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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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hat sich den Brief geholt.«
    »Welchen Brief?«, wollte Giovanni wissen.
    »Den Brief von Mutter Magdalenas Geliebtem. Ich hatte ihn von ihrer Bibliothekarin bekommen und mir eine Kopie gemacht, um etwas gegen sie in der Hand zu haben. Nun war sie doch die schlauere Füchsin!«
    »War dieser Brief denn so wichtig für Euch?«, fragte Cunrat.
    »Ach, im Grunde nicht mehr. Sonst wäre Antonio auch nicht mit einer Ohrfeige davongekommen.«
    »Wahrscheinlich hat der Conte Euch beobachtet und gewartet, bis Ihr zum Bad gegangen seid«, überlegte der lange Bäcker. »In dem Wein, den er Eurem Diener eingeschenkt hat, war gewiss irgendein Würzpulver, das ihn zum Abort getrieben hat.«
    »Und aus Scham hat der Kerl nichts gesagt.«
    Giovanni wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. »Lucia um einen Liebesbrief verkauft!«
    Betroffen sah Poggio ihn an und schwieg. Nach einer Weile stand der Venezianer auf, und es schien ihm so schwer zu fallen, als ob er einen großen Mehlsack auf den Schultern trüge.
    »Was ging Euch denn dieser Liebesbrief an, Herr Poggio? Vielleicht hätten wir Lucia längst gefunden, wenn Ihr die Äbtissin nicht so gereizt hättet!«
    Dann strich er Zerberus, der ihn wie zum Trost mit dem Schwanz anwedelte, über den Kopf.
    »Komm, Cunrat, lass uns gehen.«

    Giovanni schleppte seinen Freund ins Lamm , wo er seinen Kummer in elsässischem Wein ertränken wollte. Wie üblich waren Spielleute da, darunter Peter Froschmaul.
    »Heute keine Liebeslieder!«, rief Cunrat ihm zu und bestellte einen Krug Wein für die Musiker.
    Peter Froschmaul verneigte sich und begann Tanzweisen, Sprüche und Balladen zu singen. Er begleitete sich dazu auf der Laute, ein anderer Musiker spielte die Fiedel, ein dritter gab mit Schlaginstrumenten den Takt. Die Bäcker lauschten dem Gesang und tranken, ohne viel zu reden. Innert kürzester Zeit hatte Giovanni zwei Krüge geleert.
    Schließlich machte Cunrat noch einen Versuch, seinen Freund aufzumuntern.
    »Und wenn wir trotzdem mit dem Abt von Richenow reden würden? Vielleicht weiß er ja, wo der Conte mit Lucia hingehen wollte!«
    Zornig, aber bereits schwerzüngig, antwortete Giovanni: »Mit dem Abt von Richenow willst du reden? Meinst du, der würde uns empfangen? Zwei Bäckergesellen? Ich scheiße auf den Abt von Richenow!«
    Den letzten Satz hatte er laut hinausgerufen und dazu mit der Faust auf den Tisch geschlagen. Besorgt schaute der Wirt Ruof Lämbli zu ihnen herüber und gab Peter Froschmaul ein Zeichen. Der kam an ihren Tisch und fragte freundlich: »Ihr wollt ein Liedlein zur Richenow hören? Da weiß ich euch ein schönes! Ich habe es erst vor Kurzem geschrieben!«
    »Lass mich in Ruhe mit deinem Lied!«, erwiderte Giovanni und schlug mit dem Arm durch die Luft, als ob er alle Welt um sich fortwischen wollte, dann sank er mit dem Kopf auf den Tisch.

    Peter Froschmaul begann dennoch zu singen:
    Es kommen neue Märn gerannt
    von einem Graf aus welschem Land,
    der hatt ein Buhl mit Äuglein klar,
    viel krausem Haar
    und rosenroten Wangen.
    Ihr Mund war rot wie ein Rubin,
    weiß waren Haut, Nas, Kehl und Kinn
    und adelich ihr Gangen.

    Doch musst er fliehen übern See,
    er ließ zurück mit Ach und Weh
    sie in des Klosters Hort.
    Der Abt von Zollern gab sein Wort,
    sie sei bei ihm beschlossen.
    Die Richenow ist ihr Verlies,
    ihr Buhle sie alleine ließ
    des sie so lang genossen.

    Nun klingt ihr süße Stimm so hell,
    beklagt ihr Los mit feiner Kehl,
    so Leide unde Schmerzen.
    Ihr Buhl mit steinerm Herzen
    ist lange schon in fremde Land.
    Im Kloster klingt ihr sehnlich Klag
    zu stiller Nacht wie auch am Tag.
    Zu Richenow kein Glück sie fand.

    Giovanni war inzwischen eingeschlafen, doch Cunrat hatte der Musik aufmerksam gelauscht.
    »Was ist das für ein seltsames Lied, Peter Froschmaul?«, fragte er den Sänger.
    Der antwortete stolz: »Ein schönes Lied, nicht wahr? Ich habe es selber geschrieben.« Mit Blick auf Giovanni fuhr er fort: »Vielleicht ein wenig zu traurig für Euren Freund.«
    »Diese Geschichte über die Richenow und den Graf aus dem welschen Land, was hat es damit auf sich?«
    Doch da schien Peter Froschmaul plötzlich auf der Hut zu sein. Er verbeugte sich und sagte im Weggehen: »Ach nichts, das hab ich mir so ausgedacht.«
    »Ausgedacht?« Nun kam der Fiedelspieler zu Cunrat an den Tisch. Mit wichtiger Stimme sagte er: »Habt Ihr noch nichts von der Frau gehört, die man seit einiger Zeit auf der Richenow singen hört? Es heißt, ein

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