In Schönheit sterben
»Das hätte ich wissen müssen.«
»Es ist schon einige Zeit her, dass ich ohne festen Wohnsitz war«, sagte Clint. »Ich habe eine Adresse.«
Darauf hätte sie antworten können: Ja, eine, zu der du dich im Augenblick nicht hintraust. Aber das unterließ sie.
»Was meinst du also, wen könnte ich danach fragen? Könnte das jemand wissen?«
Clint reckte trotzig das Kinn vor. »Kann sein.«
Honey wartete. Clint schaute sie an, linste Doherty mit zusammengekniffenen Augen an, dann wieder sie.
»Ich schreibe es dir auf. Der kann nämlich Bullen nicht leiden.«
Doherty warf Honey einen seiner schwer geprüften Leidensblicke zu.
Clint zog einen Kassenzettel aus dem Supermarkt aus der einen und einen Bleistift aus der anderen Hosentasche. Honey nahm die gekritzelte Nachricht entgegen, nachdem Clint sie sorgfältig zweimal gefaltet hatte. Dann erklärte er ihr leise noch dies und das. Immer, wenn sich sein Blick zu Doherty verirrte, kniff er misstrauisch die Augen zusammen.
Honey dankte ihm. Eine Aufgabe war also erledigt. Aber eine blieb noch.
Es war höchste Zeit, Clint vorzuschlagen, er solle seinen Frieden mit Luigi machen oder zumindest nach Bath zurückkehren und sich dort so unauffällig wie möglich verhalten.
Bei diesem Vorschlag schüttelte er energisch den Kopf.
»Du machst wohl Witze?«
»Vielleicht hat Mr. Benici ein Einsehen. Denn schließlich hat er seine Frau weder rausgeschmissen noch umgebracht. Sie ist immer noch die Frau, die er geheiratet hat. Und Frau bleibt Frau, trotz alledem«, konstatierte Mary Jane, als wiederholte sie damit ein heiliges Mantra.
»Außer dass sie schwanger ist.« Doherty grinste.
Clint schnitt eine Grimasse.
Völlig unbeirrt redete Doherty weiter. »Und wenn man bedenkt, dass sie die Frau eines anderen ist, dann sind wahrscheinlich deine Tage als kompletter Mann gezählt.«
Alle vier schwiegen und starrten zu Boden, als könnte dort jeden Augenblick eine Antwort aus der Erde sprießen.
In Honeys Hirn surrten die Rädchen. Sie brauchte ihren Tellerwäscher, und eigentlich war er im tiefsten Inneren ein anständiger Kerl. Er war einfach in der falschen Zeit geboren.Er hätte im Summer of Love erwachsen oder mindestens beinahe erwachsen sein sollen. Er glaubte an die freie Liebe. Und er erwartete, dass alle anderen auch daran glaubten.
»Wir brauchen lediglich eine Bestätigung, dass das Baby nicht von Clint ist – ohne einen DNA-Test natürlich«, meinte Honey.
»Verdammt, bloß den nicht!« Clint hatte etwas dagegen, in der DNA-Datenbank der Polizei zu landen. Er wollte überhaupt in keine Datenbank der Polizei. Punktum. Und schon gar nicht in die für DNA.
»Es geht bloß um die Gerüchte und um deinen Ruf«, konstatierte Honey. Sie war sich ihrer Sache sicher. Sie kannte die Männer und ihre Egos.
Doherty schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht, was du meinst.«
Honey erklärte es ihm. »Ich sage nur, dass wir Beweise dafür vorbringen müssen, dass Clint unmöglich der Vater sein kann.«
Das überzeugte Doherty nicht. »Ist das nicht dasselbe wie ein DNA-Test?«
»Du hörst mir nicht zu.« Honey verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. Was sie jetzt sagen wollte, würde wahrscheinlich nicht sonderlich gut aufgenommen werden. Clint war ein Mann, und Männer waren mindestens genauso stolz auf ihre Zeugungsfähigkeit wie auf ihre Manneskraft.
»Wir müssen beweisen, dass Clint unmöglich der Vater sein kann.«
Doherty kapierte es immer noch nicht. »Es tut mir leid, Clint, alter Kumpel, aber sie haben dich auf frischer Tat ertappt, sozusagen mit runtergelassenen Hosen.«
Clint trat unruhig von einem Bein aufs andere. Zumindest errötete er nicht.
»Ja. Da haben Sie recht. Ich hatte meine Hose über einen Stuhl gehängt und hatte sie verdammt schnell wiederan, als Benici plötzlich an die Tür hämmerte. Bin aus dem verdammten Fenster gesprungen!« Er schüttelte den Kopf. »Der Typ sollte wirklich mehr die Ruhe bewahren. Der kriegt noch einen Herzanfall, wenn er so weitermacht.«
»Das ist alles nichts, verglichen mit dem, was Sie von ihm kriegen«, murmelte Doherty.
Honey verstand Clint. Laut seiner Weltanschauung sollte jeder tun und lassen können, was er wollte, solange er damit niemand anderem Schaden zufügte. Für ihn regierte die freie Liebe. Nur leider sah Luigi Benici die Sache ganz anders.
»Hast du Kinder, Clint?«
Er schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüsste.« Plötzlich grinste er. »Und verheiratet bin
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