In seinem Bann
Gefühl, mit Ian zu verschmelzen, eins mit ihm zu werden durch diesen magischen Kuss.
In diesem Moment wurde mir zum ersten Mal glasklar bewusst, wie sehr und wie bedingungslos ich diesen Mann tatsächlich liebte. Auch ich hatte meine tiefen Gefühle für ihn zu leugnen versucht, mir nicht eingestehen wollen, wie viel er mir bereits nach dieser ersten gemeinsamen Nacht bedeutet hatte.
Bei Einbruch der Nacht mit Ian hier auf der Karlsbrücke zu stehen, mit dem kostbaren Wissen, dass er ebenso für mich empfand wie ich für ihn, war das Wunderbarste und Romantischste, das ich jemals erlebt hatte.
Hand in Hand schlenderten wir bis zum Kleinseitner Brückenturm, wo wir kehrtmachten, um uns auf dem Rückweg die Skulpturen der Südseite anzusehen.
»Ist das eine Heilige Theresa?« fragte Ian, als wir vor einer dynamischen Skulpturengruppe standen, die aus einer weiblichen Figur, einem Christus am Kreuz und mehreren Putti bestand.
»Du meinst wegen ihres verzückten Gesichtsausdrucks?« fragte ich grinsend und Ian nickte. »Das hätte ich mir ja denken können, dass dir das gefällt. Ich muss zwar gestehen, dass die Christliche Ikonographie nicht gerade mein Steckenpferd ist, aber ich vermute eher, dass es sich um eine Heilige Lutgard handelt. Die Heilige Theresa hat ihre erotischen Visionen im Beisein eines Engels, nicht des Christus am Kreuz persönlich.«
»Ah, vielen Dank für die Aufklärung, Frau Doktor«, entgegnete Ian ebenfalls grinsend.
Er schlug vor, noch einen Drink auf einer eleganten Restaurantterrasse vis-à-vis der Brücke mit Blick auf die nächtliche Moldau zu nehmen.
Erst als er mir den Stuhl hinschob und ich mich setzte, wurde mir wieder bewusst, dass ich kein Höschen trug und Ians schelmisches Grinsen signalisierte mir, dass er genau wusste, was mir gerade durch den Kopf ging.
Ian entschied, dass dies ein Abend war, der nach Champagner verlangte und ich widersprach ihm nicht.
»Ich kann sehen, dass du ein wenig frierst, Darling«, sagte er mit einem rauen, sehr verführerischen Beiklang in der Stimme.
Ich schaute zuerst auf die feinen blonden Härchen auf meinen Unterarmen, doch ich hatte keine Gänsehaut. Dann wurde mir schlagartig bewusst, worauf er anspielte und instinktiv verschränkte ich die Arme vor der Brust.
»Nein, tu das nicht.« Ian schenkte mir sein strahlendes Lächeln. »Das ist ein außerordentlich erregender Anblick, Ann-Sophie. Keiner außer mir sieht das.«
Zögernd und mit gekräuselten Lippen nahm ich die Arme wieder herunter.
»Ich finde das nicht sonderlich schön, eher schamlos. Es ist mir peinlich, Ian.«
Er schüttelte nur leicht den Kopf und nippte an seinem Champagner. »Erzähl mir lieber, wie es sich anfühlt.«
Entgeistert hob ich beide Augenbrauen.
»Wir sind fast die letzten Gäste. An den anderen Tischen wird Tschechisch gesprochen. Ich möchte wissen, wie es sich anfühlt, wenn der feine Stoff bei jedem Atemzug über deine harten Nippel reibt.«
»Ian!« Ich funkelte ihn empört an, doch er grinste nur entwaffnend.
»Entspann dich, Ann-Sophie. Niemand hört uns zu.«
Er nahm noch einen Schluck Champagner.
»Du musst mir auch nicht antworten«, fuhr er fort. »Es genügt mir, wenn du über meine Frage nachdenkst und ich kann sehen, dass du das tust. Und ich möchte meinen, du wirst sogar ein bisschen feucht dabei.«
»Hör jetzt auf damit!« fauchte ich und überschlug demonstrativ die Beine.
Es war kaum zu glauben und ich hätte es niemals zugegeben, doch Ian hatte in beiden Punkten Recht. Tatsächlich hatte ich meinen Empfindungen nachgespürt, zu ergründen versucht, wie es sich anfühlte, und war zu dem erstaunlichen Schluss gekommen, dass meine vor Kälte erigierten Brustwarzen so überempfindlich waren, dass ich das leichte Reiben des Stoffes als geradezu unangenehmes Kratzen empfand. Und tatsächlich hatte mich allein das Nachdenken darüber ein kleines bisschen erregt.
Ian lachte sein perlendes Lachen, als er meinen verschämten Blick auffing, dann wechselten wir das Thema.
Kapitel 7
Der Heimweg zum Hotel führte uns durch die nächtliche Josefstadt, das jüdische Viertel von Prag, mit seinem weltbekannten alten Friedhof, den beeindruckenden Jugendstilhäusern und Synagogen unterschiedlicher Baustile.
In tiefen Zügen atmete ich die frische Nachtluft ein. Es war eine faszinierende, nahezu magische Stimmung, fast allein durch die bei Tag so belebten, von Touristenscharen überfluteten Straßen und Gassen zu spazieren. Vermutlich wäre
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