Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
Vom Netzwerk:
wieder zu riechen, im Keller, als sie den toten Tettinger gefunden hatten, und das Bild des Erhängten trat ihm, getragen von der mächtigen Erinnerung an den Geruch, wieder überdeutlich vor Augen. Er sah Giovanni an, doch diesmal zuckte der die Schultern.

    Schließlich erhoben sich die Wachen, weil sie ihren Dienst antreten mussten.
    »Der Rat ist streng!«, erklärte einer. »Alle paar Stunden patrouilliert einer von den Herren und kontrolliert, ob wir auch unseren Dienst tun.« Fast schien es, als wolle er noch einmal deutlich machen, dass die Wachen keine Schuld am Tod von Karolina traf.
    Als sie weg waren, meinte Giovanni kopfschüttelnd: »Ihr Schwaben seid schon ein einfältiges Völkchen. Der Teufel soll es mal wieder gewesen sein. Wenn du mich fragst, haben sie in einem Turm zusammengesessen und Karten gespielt oder tief geschlafen. Dazu braucht es keinen Bann nach den Mengen Wein, die sie vor dem Dienst zu sich nehmen.«
    »Und der Gestank?«
    »Du hast ihn ja gehört, überall gehen Abtritte raus!«
    »Aber nicht dort!«, wandte Cunrat leise ein.
    Giovanni schüttelte nur den Kopf, dann lachte er und begab sich zum Abort, nachdem er Cunrat noch einmal gegen das Schienbein getreten hatte, auf dass dieser ihm unauffällig folge, was er nach einer Weile auch tat.
    »Ich glaube, die Gäste sind alle in der Wirtsstube. Und Sebolt Schopper ist auch beschäftigt. Jetzt ist der beste Zeitpunkt, um den Gang zu suchen!«, meinte Giovanni flüsternd, als sie sich am Abtritt trafen. »Komm mit!«
    Die Treppe, von der die Aborttür abging, führte weiter in den Keller. Sie wandten sich jedoch in die andere Richtung und gingen die Wendeltreppe hoch zu den oberen Stockwerken. Giovanni hatte ein Öllicht mitgebracht, das er an einer Fackel entzündete, welche neben der Tür zum Abort in der Wandhalterung steckte. Damit ging er voraus, und Cunrat folgte seinem flackernden Schatten.
    Auf jeder Etage ging von der Treppe aus dort, wo sich im Erdgeschoss die Tür zur Gaststube befand, ein Korridor ab, und von diesem rechts und links die Zimmer. Alle Wände bestanden hier aus Holzbohlen. Am Ende des Korridors öffnete sich jeweils ein Fenster zur Rindportergasse hinaus.
    Als sie ins zweite Geschoss kamen, war der Kneipenlärm kaum mehr zu hören. In der Stille konnten sie ihren eigenen Atem und das Schlurfen ihrer Schritte wahrnehmen. Giovanni hatte recht gehabt, die Gäste waren wohl alle in der Schänke.
    »Auf diesem Stockwerk müsste es sein, am Ende des Korridors, rechter Hand!«, flüsterte er nun. »Hör zu, du bleibst hier stehen und achtest darauf, dass mich niemand stört. Wenn einer die Treppe hochkommt, dann musst du mich warnen!«
    »Wie soll ich das denn machen?«
    »Was weiß ich, pfeif wie ein Mäuslein, kannst du das?«
    Cunrat machte einen Versuch, und Giovanni war der Meinung, dass man ihm das Mäuslein leidlich abkaufen werde.
    »Eine Katze kann ich besser«, verteidigte sich Cunrat, worauf Giovanni ungeduldig antwortete: »Ob Katze oder Maus, mir ist’s einerlei, Hauptsache, du gibst mir irgendwie Bescheid!«
    Dann ging er mit der Öllampe den dunklen Korridor entlang, die Türen eine nach der anderen für kurze Zeit in Licht hüllend, bevor sie in die Dunkelheit zurückfielen. So langte er schließlich am Fenster an, dort drehte er sich um und hielt die Öllampe so vor sich, dass Cunrat sehen konnte, wie er mit den Schultern zuckte. Offenbar hatte er nichts Besonderes entdeckt. Doch dann wandte er sich der letzten Tür rechts zu, und nun trieb die Neugier Cunrat ebenfalls dorthin. Er warf noch rasch einen Blick durchs Treppenauge hinab, aber dort tat sich nichts, der Schänkenlärm war immer noch gleich weit entfernt. So schlich er den Korridor entlang. Sein Freund machte sich gerade an der letzten Tür auf der rechten Seite zu schaffen.
    »Aber Giovanni, wenn hier einer drin ist!«
    »Hörst du etwas?«
    »Nein, aber …«
    »Wenn einer drin ist, stellen wir uns betrunken und sagen, dass wir uns in der Tür geirrt haben. Von diesem Zimmer aus muss der Gang zur Mauer gehen.«
    Er hatte schon mit dem eisernen Ring den Riegel gehoben und die Tür einen Spaltweit geöffnet. Niemand protestierte gegen sein Eindringen. Als er mit der Lampe hineinleuchtete, sahen sie, dass das Zimmer offenbar nicht vermietet war. Auf dem Bett lag kein Strohsack, keine Kleider hingen an den Haken, alles wirkte leer und unbewohnt. Auch ein großer Schrank, der in der Ecke stand, war leer. Cunrat dachte, wie klein die Kammer

Weitere Kostenlose Bücher