In Schönheit sterben
über den guten Doktor und Frauen in den besten Jahren juckte sie gewaltig – mehr noch als dieses gottverdammte Schlammbad.
»Was haben Sie eigentlich damit gemeint, als Sie gesagt haben, der Doktor wäre gefährlich für Frauen in den besten Jahren?«
Das erklärte Magda ihr doch gerne. Sie hatte wirklich eine Stinkwut auf ihren ehemaligen Arbeitgeber.
»Ganz einfach. Wenn Frauen in den besten Jahren sich nicht solche Sorgen um ihre Krähenfüße und ihre schlaffen Titten machen würden, gäbe es die Farm gar nicht. Die brauchen doch die meiste Hilfe.«
Honey seufzte und verdrehte die Augen. Das hätte sie kommen sehen müssen.
»Schon kapiert.«
Kapitel 21
Doherty lebte in einer sehr schönen Wohnung am Camden Crescent, dem größten halbmondförmigen Platz in Bath mit einer herrlichen Aussicht auf die Stadt. Die Broschüren der Immobilienmakler ergingen sich in epischer Breite über diese Aussicht, in der vergeblichen Hoffnung, niemand würde bemerken, dass die Baumeister damals zu Zeiten König Georgs vergessen hatten, für genügend Garagen zu sorgen. Parkmöglichkeiten gab es nur am Straßenrand und auf eigene Gefahr. Flexible Außenspiegel, die nach jedem Aufprall wieder zurückfedern, waren hier mehr als nur ein schickes Design-Extra.
Mit der Aussicht hatten die Makler allerdings recht. Sie war wirklich atemberaubend.
Im Camden Crescent angekommen, ließ Honey ihren Blick auf der Suche nach einem Parkplatz ringsum schweifen. Stoßstange an Stoßstange standen die Autos an den Bordsteinkanten. Es sah gar nicht gut aus, aber Honey hielt die Augen offen und fuhr langsam weiter. Sie hatte Glück. Ein pflaumenblauer Volvo fuhr weg und hinterließ eine Parklücke, die locker für ihren Citroen C3 langte. Um sein Auto in eine Parklücke zu bugsieren, brauchte man im Normalfall Nerven aus Stahl und ein Reaktionsvermögen, das man sonst nur auf dem Centre Court in Wimbledon zu sehen bekommt. Ein Volvo hinterließ jedoch genug Platz zum Manövrieren; bei einem Honda Civic oder einem Ford Fiesta hätte das ganz anders ausgesehen.
Honey bemerkte, dass der Fahrer eines Wagens, der aus der anderen Richtung kam, auch auf der Jagd nach einer Parklücke zu sein schien, und beeilte sich. Sie bremstescharf. Zu scharf. Ihre große braune Schultertasche, die ständige Begleiterin ihrer wachen Stunden, fiel vom Vordersitz und verteilte ihren gesamten Inhalt auf dem Boden.
»Verdammt! Verdammt! Verdammt!«
Bei jedem Ausruf pfefferte Honey etwas in den Bauch der Tasche zurück: Tampons, einen Regenschirm, ein griechisch-englisches Wörterbuch und andere Notfallvorräte.
Ein wenig rot im Gesicht, holte sie tief Luft und vermied es angelegentlich, dem anderen Fahrer in die Augen zu sehen. Sie ahnte, dass seine Lippen sich bewegten. Was er auch immer sagte, sie hörte es nicht. Dann fuhr er weiter.
Sobald Honey sicher war, dass der Mann weg war, stieg sie aus, atmete tief durch und betrachtete die Aussicht. Nacht. Kühl und dunkel und voller Summen und Brummen.
Die Lichter der Stadt unten sahen aus wie Sterne, die in einen tiefen schwarzen See gefallen waren – na ja, wenn man ein bisschen Phantasie hatte. Heute würde sie mit diesen Lichtern vorlieb nehmen müssen. Heute gab es keine Sterne. Auch keinen Mond. Der Wetterbericht hatte Regen gemeldet.
Die Aussicht von hier oben gefiel ihr immer. Wie gebannt von dem grandiosen Blick, trat sie langsam zurück auf den kleinen, schwarzweiß gekachelten Vorplatz vor dem Eingang des Hauses, in dem Dohertys Wohnung lag.
»Wunderbar«, hauchte sie.
Licht flutete auf die Straße, als die Tür hinter ihr aufging. Doherty legte ihr einen Arm um die Schulter und zog sie rückwärts ins Haus.
»Willst du reinkommen oder hast du vor, draußen zu kampieren?«
Manchmal konnte er wirklich sehr bestimmend sein; das war ziemlich verführerisch, obwohl er natürlich genau wusste, wie weit er bei ihr damit gehen konnte.
»Es ist gut möglich, dass ich bald dauerhaft draußen kampiere, wenn sich herausstellt, dass dieser Hotelinspektoran einer Lebensmittelvergiftung gestorben ist. Das ist nicht gut fürs Geschäft.«
»Er ist nicht an einer Lebensmittelvergiftung gestorben«, sagte Doherty, während er sie mannhaft in seine Wohnung bugsierte und die Tür mit einem festen Tritt hinter sich schloss. »Er ist eines natürlichen Todes gestorben.«
»Großartig.« Ihre Laune hellte sich schlagartig auf. Sie warf die Schultertasche in eine Ecke. Ihre Münder trafen sich.
»Für ihn
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