In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
es Cunrat.
Ringlin warf ihn zu Boden und zog einen zweiten, größeren Schlüssel heraus.
»So habt Ihr auch den anderen Schlüssel genommen? Zur Kellertür?«, wollte Cunrat wissen. »Ihr wart es also, der sie geöffnet hat an dem Abend, als Johann Tettinger starb!«
Sassino lächelte. »Der Vogt ist darauf hereingefallen. Er hat zwar nicht an den Selbstmord geglaubt, aber daran, dass der Wirt einen Fremden eingelassen hatte, der ihn dann umbrachte.«
»Aber Sebolt Schopper hat doch diesen Schlüssel! Er trägt ihn immer am Gürtel.«
Achselzuckend erwiderte der Conte: »Dann hat er wohl einen Zwilling bekommen.«
Doch Simon Ringlin interessierte sich nicht für die Schlüssel. Er warf auch diesen achtlos fort und wühlte weiter in dem Beutel. Schließlich fand er ein Amulett an einer Lederschnur und hielt es ins Licht der Laterne: Auf einem honiggelben Elfenbeintäfelchen breitete ein Adler seine Schwingen aus.
»Das Amulett des Kaisers Friedrich von Schwaben! Es gehört Lucia! Ein Erbstück ihrer sizilianischen Familie, weil einer ihrer Vorfahren für den Kaiser gekämpft hat!« Ringlin packte den Conte am Wams und schüttelte ihn. »Wo ist sie?«
Der ließ sich jedoch nicht mehr aus der Ruhe bringen. »Meine Freiheit gegen Lucia.«
Giovanni hielt immer noch sein Messer an die Kehle des Gefangenen, doch nun sah Lucias Vater ihn eindringlich an.
»Bitte Giovanni!«
Einen Augenblick zögerte der Bäcker noch, dann nahm er das Messer weg. Er zog den Dolch, den der Conte in seinem Gürtel trug, heraus und warf ihn in eine dunkle Ecke. Danach ließ er den Gefangenen los und hielt ihm nur noch die Spitze des Messers von hinten gegen die Rippen, damit er keinen Fluchtversuch unternehmen konnte.
»Also, wo ist sie? Rede!«
Der Conte strich sich über das bleichrasierte Kinn, immer noch lächelnd. »Ich habe Durst.«
Offenbar genoss er seine Überlegenheit angesichts der vier bewaffneten Männer.
Giovanni stieß ihn an. »Nach oben.«
Poggio Bracciolini und Simon Ringlin gingen voraus die Treppe hoch, Giovanni und Cunrat hielten sich hinter dem Conte. Zerberus folgte ihnen schwanzwedelnd. In der Wachstube drückte Giovanni den Gefangenen mit Gewalt auf einen Hocker, dann reichte Bracciolini ihm den fast leeren Weinkrug. Er nahm einen kleinen Schluck.
»Also, wo ist Lucia?« Giovanni stand hinter dem Conte, und seine Messerspitze berührte dessen Nacken.
»Und wenn ich es euch sage? Was passiert dann? Stichst du zu?«
»Das wirst du schon sehen, du Hundsfott!«
»Giovanni, ich bitte dich!« Simon Ringlin sah ihn beschwörend an.
Daraufhin zog der Bäcker sein Messer ein wenig zurück, hielt sich aber angriffsbereit. Ringlin setzte sich auf einen Hocker gegenüber dem Conte.
»Wo ist meine Tochter?«
»Ich verlange meine Freiheit!«, antwortete Sassino. »Meinen Auftrag brauche ich ja offenbar nicht mehr ausführen, wie wir inzwischen von diesem kleinen venezianischen Schlitzohr erfahren haben, aber ich will aus der Stadt herauskommen, und zwar weit genug, bevor ihr dem Vogt Bescheid gebt. Ich habe keine Lust, auf dem Rad zu enden.«
Simon Ringlin sah zu Giovanni, dieser schluckte und sagte dann: »Va bene.«
Doch da protestierte Cunrat. »Was heißt hier: Va bene? Ist gut? Was ist gut? Dieser Mann hat die Tettingers auf dem Gewissen und den Übersetzer Ambrogio und all die anderen. Wir können doch nicht zulassen, dass er einfach verschwindet! Er muss bestraft werden! Oder ist dir das völlig gleichgültig, Giovanni? Steckst du womöglich mit ihm unter einer Decke?«
Der Conte sah ihn an und lächelte boshaft. »Werr weiß, Bohnenstange, werr weiß! Aber es bleibt dabei, Lucia gegen meine Freiheit.«
»Was haben Euch Johann Tettinger und Karolina getan? Und der arme Ambrogio? Warum mussten sie sterben? So grausam, mit Schlangengift?«
Nun begann der Beschuldigte sogar zu lachen.
»La curiosità, mein Frreund, ihre Neugier hat sie getötet. Tettinger wollte unbedingt sehen, wie man Gold mackt, und hat dabei meine Waffen entdeckt, und seine Schwester warr angenehm im Bett, dock auch sie habe ick eines Nachts an meiner Trruhe erwischt. Sobald mein Diener nickt aufgepasst hat, haben die beiden herrumgesucht. Das konnte ick doch nicht zulassen! Und der gute Ambrogio, ihn hatte ick schon in Mailand getroffen, am Hof der Visconti, so wie Euch, Ringlin, aber er hat mick gleich wiedererkannt, trotz langer Haare und Bart, während Ihr nur einen vagen Verdackt hattet, nicht wahr?«
»Trotzdem habt Ihr
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