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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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gesteckt, die Fußsohlen von Flammen umzüngelt. Dabei war Bonifaz der letzte römische Papst vor dem Avignoneser Exil. Erst nachdem er vom französischen Gesandten geohrfeigt wurde, hat das wahre Unheil seinen Lauf genommen, mit dem Exil der Päpste unter der Ägide des französischen Königs bis zum heutigen Schisma. 100 Jahre sind seit der Ohrfeige von Anagni vergangen, und wohin sind wir gekommen? Nun haben wir drei Päpste, bei denen man sich für gutes Geld zum Kardinal oder Bischof mit einträglicher Pfründe ernennen lassen kann, und den meisten Prälaten geht es damit besser als je zuvor. In der Tat habe ich schon von verschiedenen Seiten – so auch vom Deutschen Orden – hinter vorgehaltener Hand vernommen, dass die Herren lieber 1000 Päpste hätten als einen, weil sie dann ihre Obödienz dem Meistbietenden um Ämter und Pfründen verschachern könnten. Würde Dante heute leben, sein achter Höllenkreis wäre wohl nicht mehr ausreichend, um all die Sünder aufzunehmen!
    Bitte verzeih diese heftige Schelte, ich selbst gehöre ja auch zum Tross eines Papstes und lebe von seinem Gelde, aber ich arbeite auch dafür, und zwar recht ordentlich. Und wenn ich dann hier sitze bei Frost und Kälte und mir vorstelle, welch unnütze Diskussionen um angebliche Häretiker an diesem Ort geführt werden von Menschen, denen am allerwenigsten von allen daran gelegen ist, die gegenwärtige Situation der Kirche zu verändern, dann packt mich manchmal ein heiliger Zorn über so viel Heuchelei und Zeitverschwendung.
    Wenn ich nicht Freunde mit mir hätte wie Leonardo Bruni oder Benedetto da Piglio, mit denen ich mich über interessantere Dinge unterhalten kann als über diesen Häresientrödel, dann würde ich wohl gänzlich hier versauern. Wir Sekretäre und Schreiber treffen uns fast jeden Abend in einer der Kammern der Bischofspfalz zu einem ›Bugiale‹, einer ›Lügenküche‹, wie wir es nennen. Da sitzen wir dann beisammen nach des Tages Arbeit, um auszuruhen von den trockenen Geschäften des Konzils und bringen bei einem Glas Rheinwein manch fröhliche Stunde in angeregter Unterhaltung zu. Es werden Schwänke erzählt und amüsante Geschichten über den oder jenen Kardinal zum Besten gegeben, und manch einer von ihnen gesellt sich sogar zu uns, so Odo Colonna oder Giordano Orsini, zum einen, um an der lustigen Gesellschaft teilzuhaben, gewiss aber auch, weil sie befürchten, dass wir in ihrer Abwesenheit die Zunge an ihnen wetzen könnten.
    Gestern Abend ging es wieder einmal gegen die Venezianer, und Marco Barato, ein ehemaliger Schreiber des Erzbischofs Benedetti, der jetzt für Johannes arbeitet, erzählte eine Geschichte, die uns so sehr zum Lachen brachte, dass ich sie Dir nicht vorenthalten will:
    Nach Venedig kam einmal ein umherziehender Arzt, ein Scharlatan, der hatte eine Fahne, und auf die war ein Knüppel gemalt, durch Kreise in verschiedene Abschnitte geteilt.
    Nun kam ein Venezianer heran und fragte, was die Abschnitte zu bedeuten hätten. Der Scharlatan sagte, dies sei sein Knüppel, und triebe er ihn bis zum ersten Kreis hinein bei einem Weib, so gäbe es Kaufleute, bis zum zweiten, gäbe es Soldaten, bis zum dritten, gäbe es Herzöge und bis zum vierten, Päpste. Die Preise seien natürlich verschieden, je nachdem, was man verlange. Das glaubte dieser Esel alles, besprach die Sache mit seinem Weib, rief den Scharlatan zu sich ins Haus und machte mit ihm den Preis dafür aus, dass er ihm einen Soldatensohn vögle. Wie es nun ans Vögeln ging, tat der Mann so, als ginge er weg, versteckte sich aber hinter dem Bett. Als der Arzt nun in der Schöpfung des Soldatensohns begriffen war, sprang der Esel rasch hervor und drückte den Hintern des Scharlatans mit aller Kraft nieder, dass der Knüppel bis zum vierten und letzten Teil hineinging. Dann rief er hocherfreut: »Ein Papst wird’s, beim Heiligen Evangelium!«
    Was haben wir gelacht über diesen dummen Venezianer, der glaubte, den Scharlatan übers Ohr gehauen zu haben!

    Manchmal wende ich mich zur Abwechslung aber auch den Geschehnissen in der kleinen Stadt zu. Erinnerst du dich an den Wirt, der sich vor einigen Wochen umgebracht hat? Seine Schwester, die die Schänke übernommen hatte, ist ihm in den Tod nachgefolgt. Eines Nachts hat sie sich von der Stadtmauer gestürzt. Sagt man. Doch auch hierüber gibt es anderslautende Gerüchte. Ich habe mir vorgenommen, meinen Knecht ein wenig Auskünfte darüber einholen zu lassen. Antonio hat sich mit

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