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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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Giovanni hastete im Dunkeln durch die Gassen, die wieder matschig geworden waren, vorbei an den geschlossenen Buden auf dem Münsterplatz und weiter in die Plattengasse, die Hauptstraße von Costentz, die noch von alter Zeit her mit Steinplatten bedeckt war. Cunrat folgte ihm in einigem Abstand und duckte sich immer wieder in einen Hauseingang oder hinter eine Budenecke, wenn der Venezianer seinen Schritt verlangsamte, weil er einer Pfütze ausweichen musste.
    Am Oberen Markt war die dunkle Gestalt plötzlich verschwunden. Cunrat beschleunigte seinen Schritt und sah gerade noch, wie sein Freund, der am Haus Zum Hohen Hafen in den Laubengang abgebogen war, vor dem Hintereingang der Weinstube Zur Haue stand, jenem Eingang, der für Weinfässer gedacht war und zum Abtransport des toten Weinhändlers gedient hatte, jenem Tor, das rätselhafterweise in Tettingers Todesnacht offen gestanden hatte. Giovanni schien durch die geschlossene Tür ein paar Worte mit jemandem zu wechseln, dann wurde das Holztor ein Stück weit geöffnet, und er schlüpfte hinein.
    Cunrat war wie vor den Kopf gestoßen. Was hatte sein Freund hier zu suchen? Wollte er Nachforschungen zu Sebolt Schopper anstellen? Aber es hatte so ausgesehen, als ob der ihn eingelassen hätte. Kannte er Schopper doch näher? Gehörte er womöglich gar zu den Handlangern, die hinter dem Mord an Tettinger steckten? Das wollte Cunrat nicht glauben. Andererseits, was wusste er schon von ihm? Giovanni, der Heißsporn, der mit dem Messer auf Rosshuser losgegangen war – was, wenn er wegen Lucia Pläne schmiedete gegen den Frauenwirt? Und dabei gemeinsame Sache machte mit einem Mörder?
    Cunrat kauerte sich in einen der Toreingänge unter den Lauben und wartete. Der Wind pfiff auch hier um die Häuserecken, aber unter dem Gewölbe war er einigermaßen geschützt. In seinen Wollmantel gehüllt, döste der Bäckergeselle vor sich hin. Er würde auf Giovanni warten und ihn zur Rede stellen, und wenn es die ganze Nacht dauern sollte.
    Als Cunrat das metallene Geräusch des Türschlosses hörte, das sich öffnete, befand sich der Mond schon weit jenseits der Stadt und ihrer Dächer, aber die Wolken waren verschwunden, und so war es dennoch nicht völlig dunkel. Er hörte gedämpfte Stimmen, dann näherte sich rasch ein Schatten und huschte an ihm vorbei, noch ehe er ganz auf den Beinen war.
    »He!«, rief er ihn an.
    Die Gestalt blieb stehen und drehte sich langsam um.
    »Giova …«
    Bevor Cunrat das Wort beenden konnte, stürzte der Schatten auf ihn los, eine Hand packte seinen Hals und drückte ihn gegen das Tor, dass er keine Luft mehr bekam, in der anderen blitzte ein Messer auf.
    »Wer bist du? Was tust du hier?«, fragte Giovanni mit einer Stimme, die Cunrat Angst einjagte. Dann schien er ihn zu erkennen.
    »Cunrat?«
    Langsam lockerte er seinen Griff.
    »Hast du mir nachspioniert? Tu das nie wieder! Hörst du? Nie wieder!«
    »A… aber Giovanni! W… was tust d… du hier bei Sch… schopper? W… was hast d… du mit ihm z… zu schaffen? H… hat er etwas zu t… tun mit dem T… tod von T… tettinger?«
    Giovanni zupfte Cunrats Mantel zurecht, der durch seine Attacke verrutscht war.
    »Deine Stammelei geht mir langsam auf die Nerven, weißt du das, mein Freund? Schopper hat gar nichts zu tun mit Tettingers Tod. Er hatte einfach Glück, dass er zu rechten Zeit nach Costentz gekommen ist, als die Schänke hier frei wurde, das ist alles.«
    »W… warum b… bist du d… dann hier?«
    Giovanni schien einen Moment zu überlegen. Dann zog er einen kleinen Lederbeutel aus der Hosentasche und schüttete den Inhalt auf seine geöffnete Hand. Im fahlen Nachtlicht schimmerte es elfenbeinweiß: Fünf kleine Würfel lagen da.
    »Weißt du, was das ist, Meister Wolgemut? Nein, wie sollst du das auch wissen, du armer Tropf aus einem Klosterdorf! Das ist mein Kapital! Die sind vom besten Würfelmacher Venedigs, und sie gewinnen immer! Natürlich muss ich auch manchmal verlieren, sonst würden die hohen Herren, die zu Sebolt Schoppers Würfelrunde kommen, irgendwann Lunte riechen, aber bisher haben meine kleinen Freunde hier immer zuverlässig ihren Dienst getan. Durch unser ehrliches Bäckerhandwerk werden wir niemals reich werden, Cunrat, aber ich brauche Geld, verstehst du? Ich will Lucia freikaufen!«
    Nun war wenigstens das Geheimnis um Giovannis Geldquelle gelüftet.
    »Und w… wie lange tr… treibst du d… das schon?«
    »Seit ein paar Wochen. Schopper hat extra einen

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