In seinem Bann
noch zu einem Dinner, bei dem man kleckern könnte. Ich kann das nicht tragen, Ian.«
»Es ist trotzallem ein Kleid, kein Gemälde, Ann-Sophie. Und es soll dir gehören. Ich will, dass du es trägst.«
»Das kann ich nicht annehmen«, erwiderte ich.
»Du wirst es annehmen müssen und du wirst es auch anziehen müssen. Schließlich hast du für heute Abend keine Alternative. Und jetzt Schluss damit. Ich möchte endlich sehen, ob es dir passt.«
Tatsächlich passte es nicht nur, es saß wie angegossen. Ich fühlte mich wie eine Prinzessin in diesem sanft schwingenden Vintage-Traum. Ich liebte die zurückhaltende, pudrige Farbgebung, den romantischen Schnitt, der dafür sorgte, dass sich das Kleid perfekt und doch auf so luftige Weise um meinen Körper schmiegte.
»Es ist unglaublich schön«, sagte ich gerührt und fiel Ian um den Hals.
» Du bist unglaublich schön, Ann-Sophie. Du siehst absolut hinreißend aus«, erwiderte er mit dieser sanftherben Stimme und seine schönen Augen schillerten warm. »Fast zu betörend, wenn man es recht bedenkt. Ich werde Mühe haben, die Journalisten und die verzückten Herren von dir fernzuhalten und die Weltpresse wird sich um die Red-Carpet-Bilder reißen.«
Bei diesen Worten wurde mir ein bisschen mulmig und Ian registrierte das sofort.
Er griff nach meiner Hand und streichelte sie so sanft, wie er es schon am Vortag im Flugzeug getan hatte.
»Keine Angst, Darling. Ich werde dir heute Abend nicht von der Seite weichen. Aber eine Kleinigkeit fehlt noch.«
Er trat an den nostalgischen Wurzelholz-Schminktisch und reichte mir gleich darauf eine hölzerne Schmuckschatulle mit der Aufschrift G. Fouquet .
»Fouquet? Der Jugendstil-Goldschmied?« fragte ich verblüfft und traute mich kaum, das Etui entgegenzunehmen.
Statt einer Antwort griff Ian nach dem kleinen Riegel und klappte die Schatulle auf.
Auf blauen Samt gebettet befand sich darin das schönste Collier, das ich jemals gesehen hatte; ein äußerst filigran gearbeitetes und typisch floral ausgeformtes Meisterwerk des Jugendstilhandwerks, besetzt mit schillernden Opalen.
»Es ist traumhaft«, brachte ich stockend hervor. »Ich hoffe, das ist geliehen.«
»Geliehen?« echote Ian lachend. »Sehe ich aus wie ein Mann, der Schmuck leiht?«
»Aber das gehört doch auch in ein Museum.«
»Nein. Es gehört an den Hals der Frau, die ich liebe.«
Mit diesen Worten nahm er das Collier aus der Schatulle und legte es mir mit sanften Fingern um den Hals.
Ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen formten. Diesmal waren es Tränen der Rührung und ich blinzelte heftig dagegen an, während Ian direkt hinter mir stand und einen zärtlichen Kuss auf mein linkes Schulterblatt hauchte.
Eine knappe Stunde später brachte uns Mark zum ?ofín-Palast auf der gleichnamigen Garteninsel im Herzen der Stadt, nur wenige Autominuten vom Hotel entfernt. Meine Hände waren schweißfeucht und mein Puls raste, als wir uns in die Schlange der Limousinen auf dem Vorplatz des Neobarock-Schlosses einreihten. Schließlich hielt uns ein junger Mann im schwarzen Frack die Wagentür auf und wir wurden vom Blitzlichtgewitter empfangen. Ich hatte noch niemals etwas Derartiges erlebt und ich fühlte mich wie geblendet von dem grellen Lichtermeer, das über uns hereinbrach. Ian hatte den Arm um mich gelegt und sein Daumen streichelte meinen Handrücken auf diese unvergleichlich zärtliche Weise, die so beruhigend auf mich wirkte.
Dann nickte er den Fotografen freundlich zu und schob meine Hand unter seinen angewinkelten Arm, um mich ins Haus zu führen. Drinnen herrschte reges Treiben, man bot uns Sekt und andere Erfrischungen an, doch die meisten der vornehm gekleideten Damen und Herren bewegten sich in Richtung der großen offenstehenden Türen, die zum Park auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite hinausführten und wir schlossen uns dem Strom an. Draußen hatte man des schönen Sommerwetters wegen weiß gedeckte Stehtische für den Aperitif arrangiert, um die sich die Gäste gruppierten.
Zahlreiche Vertreter der europäischen Polit- und Wirtschaftsprominenz waren ebenso zugegen wie Stars und Sternchen aus Film und Jetset, die der Veranstaltung den nötigen Glamour-Faktor verliehen und Ian kannte sie alle. Und sie kannten ihn. Doch obwohl er von Staatsmännern ebenso in Beschlag genommen wurde wie von Geschäftsfreunden und hübschen Schauspielerinnen, hielt er sein Wort und wich mir nicht einen Augenblick von der Seite.
Seine gesamte
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