In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
stand Emilia wieder in der Tür, hinter ihr sah Elias besorgt über ihre Schulter.
„Ist was passiert?“, fragte die Vampirin und hielt sich wieder den ehemaligen Babybauch.
Ich lief rot an und fing an zu stottern. „N… nein … ähm, ich ähm … hab mich nur über das Bett gefreut.“ Gott, wie peinlich! Elias’ glasiger Blick traf meinen. Ich hielt ihm für einen Moment stand, dann schloss Emilia die Tür zum zweiten Mal.
Ich ging zum Bett und schlug die Decke auf. Irgendwie h atte ich Seidenbettwäsche erwartet, aber es war eindeutig Leinen. Ich knipste das Licht aus und schlüpfte unter die Bettdecke. Nachdem meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, machte ich eine Bestandsaufnahme des Zimmers. Da die Vampire sehr gute Ohren hatten, musste ich es mir leider verkneifen, in seinen Sachen zu wühlen, auch wenn die Versuchung groß war. Der Raum schrie förmlich: Hier wohnt ein Perfektionist! Ich glaube, selbst mit einem Mikroskop hätte man hier keinen Fussel und auch kein Dreckkorn gefunden. Alles war säuberlich an seinem Platz. In der einen Ecke stand ein Schreibtisch mit einem PC und in der anderen Ecke ein Kleiderschrank, daneben ein Bücherregal. Genau wie ich hatte Elias eine kleine Musikanlage auf seinem Nachttisch stehen, die ihm sicherlich auch als Wecker diente. An der Wand hing ein Landschaftsbild. Ich vermutete, dass es seine Heimat war. Ob er manchmal Heimweh hatte? So ganz alleine in dem fremden Zimmer fühlte ich mich jedenfalls einsam. Plötzlich wollte ich gar nicht mehr alleine sein. Ich bildete mir immer wieder ein, die tanzenden dunklen Moleküle von heute Nachmittag zu sehen. Ich wollte mich mit jemandem unterhalten – und da fiel mir Ana ein.
Bist du noch wach? , fragte ich sie.
Oh ja , seufzte die Vampirin frustriert.
Was ist los? , hakte ich nach.
Er nervt. Ich musste lachen. Arme Anastasija, sie hatte jetzt wegen mir Elias am Hals. Ich würde auch nicht mit David in einem Bett schlafen wollen, nachdem er Streit mit seiner Freundin hatte. Eigentlich wollte ich ihn gar nicht in meinem Bett haben, er trat nachts immer fürchterlich um sich und schnarchte.
Schläft er nicht? , fragte ich.
Nein. Denkst du , ich bin eine schlechte Schwester, weil ich ihm vorspiele, dass ich schlafe?
Merkt er das nicht?
Ich glaube schon. Er wälzt sich ständig hin und her, gafft mich an und seufzt übertrieben laut. Kurz: Er geht mir gewaltig auf den Zeiger.
Du Arme, das tut mir so leid , dachte ich grinsend.
Schon okay. Was möchtest du eigentlich?
Ich ha b irgendwie ein bisschen Angst.
Das brauchst d u nicht. Genieße die Ruhe!
Mir wurde bewusst, dass ich gerne Elias neben mir liegen hätte ; mich würde sein hin und her Wälzen nicht stören. So wüsste ich wenigstens, dass er Augen und Ohren für eventuelle Angreifer offen hatte.
Soll ich ihn zu dir rüberschicken? , fragte Anastasija freudig, die meinem Gedankengang gefolgt war.
Ja , antwortete ich.
Ok ay, gute Nacht, Miriam.
Gute Nacht, Ana.
Ich hörte zwei Türen auf- und zugehen, dann stand Elias neben dem Bett. So schnell hätte ich nicht mal seinen Namen aussprechen können. Mit fragendem Blick starrte er mich an.
„Ich hab Angst so ganz alleine“, gab ich zu. Seine funkelnden schwarzen Augen konnte ich sogar durch die Dunkelheit gut erkennen. Sie sahen erleichtert aus. Vorsichtig löste er die Kordeln, die die Bettvorhänge festhielten, und schirmte so das Bett komplett ab. Dann schlüpfte er zu mir unter die Decke. Jetzt war es zu dunkel für meine Augen. Nur an der Kälte seiner Haut konnte ich ahnen, wo er gerade war. Er seufzte und ich musste an Ana denken und grinsen.
„Was?“, fragte er irritiert, aber nicht böse.
„Ana sagte mir, dass du ihr mit dem Seufzen auf den Zeiger gegangen bist.“
„Soso.“
„Du hast ein schönes Zimmer.“
„Danke.“
„Ist das Rumänien auf dem Bild?“
„Ja.“ Hatte er nur einsilbige Antworten für mich?
„Hast du manchmal Heimweh?“
„Ja“, hauchte er wieder, diesmal mit kaum hörbarer Stimme. Ich drehte mich in seine Richtung auf die Seite.
„Es tut mir leid, Elias.“
„Was tut dir leid?“
„Deine Mutter hat mir alles erklärt. Deinen Blick im Auto und warum du so komisch reagierst, wenn ich dir nahe komme.“
„Hm, aber was tut dir jetzt leid? Ich muss mich bei dir entschuldigen und nicht andersrum. Du verwirrst mich.“
„Das tue ich wohl andauernd, oder?“
„Des Öfteren, ja.“ War das etwa ein kleines Lächeln, was in dem letzten
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