht seinen üblichen Kontrollgang unternahm, warteten wir vier gespannt auf das Erscheinen des Übeltäters. Und in der Tat begann nach einer kurzen Spanne der Hund zu knurren …«
*
Cunrat hielt Zerberus die Schnauze zu, während sich leise knirschend der Türriegel nach oben schob. Dann sahen sie, wie an der Tür ein senkrechter, heller Spalt entstand, der langsam breiter wurde. Draußen schien der Mond, vor dessen fahlem Licht sich nun eine dunkle Gestalt im Türrahmen abzeichnete. Offenbar traute sich der Eindringling nicht, eine Laterne oder Fackel mitzutragen, um niemanden auf sich aufmerksam zu machen, sondern er wollte im Dunkeln den Turm besteigen. Gespannt warteten die Männer, ob der Conte allein kommen würde oder in Begleitung seines einäugigen Dieners. Doch die Gestalt schloss die Tür wieder hinter sich. Er war allein.
Sie warteten noch, bis er die fünf Stufen hochgekommen war, dann ließ Cunrat den Hund los, der sich grollend auf den Eindringling stürzte, während gleichzeitig die beiden Bäcker ihn von der Seite packten. Der Mann schrie auf vor Schreck, doch Giovanni drückte ihm mit der gesunden Hand sein Messer an die Kehle, und als er die kalte Klinge spürte, verstummte er augenblicklich. Zerberus bellte wütend. Simon Ringlin hob den Kessel, da sahen sie im Licht der auflodernden Laterne einen kräftigen, wohlgekleideten Mann, bartlos, mit kurzgeschorenen Haaren und dunklen Augen. Er trug hohe Stiefel und braune Lederhandschuhe. Vor ihm am Boden lag ein unförmiger Sack, den er bei ihrem Angriff hatte fallen lassen.
»Das ist nicht der Conte Sassino!«, rief Cunrat überrascht.
Der Überfallene fragte keuchend: »Wer seid ihr? Was wollt ihr von mir?«
Simon Ringlin näherte sich langsam mit der Laterne, sodass man das Gesicht des Fremden besser sehen konnte. Ungläubige Fassungslosigkeit zeichnete sich darin ab.
»Nicht Sassino, aber Conte Sandro Icario aus Mailand!«, sagte Ringlin. »Er hat sich wieder zurückverwandelt.«
»Simon Ringlin?« Der Conte hatte sein Gegenüber erkannt. »Was soll dieser gemeine Überfall?«
»Sagt Ihr uns doch, Conte Assassino oder Sicario, wie immer es beliebt, was soll denn Euer Besuch um diese nächtliche Stunde hier im Turm?«, fragte Giovanni.
Inzwischen hatte Zerberus begonnen, an dem Sack zu zerren, der zu Füßen des Conte lag. Poggio Bracciolini trat hinzu. In der rechten Hand hing sein Schwert, mit der linken öffnete er umständlich den Sack. Dann legte er das Schwert zu Boden und zog eine große Armbrust und eine eiserne Kurbel heraus.
»Ooh!«, rief er bewundernd aus und strich mit seinen schmalen Händen sanft über das Holz. »Eine wunderbare Arbeit! So eine habe ich bisher nur einmal gesehen, beim besten Armbrustschützen von Rom.«
Dann sah er dem Conte ins Gesicht. »Euer Schuss auf den Burgunder war eine Meisterleistung! Und nun wolltet Ihr den König treffen, nicht wahr?«
Der Conte antwortete nicht auf die Frage, doch konnte er ein feines Lächeln angesichts von Bracciolinis Bewunderung nicht verbergen. Offenbar hatte er sich wieder etwas
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