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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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anreisen, dann kann er sein Konzil allein abhalten!«
    Die Welschen tranken einen Krug Rheinwein nach dem anderen und aßen Berge von Rindfleisch und Geflügel, das ein Knecht von Sebolt Schopper auf großen Platten heranschaffte.
    Als Cunrat aufstand, weil er austreten musste, schloss sich ihm der Übersetzer von Ser Martinus an.
    »Du gehen Abort?«
    »Ja.«
    »Auch ich.«
    Gemeinsam mit dem Mailänder stand Cunrat gleich darauf vor dem runden Holzloch des Aborts, aus dem es teuflisch hochstank. Dem Bäckergesellen wurde ein wenig übel, und er fragte sich, ob dieses Gefühl von den Dünsten herrührte, die aus der Tiefe zu ihnen aufstiegen, oder ob er schon zu viel Wein getrunken hatte. Während ihrer beider Strahl dampfend in die Tiefe rauschte, sah der Welsche zu ihm herüber. Er lachte. »Mamma mia, du große Speer!«
    Cunrat wurde verlegen. Doch bevor er etwas erwidern konnte, fragte der Welsche: »Wie eisst du?«
    Erleichtert ob des Themenwechsels nannte Cunrat seinen Namen.
    »Ah, Cunrat, Corrado. Ho capito. Ick bin Ambrogio. Aus die Stadt von Heilig Ambrogio.«
    Dann gingen die beiden erleichtert in die Gaststube zurück, wo sich inzwischen Ser Martinus immer mehr in Rage geredet hatte wegen seiner ungerechtfertigten Gefangennahme.
    »Er schimpft auf Sigismund, das sollte er besser nicht tun!«, erklärte Giovanni seinem Freund die Lage und zeigte auf die ungarischen Soldaten in der anderen Ecke der Schänke. Hatten diese schon beim Eintreten der Welschen angefangen, zu rumoren, so wurde ihr Gesprächston nun immer erregter, als sie den Namen ihres obersten Herrn auf so verächtliche Art aussprechen hörten. Vielleicht verstand ja auch einer von ihnen Italienisch.
    »Lass uns verschwinden!«, schlug Giovanni vor. »Hier geht’s gleich rund.«
    Doch bevor die beiden ihre Zeche bezahlen und aufbrechen konnten, eskalierte die Situation. Einer der Ungarn, ein unrasierter, breitschultriger Kerl, konnte ein paar Brocken Deutsch, die er nun dem Dolmetscher von Ser Martinus an den Kopf warf.
    »Irr Welschmann, was sprrechen bese von allerrhechste remisch Küng Sigismund?«, fragte er zornig.
    Der Übersetzer versuchte ihn zu beruhigen, doch sein Herr antwortete auf Italienisch mit einer Schimpftirade, deren Wortlaut der Ungar zwar nicht verstand, aber der Tonfall genügte ihm und seinen Genossen. Sie stürzten sich brüllend auf die Italiener, die sich gar nicht so schnell von ihren Bänken erheben konnte. Die Soldaten des Mailänders versuchten ihren Herrn zu schützen, der vor dem Kamin stand und weiter auf die Ungarn einschrie. Fäuste flogen in Gesichter, und Hände rissen an Kleidern und Haaren. Die anwesenden Ratsknechte bemühten sich, die Streithähne zu trennen, bevor diese zu Messer und Schwert greifen konnten, doch am Ende rief Sebolt Schopper verzweifelt nach den Stadtwachen. Zwei von ihnen, die am Rindportertor Dienst hatten, kamen in die Schänke gestürzt, und schließlich gelang es ihnen gemeinsam mit den Ratsdienern, das Handgemenge zu beenden. Schimpfend und fluchend verließen die Ungarn das Lokal, und auch Ser Martinus warf nur noch zornig ein paar Münzen auf den Tisch, dann verschwand er mit seiner Truppe. Der Übersetzer Ambrogio winkte Cunrat zum Abschied kurz zu.
    Die beiden Bäckergesellen hatten sich an die Wand gedrückt, um nicht in die Rauferei hineingezogen zu werden. Als sich alles wieder beruhigt hatte, bestellten sie noch einen Krug Wein.
    »Man weiß nicht, wer verrückter ist«, sagte Cunrat und schüttelte den Kopf, »die Ungarn oder ihr Welschen.«
    Giovanni lachte. Als der Krug leer war, wünschte er Cunrat eine gute Nacht und verließ die Schankstube durch die Hintertür. Cunrat trat allein den Heimweg an.

    Der nächste Tag war ein Donnerstag, und die Bäcker hatten sich ausnahmsweise am Oberen Markt postiert, nicht weit von der Plattengasse, durch die sich der werktägliche Verkehr wälzte. Hier kreuzte sich die alte Römerstraße mit der Weißen Straße, die vom Untersee her durch das Paradies in die Stadt führte. Bauern trieben ihre Rinder, Schweine und Schafe durch das Rindportertor zur Marktstätte in die Metzig, Mägde brachten Körbe mit Wintergemüse oder Eiern zum Markt, vom Schnetztor her fuhren schwere Wagen mit Fässern und Ballen heran und bogen ab in Richtung Kaufhaus, Reiter, in dicke Mäntel und Pelze gehüllt, lenkten ihre Pferde vorsichtig um Verkaufsstände und kauernde Bettler herum.
    In der Mitte des Oberen Markts stand neben dem Brunnen der

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