In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
einigen Stadtwachen angefreundet, mit denen er hin und wieder Wein trinken geht, und vielleicht lässt sich auf diesem Wege Näheres in Erfahrung bringen. Alles scheint mir momentan interessanter als die Diskussion um einen toten englischen Ketzer.
Wärmesehnsüchtige Grüße sendet Dir aus dem frostigen Costentz
Dein Poggio
*
Am nächsten Morgen musste Cunrat in der Niederburg Brot ausliefern. Als er in die Webergasse einbog, blieb er abrupt stehen. Vor dem Haus zum Fasan standen zwei Frauen im grauen Gewand, von denen die eine heftig schimpfte und gestikulierte. Mäntellerinnen! Sein Herz begann zu rasen, und er ging langsam näher. War es möglich, dass Margarethe … Da drehte sich die schmalere der beiden um und sah ihn an. Ihre Augen schienen für einen Atemzug größer zu werden, als sie ihn erkannte, dann wandte sie sich schnell ab und wieder dem Streit zu, der sich an der Eingangstür des Hauses abspielte. Cunrat näherte sich und hörte, wie eine männliche Stimme schrie: »Ihr Mäntellerinnen meint, ihr könnt uns ehrbaren Handwerkern die Arbeit wegnehmen, aber da habt ihr weit gefehlt! Webt euer Spinnwerk allein!«
Dann drückte der Mann der älteren Schwester einen groben Korb voll gesponnener Wolle gegen die voluminöse Brust und schlug die Tür zu. Die Schwester wankte ob der Last nach hinten, der Korb glitt zu Boden und die Wolle fiel in den Dreck. Schnell bückte sich Margarethe, um die Wollknäuel wieder einzusammeln, während ihre Mitschwester sich bemühte, das Gleichgewicht wieder zu finden. Dann ballte sie die Faust und schrie zur geschlossenen Tür hin: »Ihr versündigt euch! Gott wird euch strafen, ihr Krautflegel!«
Cunrat lief schnell hinzu und nahm Margarethes Arm, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Sie hatte inzwischen die ganze Wolle eingesammelt.
»Schwester Margarethe, was ist denn geschehen?«, fragte er mitleidig-höflich, aber er kam nicht gut an mit seiner Höflichkeit.
»Wer seid ihr?«, schrie die andere, die ihn offenbar für einen Kumpan des Krautflegels hielt. »Wieso bedrückt ihr uns arme Schwestern? Wir haben kaum genug zum Leben, und ihr wollt uns nicht einmal das bisschen Wolle weben! Was seid ihr für herzlose Kreaturen!« Nun verfiel sie in einen weinerlichen Ton. »Herr, es ist doch nur für unsere eigenen Gewänder. Nur für uns selbst!« Dabei hielt sie ihm den Korb mit der Wolle hin, damit er ihn ihr abnehme.
»Schwester, Ihr habt das falsch verstanden, ich bin kein Wollweber, ich bin Bäckergeselle. Ich sah nur zufällig, wie dieser … dieser Krautflegel Euch behandelt hat, und da wollte ich helfen.«
Nun schien ihn die Schwester zum ersten Mal richtig wahrzunehmen und begann, ihn kritisch zu mustern. Margarethe stand still daneben und sah verlegen zu Boden, während Cunrat immer noch ihren Arm hielt. Er hatte nach dem Aufhelfen einfach vergessen, ihn loszulassen.
»Wer ist das? Woher kennt er dich?«, fragte die Ältere nun misstrauisch.
Margarethe räusperte sich. »Schwester Elsbeth, das ist Cunrat, ein Bäckergeselle, den ich im Spital gepflegt habe.«
»Sie hat mit großer Nächstenliebe an mir gehandelt!«, bestätigte Cunrat eifrig und etwas umständlich, was das Misstrauen von Schwester Elsbeth nur noch mehr anfachte.
»So, Nächstenliebe!«, meinte sie spöttisch.
Als er dann auch noch anbot, den beiden Frauen den Korb heimzutragen, wurde sie regelrecht unwirsch. »Wir brauchen Eure Hilfe nicht!«, raunzte sie ihn an, packte Margarethe am Arm und zog sie fort.
In diesem Moment hörte Cunrat, wie oben am Haus ein Fensterladen zugeklappt wurde.
Margarethe blickte indes über die Schulter zurück, ihre Augen klebten an den seinen. Cunrat brachte kein Wort mehr heraus. Als die beiden Mäntellerinnen um die Ecke gebogen waren, begann er zu fluchen. Ihm war nach einem Schoppen Wein, und so beschloss er, ins Lörlinbad zu gehen, das gleich um die Ecke lag. Er bestellte einen Krug Überlinger, den er schweigsam und schnell in sich hinein kippte. Peter Rosshuser fragte neugierig: »Was ist denn passiert, Langer? So früh schon hier und so rasch getrunken?«
Cunrat wollte zwar nicht ausgerechnet mit ihm über Margarethe sprechen, aber der Wirt konnte ihm vielleicht erklären, was sich da vorhin abgespielt hatte; immerhin war seine Weinstube die Trinkstube der Wollweber. Und womöglich gab es ja doch eine Möglichkeit, Margarethe – nein, natürlich den Mäntellerinnen – zu helfen.
»Was h… haben die W… wollweber gegen die Schw…
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