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In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught

Titel: In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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wahr Ihnen Gott helfe?«
    Wendy Tynes tat das, trat in den Zeugenstand und sah in den Saal. Sie kam sich vor, als stünde sie auf einer Bühne, was sie als Fernsehreporterin in gewisser Weise gewöhnt sein sollte. Aber dieses Mal fühlte sie sich dabei extrem unwohl. Sie ließ den Blick über die Zuschauer streifen und entdeckte die Eltern von Dan Mercers Opfern. Vier Paare. Sie kamen jeden Tag. Anfangs hatten sie Fotos ihrer Kinder mitgebracht und sie hochgehalten, aber das hatte die Richterin ihnen dann untersagt. Jetzt saßen sie nur noch schweigend da und hörten zu - und irgendwie war das noch viel verstörender.
    Der Stuhl war unbequem. Wendy setzte sich zurecht, schlug ein Bein über das andere, stellte sie dann wieder nebeneinander und wartete.
    Flair Hickory, der berühmte Starverteidiger, stand auf, und nicht zum ersten Mal fragte Wendy sich, woher Dan Mercer so viel Geld hatte, dass er sich ihn leisten konnte. Flair trug seinen üblichen grauen Anzug mit breiten, rosafarbenen Streifen, rosa Hemd und rosa Krawatte. Er durchquerte den Raum auf eine Art, die man - zurückhaltend - vielleicht als theatralisch bezeichnen konnte. In Wirklichkeit erinnerte sie eher an etwas, das Liberace in seine Show hätte eingebaut haben können, allerdings nur, wenn er all seinen Mut zusammengenommen und mal so richtig die Sau rausgelassen hätte.

    »Ms. Tynes«, begann er mit einem freundlichen Lächeln. Das war Flairs Stil. Ja, er war schwul, im Gerichtssaal trieb er dieses Gehabe aber auf die Spitze wie Harvey Fierstein in Leder-Chaps, während er Liza Minellis Jazz-Hands aus Cabaret parodierte. »Mein Name ist Flair Hickory. Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen.«
    »Guten Morgen«, sagte sie.
    »Sie arbeiten für eine reißerische Boulevard-Fernsehshow namens In Flagranti , ist das korrekt?«
    Der Staatsanwalt, ein Mann namens Lee Portnoi, sagte: »Einspruch. Es ist eine Fernsehsendung. Es gibt keine Beweise für die Anschuldigung, dass die Sendung reißerisch oder dem Boulevard zuzuordnen ist.«
    Flair lächelte. »Dürfte ich Ihnen ein paar Beweise präsentieren, Mr. Portnoi?«
    »Das ist nicht nötig«, sagte Richterin Lori Howard in einem Tonfall, aus dem schon jetzt deutliche Erschöpfung sprach. Sie wandte sich an Wendy. »Bitte beantworten Sie die Frage.«
    »Ich arbeite nicht mehr für diese Sendung«, sagte Wendy.
    Flair tat so, als überraschte ihn diese Auskunft. »Nicht? Aber das haben Sie doch, oder?«
    »Ja.«
    »Was ist passiert?«
    »Die Sendung wurde abgesetzt.«
    »Wegen zu niedriger Einschaltquoten?«
    »Nein.«
    »Wirklich nicht? Warum dann?«
    Portnoi sagte: »Euer Ehren, wir wissen alle, warum.«
    Lori Howard nickte: »Fahren Sie fort, Mr. Hickory.«
    »Kennen Sie meinen Mandanten, Dan Mercer?«
    »Ja.«

    »Und Sie sind in sein Haus eingebrochen, ist das korrekt?«
    Wendy versuchte, seinem Blick standzuhalten, versuchte, nicht schuldig auszusehen, was immer das auch bedeuten mochte. »Das ist nicht ganz richtig, nein.«
    »Ist es nicht? Nun gut, meine Liebe, wir wollen doch so akkurat vorgehen wie menschenmöglich, also lassen Sie uns noch einen Schritt zurückgehen, ja?« Er schlenderte durch den Gerichtssaal, als wäre es ein Laufsteg in Mailand. Er war sogar so unverschämt, den Familien der Opfer zuzulächeln. Die meisten sahen Flair ganz bewusst nicht an, aber ein Vater, Ed Grayson, durchbohrte ihn mit seinem Blick. Flair schien das nicht zu beeindrucken.
    »Wie haben Sie meinen Klienten kennengelernt?«
    »Er hat mich in einem Chatroom angesprochen.«
    Flairs Augenbrauen schossen himmelwärts. »Tatsächlich?« Als wäre es das Faszinierendste, was je jemand gesagt hätte. »Was für ein Chatroom war das?«
    »Ein Chatroom für Jugendliche.«
    »Und Sie waren in diesem Chatroom?«
    »Ja.«
    »Sie sind keine Jugendliche, Ms. Tynes. Ich meine, Sie entsprechen zwar nicht meinem Geschmack, aber selbst ich erkenne, dass Sie eine sehr wohlproportionierte, erwachsene Frau sind.«
    »Einspruch!«
    Richterin Howard seufzte. »Mr. Hickory?«
    Flair lächelte und entschuldigte sich mit einem kurzen Winken. Das konnte sich nur Flair erlauben. »Also, Ms. Tynes, als Sie in diesem Chatroom waren, haben Sie vorgegeben, ein minderjähriges Mädchen zu sein, ist das korrekt?«
    »Ja.«
    »Dann haben Sie andere in Gespräche verwickelt, die dem
Zweck dienten, Männer dazu zu verlocken, mit Ihnen Sex haben zu wollen.«
    »Nein.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe nie den ersten Schritt gemacht, sondern ihn immer

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