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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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versprochen, sie abzuholen und zu ihr nach Hause zu bringen.«
    »Zu deiner Frau.«
    »Meiner Exfrau.«
    Das sagte er mit solchem Nachdruck, als hinterließe die bloße Erwähnung dieser Dame bei ihm einen bitteren Nachgeschmack. Das wollte Honey auch hoffen. Hätte sie einen süßen Nachgeschmack hinterlassen, dann wären da auch noch süße Gefühle. Oder nicht?
    »Okay. Also riskiere ich Leib und Leben und fahre mit Mary Jane nach Hause.«
    »Da hast du echt den Kürzeren gezogen, Baby.«
    Er ließ ihren Hosenbund los und kitzelte sie am Kinn.
    »Halt dich für mich warm, Schätzchen.«
     
    Nun musste Honey also wohl oder übel mit Mary Jane nach Bath zurückfahren.
    »Es ist so lange her, dass wir mal richtig miteinander geredet haben«, sagte Mary Jane, als sie Honey sanft, aber beharrlich auf den rosa Cadillac zuschob. »Du und ich, wir sind nur aneinander vorbeigezogen wie Schiffe in der Nacht. Natürlich verstehe ich das, schließlich hast du eine heiße Liebesaffäre mit diesem Raubein, deinem Polizisten. Aber da wollen wir jetzt die Gelegenheit nutzen, uns gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen, nicht?«
    Während Mary Jane ihre Mädels-müssen-zusammenhalten-Nummer abzog, war Doherty schon fortgefahren. Honey sah sein Auto noch über den holprigen Weg davonrumpeln. Es wirkte aus der Ferne eher wie ein Spielzeugauto und nicht wie ein echtes Sportmodell mit allem technischen Schnickschnack. Männer mochten technischen Schnickschnack, dachte Honey, während Mary Jane sie zum Beifahrersitz lotste.
    Honey schnallte sich an.
    »Du brauchst doch im Augenblick noch gar keinen Sicherheitsgurt«, meinte Mary Jane leichthin.
    »Sicher ist sicher.«
    Und wie! Mary Jane war alles andere als die weltbeste Autofahrerin. Sie hatte in den Vereinigten Staaten das Fahren auf der rechten Straßenseite gelernt. Und auch viele Jahre in England hatten diese Gewohnheit in ihrem Hirn nicht völlig auslöschen können. Auf den britischen Inseln fuhr man aber eben links. Mary Jane schien es sich in den Kopf gesetzt zu haben, dass es wirklich an der Zeit wäre, die Leute hier auf den rechten Weg – die rechte Straßenseite – zu bringen.
    Der Forest of Dean erstreckt sich zu beiden Seiten der Grenze zwischen England und Wales. Das ist allerdings keine richtige Grenze mit Wachhäuschen und rot-weiß gestreiften Schlagbäumen. Diese Grenze gibt es nur auf Landkarten, ansonsten bildet an einigen Stellen der Severn eine natürliche Grenze. Der Rest ist eher symbolisch.
    Während beinahe der gesamten Heimfahrt plapperte Mary Jane fröhlich über Sir Cedric. Der war das hoteleigene Gespenst im Green River, das nun schon seit Jahrhunderten dort spukte. Er lebte in Mary Janes Zimmer – wenn »leben« dafür das passende Wort war.
    Erst als sie eine der beiden großen Brücken überquert hatten, die über den Severn führen, bekam Honey mal ein Wort dazwischen.
    »Meine Mutter geht auf eine Hochzeit.«
    »Stimmt. Hast du schon ihre Verkleidung gesehen?«
    »Nein. Du etwa?« Das Wort Verkleidung erschien Honey ein wenig merkwürdig gewählt. Outfit überlegte sie. Outfit hätte Mary Jane sagen sollen.
    »O ja! Es ist toll. Ich habe auch Sir Cedric davon erzählt. Der erinnert sich natürlich gut an solche Kleider …«
    »Wirklich?«
    Honey wurde ganz mulmig zumute. Das Wort ›Verkleidung‹ kreiste in ihrem Kopf.
    »Sie hat sich für den Empire-Stil entschieden. Entweder das oder die drapierte Tunika einer Römerin. Deine Muttermeinte aber, damit würde sie zu matronenhaft aussehen.«
    »Ist das ein Kostümball oder eine Hochzeit?«, erkundigte sich Honey.
    »Eine Themenhochzeit«, verkündete Mary Jane während sie gerade einem Sattelschlepper mit polnischen Kennzeichen schnittig die Vorfahrt nahm. »Regency oder Römerzeit. Das konnte man sich aussuchen.«
    Das war mal eine Überraschung. Ihre Mutter hatte sie zwar gebeten, sich ihr Outfit für diese Hochzeit anzusehen, aber das wollte sie erst nach dem heutigen Ausflug machen. Vor ihrem geistigen Auge stieg ein Bild von den Hochzeitsgästen auf: Alte Römer. Historisches Regency.
    Wer mit Mary Jane Auto fuhr, war die meiste Zeit völlig starr vor Angst und verkrampft vor Nervosität. Das ermüdete ziemlich.
    »Wie wäre es, wenn wir die nächste Autobahnausfahrt nehmen und schnell auf eine Tasse Kaffee in einer Raststätte einkehren?«
    In einer Plastikumgebung aus Pappbechern überteuerten Kaffee zu trinken, war zwar nicht gerade Honeys Vorstellung von kulinarischen Wonnen,

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