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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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Uhr zum Tee zu mir. Keine Widerrede!«
    Honey war klug genug, um zu wissen, dass diese Aufforderung nur für sie allein galt. Doherty war nicht eingeladen, das war mal sicher. Er würde nie eingeladen werden. Steve und ihre Mutter konnten sich nicht leiden, und sie machten beide keinen Hehl daraus.
    Doherty kam unter der Bettdecke hervor und schob sie bis zur Taille herunter. Seine Brust wirkte so einladend. Wie ein Kissen für Honeys müden Kopf.
    »Ich nehme an, sie war nicht sonderlich begeistert von deinen Übernachtungsplänen?«
    Honey brachte ein Lächeln zustande. »Mir gefallen sie.«
    »Aber ihr nicht.«
    »Sie hat mich für morgen Nachmittag zum Tee eingeladen.Ich glaube, sie wird mir die Leviten lesen, weil ich mit völlig unpassenden Männern ins Bett gehe.«
    Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie sich wieder hinunterbeugte, um ihr Telefon in die Handtasche zurückzustecken, und ihm den Rücken zuwandte.
    Als sie sich wieder zu ihm umdrehte, zeigte Dohertys Gesicht mehr als nur Belustigung.
    »Also, wirst du ein braves Mädchen sein und alles tun, was Mami dir sagt?«
    Honey krabbelte ins Bett zurück und machte sich über seinen Körper her, der immer noch halb unter der Bettdecke verborgen war.
    Das Haar fiel ihr ins Gesicht, als sie sich zu ihm herunterbeugte, um ihn zu küssen.
    »Ich glaube, die Zeiten sind vorbei. Ich bin nicht mehr Mamas braves Mädchen. Irgendwie bin ich viel lieber Steve Dohertys ungezogenes kleines Mädchen.«
    Er strahlte. »Ach wirklich. Nun, Honey Driver, das gefällt mir sehr gut. Das gefällt mir sogar ganz ungeheuer.«

Kapitel 22
    Ihre Mutter hatte eine sehr schöne Wohnung in der Stadtmitte. So konnte sie nach Herzenslust bummeln gehen, ohne Auto fahren zu müssen. Sie ließ sich lieber chauffieren, und wenn kein williger Chauffeur zur Hand war, nahm sie eben ein Taxi. Ganz einfach.
    Honey ging zu Fuß hin. Mary Jane hatte angeboten, sie im Auto mitzunehmen. Es wäre zwar sehr verlockend gewesen, mehr über Clints Tag in Stöckelschuhen auf der Esoterikmesse zu erfahren, aber sie hatte dankend abgelehnt. Die Heiratsvermittlung ihrer Mutter plus Mary Janes Fahrkünste, das war einfach zu viel für einen einzigen Nachmittag.
    Honey war sich sicher, dass ihre Mutter sie an diesem Nachmittag verkuppeln wollte. Sie hatte sie für vier Uhr zu sich zitiert, und jetzt war es beinahe sechs. Honey kam absichtlich zu spät. Der Auserwählte, den ihre Mutter für sie vorgesehen hatte, war inzwischen höchstwahrscheinlich des Wartens überdrüssig geworden und längst nach Hause gegangen. Aber genau konnte man das natürlich nicht wissen. Sie musste auf der Hut bleiben.
    Kaum hatte sie das Wohnzimmer ihrer Mutter mit den üppig drapierten Gardinen und den Seidenkissen betreten, da wusste Honey, dass ihr Trick funktioniert hatte.
    »Hannah! Du verpasst immer die besten Gelegenheiten. Du bist wirklich eine herbe Enttäuschung für mich.«
    Honeys gemurmelte Entschuldigungen konnten den strengen Gesichtsausdruck ihrer Mutter nicht mildern. Sie knirschte weiterhin grimmig mit den Zähnen. Der potenzielle Freier war gegangen – nicht etwa nach Hause, sondernum mit Freunden von der Arbeit eine Runde Golf zu spielen. Er war Beamter, und das wohl schon seit zwanzig Jahren, immer im gleichen Büro und am gleichen Schreibtisch.
    »Das ist heutzutage so selten, dass ein Mann eine Anstellung auf Lebenszeit hat«, rief Gloria Cross.
    Hinter dem Rücken ihrer Mutter verdrehte Honey die Augen gen Himmel und bedankte sich bei ihrem Schutzengel. Das war knapp gewesen. Die Teestunde wäre eine Tortur geworden: höfliche Konversation mit einem Mann, dessen Leben sich zwischen Schreibtisch und Golfplatz abspielte.
    Wie immer passte der Lippenstift, den Gloria Cross aufgetragen hatte, zu ihrem Outfit. Ihr Haar glänzte wunderbar, und ihr Make-up war makellos. Ihr Schmuck war von Christian Dior und bestand aus echten Sammlerstücken. Für eine Dame jenseits der Siebzig war sie eine glänzende Erscheinung; sie hätte ihre Tochter jederzeit in den Schatten gestellt. Daran war Honey gewöhnt, genauso wie an die unmutig geschürzten Lippen und die Wut, die aus den Augen ihrer Mutter blitzte.
    »Ich hatte das eigens für dich arrangiert.«
    Honey freundete sich bereits mit dem Gedanken an, dass ihre Mutter tagelang schmollen würde. Das Wohnzimmer war einfach vollkommen. Selbst die Luft schien erlesen. Die Möbel waren auf Hochglanz poliert, die Seidenkissen in einer Diagonale aufgereiht,

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