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In seinem Bann

In seinem Bann

Titel: In seinem Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anais Goutier
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»Und zu welchem Schluss bist du gekommen?«
    »Noch zu keinem, Ian. Du bist nicht leicht zu enträtseln und ich glaube, genau darauf legst du es auch an.«
    Er trank einen Schluck Wein.
    »Ich fürchte, ich bin viel weniger geheimnisvoll, als es den Anschein hat. Eigentlich bestehen meine Vita und wohl auch mein Charakter aus einer Reihe logischer Konsequenzen. Du dagegen bist mir in der Tat ein Mysterium, Ann-Sophie. Du überraschst mich immer wieder aufs Neue und verhältst dich immer anders, als ich es vermute.«
    »Seit ich dir begegnet bin, bin ich auch des Öfteren überrascht von mir selbst«, gab ich grinsend zurück.
    »Ja.« Er lachte. »Das glaube ich dir aufs Wort.«
    Dann wurde er wieder ernster. »Ich möchte behaupten, dass du inzwischen mehr über mich weißt, als ich über dich, Ann-Sophie.«
    Ich runzelte die Stirn. »Das wage ich aber zu bezweifeln, Ian. Du kennst meinen Arbeitsplatz, meine Wohnung, meine Katzen, meine Bücher. Du weißt, worüber ich forsche und du kennst sogar meinen Kleiderschrank von innen. Von meinem Körper ganz zu schweigen.« Ich glaube, bei den letzten Worten errötete ich leicht.
    »Letzteres beruht auf Gegenseitigkeit, ebenso wie das mit dem Kleiderschrank«, sagte Ian schmunzelnd. »Aber ich meine andere Dinge. Über mich existieren jede Menge Artikel, Berichte, Interviews im Internet. Über dein Leben weiß ich nur, was du mir erzählst.«
    »Du willst also, dass ich dir etwas über meine langweilige Vergangenheit erzähle?«
    Er nickte. »Wobei ich langweilig schon jetzt für eine Übertreibung halte.«
    Ich hob beide Augenbrauen und sein Blick sagte mir, dass er es registriert hatte.
    »Also gut. Aufgewachsen bin ich als zweites Kind einer Psychologin und eines Geologie-Professors in Hofheim am Taunus, wo ich nach dem Besuch einer Montessori-Grundschule aufs Gymnasium wechselte und mein Abitur machte. Danach ging ich zum Studieren nach Frankfurt, wo ich abgesehen von einem Auslandssemester in Wien auch geblieben bin.«
    »So meinte ich das nicht, Ann-Sophie«, sagte Ian und es klang unzufrieden.
    »Sondern?«
    »Komm.« Er erhob sich und hielt mir seine Hand hin, damit ich ebenfalls aufstand. »Ich finde, wir sollten noch einen Abendspaziergang machen. Und dabei möchte ich, dass du mir ausschließlich Dinge von dir erzählst, die du nicht in einem Bewerbungslebenslauf angeben würdest.« Er grinste spöttisch.
    Jemand hatte unsere Garderobe während unserer Abwesenheit am Nachmittag akkurat in den großzügigen Biedermeier-Kleiderschrank einsortiert. Nur Ians Louis-Vuitton-Koffer lag unangetastet auf der Messing-Kofferablage.
    Ich war verblüfft, als Ian zu einer anthrazitfarbenen Saint-Laurent-Jeans griff und dazu ein schwarzes Hemd vom Bügel nahm. Bisher hatte ich ihn ausschließlich in Anzug und weißem Hemd zu Gesicht bekommen.
    Es war mir ein ebenso sinnliches wie ästhetisches Vergnügen, ihm beim Anziehen zuzusehen, das feine Spiel seiner Muskeln zu verfolgen, zu beobachten, wie routiniert seine langen schlanken Finger die kleinen Knöpfe seines Hemdes schlossen.
    Ich selbst suchte nach meiner Wäsche und fand sie nach zwei Fehlversuchen in einer der zahlreichen unteren Schubladen des antiken Schrankes.
    »Würde es dir etwas ausmachen, heute Abend auf Unterwäsche zu verzichten?« fragte Ian.
    Ich hob beide Augenbrauen. »Wie bitte?«
    »Du hast mich schon verstanden, Ann-Sophie. Du hast wunderschöne feste Brüste und dein Po ist ohnehin wund. Würde es dir also etwas ausmachen, auf BH und Slip zu verzichten?«
    Ich runzelte die Stirn. »Ian, ich bin keine 17 mehr und auch wenn ich deinetwegen immer wieder Neuland betrete und mich auf Dinge einlasse, die ich noch nie zuvor getan habe, erscheint mir das jetzt doch zu unanständig.«
    »Es ist nicht unanständig, weil niemand außer dir und mir etwas davon erfahren wird.« Er grinste jungenhaft. »Aber du musst es natürlich nicht tun.«
    Ich legte in der Tat keinen gesteigerten Wert darauf, meinen schmerzenden Po in ein Höschen zu zwängen, zumal ich dank Ian nur sehr knappe und spitzenverzierte Modelle und kein einziges wirklich bequemes eingepackt hatte. Was den BH anbelangte, so war ich es von trägerlosen Sommerkleidern und Abendmode durchaus gewohnt, auch mal ohne auszugehen. Es war also nicht meiner Prüderie zuzuschreiben, dass ich mit Ians Bitte haderte. Vielmehr kostete es mich Überwindung, seinen ausgefallenen Wünschen schon wieder nachzugeben, mich erneut seinem Willen zu fügen.
    »Machen

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