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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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zum Schandpfahl postiert, direkt an den Lauben des Hauses Zum Hohen Hafen , wo sie in Sicherheit waren vor den übel riechenden Geschossen.
    Hanns Hagen ließ die Menge gewähren, bis sich ihr Zorn über den Missetäter entladen hatte. Dann schlenderte der Vogt zum Bäckerstand herüber.
    »Cunrat Wolgemut, so seid Ihr immer noch in der Stadt!«, begrüßte Hagen den langen Bäcker mit einer Mischung aus Wohlwollen und Missbilligung. »Und habt Euch mit den Welschen zusammengetan. Na, wenn das nur gut geht!«
    Cunrat war überrascht, dass der Vogt sich an seinen Namen erinnerte, aber offenbar hatte er Eindruck auf ihn gemacht. Plötzlich fiel ihm wieder Hagens vertraulicher Abschied von dem Juden Ismael ein. Natürlich hätte er es niemals gewagt, ihn darauf anzusprechen, aber es war ganz offensichtlich gewesen, dass der Vogt im Schutz der Dunkelheit etwas zu verbergen gehabt hatte.
    »Gebt mir eine von den Pasteten. Mit Huhn!«
    Seine Amtsausübung hatte Hanns Hagen offenbar hungrig gemacht. Cunrat servierte ihm die Pastete, die noch warm war und dampfte.
    »Wohl bekomms!«
    »Das schmeckt doch recht annehmbar«, antwortete der Vogt, als er hineingebissen hatte, und ihm der Saft am Kinn hinablief. »Ihr solltet auch eine probieren, Egli Locher!«, fügte er zum Henker gewandt hinzu, der ein wenig abseits stand. Doch der schüttelte mit trauriger Geste den Kopf.
    »Nicht jetzt.«
    Im Gegensatz zum Vogt schlug ihm sein Amt anscheinend auf den Magen. Vielleicht hatte er auch nur keine Lust, bei der Kälte die Kapuze abzunehmen.
    Giovanni indes freute sich, dass dem Vogt die Pastete schmeckte.
    »Herr, wir Venezianer machen noch viel mehr Backwerk, das man hier nicht kennt. Ihr könnt gern noch weitere Kostproben versuchen.«
    »Ich danke, für heute hab ich genug. Bis die Stunde um ist, werde ich mir einen Becher heißen Wein genehmigen. Hier auf dem Platz ist es mir zu kalt.«
    Natürlich hatte auch Sebolt Schopper sein Lokal geöffnet, das sich ja nicht weit vom Oberen Markt befand. Die Menschen, die nun ihre Munition losgeworden waren, strömten dorthin ins Warme.
    Zurück blieben der Delinquent, der schmutzig, stinkend und zitternd an der Säule lehnte, die zwei Stadtwachen und die Bäcker, die ständig neue Brotwaren in ihren Ofen steckten und wieder herausnahmen. Dabei wurden ihnen wenigstens die Hände warm. Ein kalter Wind zog vom See herauf und ließ die städtische Fahne mit dem schwarzen Kreuz oben auf dem Pranger heftig flattern. Cunrat schaute hinauf zu dem Verurteilten. Obwohl er wusste, dass der seine Strafe verdient hatte, tat er ihm leid. Seiner Meinung nach war er genug gestraft. Außerdem hatte er ihn schon singen gehört, fröhliche Trinklieder und traurige Balladen über die Liebe, und es war klar, dass er mit gespaltener Zunge niemanden mehr mit seiner Kunst erfreuen würde. Aber was konnte ein Bäckergeselle wie Cunrat schon tun? Hier konnte nur noch Gott helfen. Und da der Buchhorner Gottes Mutter beleidigt hatte, würde der wohl keinen Grund sehen, ihm das Zungenschlitzen zu ersparen. Doch die Güte des Herrn kennt bisweilen keine Grenzen.
    Vom Münster her kam ein Mann die Straße entlang geschlendert. Er hatte ein breites Gesicht, einen langen, geflochtenen Bart und nur ein Auge, wie der Costentzer Bischof. Sein vornehmes Gewand wirkte ein wenig zerritten. Er warf einen Blick auf den Pranger, dann trottete er gemächlich zum Bäckerstand herüber. Wie der Vogt verlangte er eine Hühnerpastete. Danach stellte er sich so hin, dass er den Pranger im Blick hatte, und aß genüsslich Bissen für Bissen sein dampfendes Gebäck. Schließlich wandte er sich an Giovanni und fragte: »Wer ist der Kerl da oben? Was hat er getan?«
    »Das ist ein Spielmann, Herr, aus Buchhorn, mit Namen Peter Froschmaul. Er hat die Muttergottes gelästert, mit üblen Worten, heißt es. Gleich kommt der Henker und wird ihm seine vorwitzige Zunge an den Pfahl nageln.«
    Der Mann schüttelte langsam den Kopf.
    »Peter Froschmaul! Sein Gesicht macht dem Namen alle Ehre. Armer Teufel! Ein Spielmann! Was hat er denn so Schlimmes gesagt über die Gottesmutter, dass er seine Zunge dafür drangeben muss?«
    Giovanni flüsterte es ihm ins Ohr. Der Mann lachte rau und sagte dann: »Als ob sie das nicht auch gehabt hätte! Diese Pfaffen! Die müssten einmal an einem Kreuzzug ins Heilige Land teilnehmen, da würden sie nicht mehr wegen solchen Kleinigkeiten einem armen Wicht das Handwerk nehmen! Ein Spielmann braucht seine

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