In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
Eurem Zimmer.“
„Vielen Dank, Vicky“, sagte Elias und zog mich hinter sich her in einen Korridor, der mit rotem Teppich und stuckverzierten Decken geschmückt war. Goldene Kerzenhalter ragten in regelmäßigen Abständen aus der Wand. „Das ist der Gästeflügel“, erklärte mir mein Vampir und blieb vor dem Zimmer mit der Nummer Zwölf stehen. Statt den Schlüssel ins Loch zu stecken, hielt er den goldenen Anhänger vor eine Art Lasergerät und mit einem Surren öffnete sich die Tür.
Das Zimmer war schön und gemütlich eingerichtet. Weiße Rattanmöbel standen rund um einen Glastisch und dahinter war ein einladend aussehendes Polsterbett. Ein großer Flachbildschirm hing an der Wand und gleich daneben führte eine Tür in ein kle ines Badezimmer mit Toilette, Waschbecken und einer Dusche. Ein Wandschrank und ein Schreibtisch mit Stuhl befanden sich direkt neben dem Bett. Alles war in Weiß und Cremefarben gehalten und hellte somit das fensterlose Zimmer auf. Auf dem Glastisch stand ein Blumenarrangement aus weißen und gelben Rosen. Ich roch daran, ließ mich auf eines der Sofas fallen und klopfte auf das Polster, damit Elias sich neben mich setzte.
„Alles okay mit dir?“ fragte ich , nachdem er sich niedergelassen hatte und meine Hände in seinen hielt.
„Ja, entschuldige noch einmal meinen … Ausrutscher.“
„Ich will dir mal etwas erzählen“, begann ich. „Ich bin vielleicht nicht die klügste Person der Welt, aber ich bin auch nicht dumm. Weißt du , Elias, ich habe meinen Urgroßvater kaum gekannt, aber was ich weiß, ist, dass er in seinem Leben nur gekämpft hat. Als Kind ums Überleben, als junger Mann um das Herz meiner Urgroßmutter, als Soldat in einem Krieg, der nicht seiner war, als Gefangener in russischer Gefangenschaft und schließlich als Vater darum, dass seine Familie immer zu Essen hatte. Er hat sich nicht einmal beschwert, nicht einmal geweint. Die ganze Last hat er all die Jahre alleine mit sich herumgeschleppt und es hat ihn zerstört. Er war ein absolutes Wrack und hat seiner Familie mit seinen Launen das Leben zur Hölle gemacht. In ihm war keine Liebe mehr, seine Seele lag in Scherben und er ließ niemanden nah genug an sich heran, um sie zusammenzusetzen.“ Ich küsste meinen Freund auf die Wange und seufzte. „Ich flehe Gott auf Knien an, dass du niemals die Fähigkeit, deine Gefühle zu teilen, verlierst. Zumindest mir gegenüber. Wir werden mit Sicherheit noch den einen oder anderen Kampf in unserem Leben führen und ich möchte, dass wir unsere Sorgen und Ängste teilen können. Glaub mir, Weinen ist kein Zeichen der Schwäche. Auch nicht bei starken Vampiren. Es reinigt die Seele und bewahrt sie davor, zu Eis zu gefrieren, um dann bei einem Sturz zu zerbrechen.“ Er wollte etwas sagen, doch ich legte ihm den Finger auf den Mund. „Wir kommen aus zwei verschiedenen Welten und wir werden uns das Beste aus jeder herausnehmen, um unsere eigene kleine Welt zu schaffen, voller Liebe und Verständnis, in der sich keiner schämen braucht, zu weinen.“ Ich atmete nach meiner Rede tief durch und gab Elias zu verstehen, dass er nun sprechen durfte.
Mein Vampir erhob sich vom Sofa und ging vor mir auf die Knie, eine Hand auf sein Herz gelegt, die andere griff nach me iner.
„Ich verspreche dir bei allem , was mir heilig ist, dir immer zu sagen, was mich bewegt.“ Sein Gesicht wurde ganz weich. „Ich werde ewig an deiner Seite stehen, was immer auch geschehen wird. Ich weiß, dass ich mit dir an meiner Hand alles schaffen kann.“
Ich nahm seinen Kopf zwischen meine Hände und küsste seine kühlen Lippen. Da klopfte es an der Tür.
„Das Mahl für die Prinzessin“, meldete sich eine fremde Sti mme.
Elias erhob sich . Er öffnete die Tür und der köstliche Geruch von Bratkartoffeln drang in meine Nase. Ich stürmte dem Vampir mit dem Tablett entgegen.
„Her damit!“, sagte ich und riss es ihm aus der Hand. „Danke!“
Elias schüttelte lachend den Kopf.
„Kätzchen , wo sind nur deine Manieren?“ Er dankte dem verdatterten Lieferanten und schloss die Tür wieder.
„Die werden von meinem Hunger gefangen gehalten“, antwort ete ich schmatzend. „Als Geiseln.“
Elias sah mir lächelnd beim Essen zu und da ich das mittlerwe ile gewohnt war, ließ ich mich dadurch auch nicht irritieren. „Weißt du, ich dachte zuerst, du willst mir einen Heiratsantrag machen, als du auf die Knie gegangen bist.“
Er lachte und zeigte mir dabei seine Fänge.
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