In seinem Bann
wir einen Deal«, sagte ich schließlich.
Jetzt war es Ian, der mich skeptisch ansah.
»Einen Deal?« echote er argwöhnisch.
Ich zuckte mit den Achseln. »Ich habe mich lediglich an deinem Sprachgebrauch orientiert.«
»Und wie soll dieser Deal deiner Meinung nach aussehen, Ann-Sophie?«
»Morgen drehen wir den Spieß einfach einmal um.«
Diesmal hob Ian die Brauen.
»Keine Sorge, ich meine das nicht unbedingt in sexueller Hinsicht. Ich bin weder dominant noch sadistisch veranlagt, Ian. Aber ich möchte, dass du ein Gefühl dafür entwickelst, wie es ist, sich den Wünschen eines anderen zu fügen. Morgen möchte ich entscheiden, was wir unternehmen, wo wir zu Mittag essen, wie wir den Tag verbringen.«
»Also gut«, er klang noch immer recht misstrauisch. »Versuchen wir es. Aber nur von morgen früh bis zum frühen Abend, denn dann bin ich zu einem Gala-Dinner eingeladen und ich erwarte, dass du mich begleitest.«
»Ein Gala-Dinner?« fragte ich stirnrunzelnd und machte große Augen. »Davon hast du mir nichts gesagt. Was für eine Gala ist das? Ich habe kein Abendkleid dabei.«
»Ich weiß. Schließlich kenne ich den Inhalt deines Koffers. Aber das ist kein Problem, vertrau mir.«
»Ich sehe da durchaus ein Problem, Ian. Mag sein, dass man dir deinen lässigen, unkonventionellen Kleidungsstil nachsieht, ihn vielleicht sogar als trendiges Fashion-Understatement interpretiert, aber das trifft auf mich nicht zu. Ich bin nur das Mädchen an deiner Seite.«
»Du bist niemals nur das Mädchen an meiner Seite, Ann-Sophie. Aber wie gesagt, mach dir keine Gedanken wegen des Kleides.«
Ich kräuselte die Lippen und sein Blick sagte mir, dass er es auch diesmal registriert hatte.
»Dann erzähl mir wenigstens etwas über diese Veranstaltung.«
»Das ist nichts Besonderes. Es handelt sich um eine jährlich stattfindende Festivität des hiesigen Unternehmer-Verbandes, bei der ich mich mal wieder blicken lassen sollte, zumal ich eine Spende zu überreichen habe. Wir werden aber nicht lange dort bleiben müssen; nur bis die Verantwortlichen und die Presse unsere Anwesenheit registriert haben.«
»Presse?« Ich spürte regelrecht, dass ich blass wurde. »Ian, ich weiß nicht, ob es eine so gute Idee ist, mich dorthin mitzunehmen. Hast du dir das wirklich gut überlegt?«
»Hast jetzt etwa du Angst vor der eigenen Courage, Ann-Sophie Lauenstein?« Er grinste.
Ich klappte den Mund auf, schloss ihn aber unverrichteter Dinger wieder, als Ian fortfuhr: »Ich habe mir das sehr genau überlegt, Ann-Sophie. Dieses Dinner ist die ideale Gelegenheit, uns zusammen sehen zu lassen. Es ist relativ intim, kein Vergleich mit ähnlichen Veranstaltungen in London, Paris oder New York. Hier brauchen wir im Anschluss nicht mit einer Belagerung durch Paparazzi zu rechnen. Trotzdem bekommt die Yellow Press ihr Futter, aber langsamer und dosierter, als das anderswo möglich wäre.«
»Ich glaube, ich verstehe nicht ganz«, sagte ich. »Du bist doch nicht Mitglied irgendeines Königshauses und wir wollen auch nicht unsere Verlobung bekanntgeben.«
Ian lachte sein hinreißendes Lachen und ich sprach verunsichert weiter: »Ist es denn wirklich so spannend, wer dich zu einer solchen Veranstaltung begleitet?«
»Ich fürchte, ja, Ann-Sophie. Ich bin eine Person von öffentlichem Interesse. Eine Frau an meiner Seite ist ein Statement.«
Er sagte das so selbstverständlich. Ich dagegen musste erst einmal schlucken.
»Aber wer hat dich denn sonst begleitet?« fragte ich unsicher.
Ian zuckte mit den Schultern. »Meistens habe ich derartige Verpflichtungen allein wahrgenommen. Oder ich war in Begleitung von Freunden und jungen Damen, die der Presse ohnehin bekannt waren und bei denen etwas Ernsteres von Vornherein ausgeschlossen werden konnte.«
Ich nickte etwas abwesend. Innerlich überschlugen sich meine Gedanken. Etwas Ernsteres . Gestern noch hatte ich mich darüber beschwert, dass Ian derart beziehungsunfähig war, dass er sich nach unserer ersten gemeinsamen Liebesnacht aus dem Staub gemacht hatte, ohne mich zu wecken. Und jetzt wollte er mich in die Gesellschaft einführen – als die Frau an seiner Seite. Ich konnte es kaum glauben.
»Die Fotografen machen am Eingang ihre Bilder. Wir geben keine Interviews. Das war’s schon«, fuhr Ian fort und als ich nichts erwiderte, fügte er unsicher hinzu: »Außer natürlich, du hast damit ein Problem.«
»Nein.« Ich schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich bin nur erstaunt. Sehr
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