In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
absetzen“, sagte sie nach einem kurzen Moment. Ich holte tief Luft und hielt den Atem an. Innerlich machte ich mich schon mal auf riesigen Ärger gefasst.
„Was?“, fragte Elias . Er klang vollkommen verwirrt, blieb aber ruhig.
Ich atmete aus. Puh, er schien es besser aufzunehmen , als ich gedacht hatte.
„Du hast schon richtig gehört. Sie will nach Hause und alleine sein“, erklärte die Vampirin.
„Das lasse ich nicht zu!“, rief Elias mit eiskalter Stimme. Er gab Gas und ich ahnte, dass er statt meinem Zuhause sein eigenes ansteuerte.
Was war los mit ihm? Ich schnallte es nicht. Einerseits beteuerte er mir seine große Liebe, doch wenn ich ihn näher an mich ra nließ, wurde er irgendwie eigenartig und böse!
Als wir die Wohnung der Grozas betraten, hörte man Musik. Nicht von CD oder so, nein, richtig handgemachte Musik. Wir betraten das Wohnzimmer, in dem jetzt ein großer schwarzer Flügel stand. Emilia Groza saß davor und spielte mit flinken Händen e ine wunderschöne, aber traurige Melodie. Roman Groza saß im Sessel und schien ein Kreuzworträtsel zu lösen. Ein Vampir, der ein Kreuzworträtsel löste. Wäre mir nicht nach Heulen zumute gewesen, hätte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen können.
Frau Groza stoppte und drehte sich auf dem Bänkchen zu uns um. Zuerst zierte ein Lächeln ihr Gesicht, dann aber traf ihr Blick auf meinen und es verschwand.
„Was habt ihr mit ihr gemacht?“, fragte sie und stand im Bruchteil einer Sekunde bei mir und strich mir vorsichtig über die Wange. „Sie sieht fürchterlich aus!“
Anastasija erzählte ihren Eltern, was alles passiert war, während ihre Mutter meinen Kopf gegen ihre Brust drückte und mich streichelte. Ich konnte nicht sehen, was die Vampireltern dachten, aber ich spürte, dass Frau Grozas Griff immer kräftiger wurde. Sie schwieg eine ganze Zeit, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, das ist es nicht, was sie so beschäftigt. Es ist etwas anderes.“
Wow ! Anastasija hatte mal in einem Gespräch am Rande erwähnt, dass ihre Eltern alles mitbekamen, dennoch war ich sehr erstaunt, als Frau Groza richtig schlussfolgerte. Jeder andere wäre mit hundertprozentiger Sicherheit davon ausgegangen, dass ich so aufgebracht war wegen dem Zwischenfall bei ISV. Sie drückte mich von sich und umschloss mein Gesicht mit ihren kühlen Händen. „Was ist los, meine Kleine?“
Doch bevor ich antworten konnte , tat Elias das bereits.
„Sie wird heute in meinem Zimmer schlafen und ich bei Anastas ija.“ Er holte tief Luft. „Ich gehe mich jetzt fürs Bett zurechtmachen .“
Für einen Moment sah s eine Schwester so aus, als wollte sie Einspruch erheben, aber da war er auch schon verschwunden. Mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen lief sie ihm nach.
„Ihr hattet Streit“, sagte Frau Groza und es war eine Festste llung, keine Frage.
„Keine Ahnung, plötzlich war er ganz anders“, jammerte ich. Meine Wangen waren immer noch zwischen ihre Hände gepresst.
„Erzähl mir, was passiert ist“, bat sie mich und zog mich in einen anderen Raum. Herr Groza lächelte uns etwas unbeholfen hinterher.
Schnellen Schrittes brachte mich Emilia Groza in ihr Schlafzimmer, in dem mein absolutes Traumbett stand. Ein riesiges Himmelbett aus Holz. Lange schwere Vorhänge hingen an den Ecken zusammengerafft herab. Sie waren dunkelgrün und blickdicht. Ich fragte mich, ob Elias auch so eins besaß. Wenn ja, dann würde ich da so schnell nicht wieder rauskommen. Wir setzten uns auf eine kleine Bank, die am Fußende des Bettes stand.
„Darf ich?“, fragte die Vampirin und streckte mir ihre Handfl ächen entgegen.
„Was muss ich tun?“, fragte ich sie.
„Gar nichts.“ Sie legte ihre Hände auf meine. Ich erwartete, dass es kribbeln oder warm werden würde … oder zumindest irgendwas, aber es geschah nichts. Jedenfalls nichts für mich Sichtbares oder Fühlbares. Nach einem kurzen Moment unterbrach sie unsere Verbindung und sah mich mit einem mütterlichen Blick an, wie ich ihn von zu Hause nur zu gut kannte.
„Warum tut er das?“, fragte ich sie.
„Was im Speziellen meinst du?“
„Na ja, wenn ich ihn näher an mich ranlasse, dann wird er i mmer gleich so böse.“ Wenn ich mich konzentrierte, konnte ich immer noch meine Zimmertür im Rücken spüren, gegen die er mich gepresst hatte.
„Oh“, sagte die Vampirin. „Das … nun … Das ist eine typisch menschliche Fehlinterpretation. Du kannst nichts dafür. Im Grunde sind
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