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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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war, als kenne er die Stimme dieser Frau. Die Männerstimme wurde immer schärfer und gleichzeitig leiser, Cunrat versuchte genauer zu hören, was sie sagte, doch er verstand kein Wort. Da schrie plötzlich die Frau kurz und schrill auf. Dann wurde alles still. Cunrat und Giovanni saßen noch einige Zeit im Dunkel, ohne sich zu rühren. Als sich draußen keine neuerlichen Geräusche erhoben, legten sie sich schließlich wieder hin. Cunrat konnte jedoch lange nicht einschlafen; das Gehörte hatte ihm zu viel Angst eingejagt. Er grübelte hin und her, woher er diese Stimme kannte, dieses weinerliche Bitten, aber es fiel ihm nicht ein. Irgendwann war er wieder im Weinkeller und sah Tettinger von der Decke baumeln …

    Als der Morgen dämmerte, standen sie auf, packten ihre Bündel und machten sich durch den Nebel auf den Weg zum Kreuzlinger Tor, in der Hoffnung, dass an diesem Tag endlich der Graf Einzug halten würde und sie in ihr normales Leben in der Stadt zurückkehren konnten. Allen Dreien knurrte der Magen.
    Um sich im Nebel orientieren zu können, gingen sie zuerst direkt auf das Emmishofertor zu, das ihrer Hütte am nächsten lag, um dann auf dem Wall zum größten südlichen Tor, dem Kreuzlinger Tor, zu marschieren. Doch neben dem Emmishofertor tauchten plötzlich einige Gestalten aus dem Nebel auf, die sich im sumpfigen Graben zwischen Wall und Mauer zu schaffen machten. Als die drei Gesellen den Wall erreichten, sahen sie, dass es Stadtwachen waren, die einen leblosen Körper aus dem Schilf zogen: eine Frau mit langen braunen Haaren. Allerdings konnte man ihr Gesicht nicht erkennen, weil sie auf dem Bauch im Sumpf gelegen hatte und ihre Vorderseite mit braunem Schlamm bedeckt war. Cunrat musste an die Predigt in der Franziskanerkirche denken. »Sie werden sich im Kot wälzen!«, hatte Stephan von Landskron den sündigen Weibern prophezeit. Ob es eine Hure war, die hier im Dreck lag?
    Eine der Stadtwachen nahm etwas Schilfstroh und versuchte, das Gesicht vom Schmutz zu befreien.
    »K… karolina!« Cunrat sah entsetzt, dass die Tote die Schwester seines verstorbenen Freundes war. Nun wusste er auch, wessen Stimme er in der Nacht gehört hatte.
    Die Stadtwache sah auf. Cunrat erkannte den Mann, er war öfter bei Tettinger gewesen.
    »Was tut ihr hier?«, rief er die drei an.
    In diesem Augenblick ertönten Fanfaren vom Kreuzlinger Kloster her.
    »Wir empfangen den Schwiegervater des Königs!«, rief Giovanni und zog die anderen beiden mit sich. Widerwillig folgte ihm Cunrat. Was war mit Karolina geschehen? Im Weggehen hörten sie noch, wie der Oberste der Stadtwache seine Genossen anwies: »Schnell, bringt die Leiche weg! Ohne Aufsehen!«

    Giovanni, Cunrat und Joß liefen rasch den Wall entlang, bis sie die Standarten sahen und die Pferde schnauben hörten. Unauffällig mischten sie sich unter die vielen Menschen, die jubelnd den Einzug des Grafen Hermann von Cilli begleiteten. Dieser ritt auf einem braunen Streitross, in einen Pelzmantel gehüllt, der ihn noch größer erscheinen ließ als er ohnehin war. Seine Haare waren grau, ebenso der kurze Bart. Hinter ihm ritt sein Sohn Friedrich, ein gut aussehender Mann in den Dreißigern mit langen dunklen Haaren. Offenbar hatten die Cillier mit ihren über 100 Lanzen am Abend zuvor das Frauenkloster Münsterlingen erreicht und waren von dort am frühen Morgen losgezogen nach Costentz.
    Außer Cunrat und seinen Gefährten drängten sich noch weitere Verbannte um das Pferd des hohen Herrn. Cunrat schaute bewundernd zu ihm hoch, während er versuchte, seine Hand auf den Hals des Tieres zu legen. Giovanni hatte ihnen erklärt, dass sie es so machen mussten. Außerdem hatte er ihnen am Vortag erzählt, wie Graf Hermann dem König in der Schlacht gegen die Türken bei Nikopolis das Leben gerettet hatte, und wie die beiden auf dem Schiff des jetzigen Dogen von Venedig, Tommaso Mocenigo, geflüchtet waren. Sigismund hatte daraufhin den Grafen aus Dankbarkeit zum mächtigsten Grundbesitzer Slawoniens gemacht. Aber damit nicht genug. Als die ungarischen Adligen einen Aufstand angezettelt und König Sigismund gefangen gesetzt hatten, war es wiederum Hermann von Cilli gewesen, der die Freilassung des Königs erwirkt hatte. Und so hatte der König schließlich die jüngste Tochter des Grafen, Barbara, geheiratet, »ein rechtes Metzchen«, wie Giovanni grinsend hinzugefügt hatte.
    »Und vor zwei Jahren hat Graf Hermann im Namen des Königs Krieg geführt gegen unsere

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