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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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wäre damit alles gesagt, und vielleicht war es das auch. Die Sonne war untergegangen. Bis auf eine kühle Brise war es eine warme Nacht.
    »Ich habe noch weitere Fragen«, sagte Jenna.
    »Wollen Sie dann nicht mit reinkommen?«
    Wendys Angebot, mit ins Haus zu kommen, war nicht ganz uneigennützig. Nachdem der Schock langsam nachließ, Zeuge einer furchtbaren Gewalttat geworden zu sein, gewann die Reporterin in ihr wieder die Oberhand.
    Drinnen fragte sie Jenna: »Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten oder so etwas?«
    Jenna schüttelte den Kopf. »Ich habe immer noch nicht verstanden, was da passiert ist.«
    Also erzählte Wendy es ihr. Sie fing mit Dans Anruf an und hörte mit der Rückkehr zum Wohnwagen in Begleitung von Sheriff Walker auf. Ed Graysons Besuch bei ihr am Tag zuvor erwähnte sie nicht. Walker wusste davon, aber hier musste sie das Feuer nicht noch weiter schüren.
    Jenna hörte mit feuchten Augen zu. Als Wendy fertig war, sagte Jenna: »Er hat Dan einfach so erschossen?«

    »Ja.«
    »Wortlos, ohne etwas zu sagen?«
    »Ja.«
    »Er hat einfach …« Jenna sah sich um, als suche sie nach Hilfe. »Wie kann ein Mensch einem anderen so etwas antun?«
    Wendy wusste eine Antwort auf diese Frage, sagte aber nichts.
    »Sie haben ihn doch gesehen, stimmt’s? Ed Grayson? Sie können ihn eindeutig identifizieren.«
    »Er hat eine Maske getragen. Aber, ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass es Ed Grayson war.«
    »Ziemlich sicher?«
    »Die Maske, Jenna. Er hat eine Maske getragen.«
    »Sein Gesicht haben Sie also gar nicht gesehen?«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Woher wissen Sie dann, dass er es war?«
    »Ich habe seine Uhr erkannt. Größe und Körperbau stimmten. Und die Haltung.«
    Jenna runzelte die Stirn. »Und Sie glauben, das reicht vor Gericht?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Die Polizei hat ihn in Gewahrsam genommen, wussten Sie das?«
    Wendy hatte es nicht gewusst, sagte aber nichts. Jenna fing wieder an zu weinen. Wendy hatte keine Ahnung, wie sie damit umgehen sollte. Tröstende Worte wären bestenfalls nutzlos. Also wartete sie.
    »Was war mit Dan?«, fragte Jenna. »Haben Sie sein Gesicht gesehen?«
    »Wie bitte?«
    »Als Sie bei ihm waren, haben Sie gesehen, was die mit seinem Gesicht gemacht haben?«

    »Meinen Sie die Blutergüsse? Ja, die hab ich gesehen.«
    »Sie haben ihn grün und blau getreten.«
    »Wer?«
    »Dan hat versucht, dem Ganzen zu entkommen. Aber egal, wohin er auch geflüchtet ist, irgendjemand aus der Nachbarschaft hat es immer herausbekommen, und dann haben sie Jagd auf ihn gemacht. Er bekam Anrufe, Drohbriefe, sein Haus wurde mit üblen Graffiti verschmiert, und er wurde zusammengeschlagen. Es war schrecklich. Er ist dann immer wieder abgehauen, aber nach kurzer Zeit haben sie seinen neuen Aufenthaltsort ausfindig gemacht, und es ging wieder von vorne los.«
    »Wer hat ihn beim letzten Mal zusammengeschlagen?«, fragte Wendy.
    Jenna hob den Blick und sah Wendy an. »Sein Leben war die Hölle auf Erden.«
    »Wollen Sie mir jetzt die Schuld daran geben?«
    »Finden Sie, dass Sie sich absolut richtig verhalten haben?«
    »Ich wollte nicht, dass man ihn zusammenschlägt.«
    »Nein, Sie wollten nur, dass man ihn ins Gefängnis steckt.«
    »Erwarten Sie, dass ich mich dafür entschuldige?«
    »Sie sind Reporterin, Wendy. Da können Sie nicht auch noch Richterin und Jury sein. Nachdem die Sendung gelaufen war, glauben Sie etwa, dass es da noch eine Rolle spielte, dass die Richterin die Klage abgewiesen hat? Dachten Sie, Dan könnte einfach wieder in seine Wohnung zurückkehren und sein altes Leben fortsetzen? Oder mal eben ein neues Leben anfangen?«
    »Ich habe nur berichtet, was passiert ist.«
    »Das ist doch Unsinn, und das wissen Sie ganz genau. Sie haben diese Story gemacht. Sie haben ihm eine Falle gestellt.«
    »Dan Mercer hat mit einem minderjährigen Mädchen geflirtet …« Wendy brach ab. Es hatte keinen Sinn, das Ganze
noch einmal durchzukauen. Sie hatten dieses Gespräch schon einmal geführt. Die Frau, so naiv sie auch sein mochte, trauerte um einen Freund. Das musste Wendy respektieren.
    »Sind wir fertig?«, fragte Wendy.
    »Er hat es nicht getan.«
    Wendy sparte sich die Antwort.
    »Ich habe vier Jahre lang mit ihm zusammengewohnt. Ich war mit dem Mann verheiratet.«
    »Und dann haben Sie sich von ihm scheiden lassen.«
    »Na und?«
    Wendy zuckte die Achseln. »Warum?«
    »In diesem Land wird rund die Hälfte aller Ehen geschieden.«
    »Und warum wurde Ihre

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