In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
nur Fenster?“
„Entschuldige, dass ich nicht wie Rumpel aus der S esamstraße in einer Tonne wohne“, gluckste ich amüsiert und versuchte ihn unter der Bettdecke auszubuddeln. Elias, der sich vor Lachen gekrümmt hatte, ließ zu, dass ich ihm die Decke wegzog.
„In einer Tonne“ , keuchte er. „Das ist gut, aber ich dachte eher an eine schöne Gruft.“
„Ich steh nicht auf Spinnen.“
Er drehte sich auf den Rücken und musterte die Decke. „Dafür hast du aber viele Spinnweben an der Decke!“, stellte er fest und deutete nach oben. Natürlich waren sie ihm nicht entgangen. Wie naiv konnte ich sein, zu glauben, dass seine Augen sie übersehen hatten?
„Los, geh dich endlich anziehen!“, fuhr ich ihn an.
„ Jawohl, Frau Oberfeldmarschall!“ Binnen einer Sekunde war er aufgestanden und salutierte vor mir. Ich zwickte ihn in den Bauch und beim nächsten Blinzeln war er nicht mehr im Raum.
Mit einem Seufzen begann ich das Bett zu machen und mein Zimmer einigermaßen aufzur äumen. Ich schnappte mir meine Vampirunterlagen und verfrachtete sie in eine Schublade meines Schreibtisches. Mit ein bisschen Kraft und gutem Zureden ließ sich diese danach wieder schließen.
Ich suchte mir meine Sporttasche und packte dort alles rein, was ich für die Nacht bei den Vampiren brauchen würde. Mein neues Schlafshirt, Unterwäsche, frische Klamotten für morgen, meinen MP3-Player, falls ich nicht schlafen können würde, und die Pille. Fehlten nur noch meine Toilettenartikel, aber die waren noch zusammen mit Elias im Bad. Die nächste Zeit musste ich mich wohl an dieses Nomadenleben gewöhnen.
Ich schnappte mir meinen Kamm und fing den täglichen Kampf mit meinen Locken an. Elias betrat das Zimmer und kramte in seiner Tasche. Ich staunte nicht schlecht, als er einen braunen Rosenkranz aus der Tasche zog.
„Was hast du vor?“, fragte ich.
„Beten“ , sagte er und kniete sich hin, den Rosenkranz um seine linke Hand gewickelt. „Möchtest du mitbeten?“
„Ähm , nein danke“, blubberte ich, beobachtete ihn aber ganz genau. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich schon lange nicht mehr das Gespräch mit Gott gesucht hatte. Meine Eltern waren nicht sonderlich gläubig und ich gehöre zu den Menschen, die getauft wurden, weil es sich eben so gehört und nicht aus religiöser Überzeugung.
„Habt ihr eure Sachen gepackt?“, fragte Mama beim Frühstück und ich nickte. Mein Vater servierte gerade Toast und rief nach David. Er erschien kurze Zeit später mit chaotischen Haaren und schwarzen Klamotten.
„Na, Sex gehabt, Schwesterchen?“
Elias war geschockt und ich schmiss eine Traube aus dem Obstkorb nach David. Schnell verschlang ich eine Toastscheibe mit Salami, während Papa und Mama mit meinem Bruder über sein Aussehen diskutierten.
„David, möchtest du mit uns fahren? “, fragte Elias plötzlich und ich war richtig stolz auf ihn, dass er von selbst daran gedacht hatte.
„ Nächstes Mal gerne, aber mein Unterricht fängt heute später an und ich hole noch Hallow zu Hause ab.“
I ch verabschiedete mich schon mal bei meinem Vater, der gleich zur Arbeit gehen würde, dann gingen Elias und ich wieder hoch in mein Zimmer, um unsere Sachen zusammenzusuchen. Nachdem ich das Badezimmer geplündert hatte, war ich fertig für die Nacht.
„Wie ich Hallow hasse “, sagte ich beiläufig, als ich mein Zimmer betrat.
Elias setzte sich wieder im Schneidersitz auf mein Bett und wartete auf mich. Doch es dauerte keine Sekunde und er kniete auf der Matratze direkt vor mir und ich spürte erneut seine kalte Hand an meinem Arm.
„Ich hab die Mücke beseitigt“ , sagte er stolz. „Sie hat dich die Nacht angezapft. Sie roch nach deinem Blut.“ Bei dem letzten Satz lachte Elias ein breites Fangzahnlachen. Auch wenn seine Fänge eingefahren und somit nur ein kleines bisschen länger als die anderen Zähne waren, wirkten sie dennoch imposant genug.
„Mein Held, ich danke dir. Du hast mein Blut gerächt“, scherzte ich.
„Miri? “, fragte mein Vampir und seine Stimme war plötzlich ganz ernst.
„Ja, mein Engel? “ Meine Anrede schien ihn zu belustigen, aber auch zu irritieren.
„Darf ich dich um was bitten?“
„Raus damit, ich hab da nämlich auch eine peinliche Bitte an dich.“
Er legte seinen Kopf schief und suchte mit seinen roten Augen neugierig mein Gesicht ab. Wieder einmal fragte ich mich, ob ich mich jemals an diese Augenfarbe gewöhnen würde . Wie konnte sich hinter solch
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