In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught
Frank fort. »Aber wir sind uns ziemlich sicher, dass Dan Mercer das hat. Also brauchen wir jetzt alle Informationen, die uns bei der Suche nach Haley helfen können. Alle. Also auch, wo Mercers Leiche liegt. Außerdem läuft uns die Zeit davon. Soweit wir wissen, hat Dan sie an einem geheimen Ort festgesetzt. Haley könnte gefesselt sein, verängstigt oder auch verletzt, das kann keiner genau sagen. Wir werden Mercers Garten umgraben. Wir fragen die Nachbarn, Mitarbeiter, Freunde, selbst seine Exfrau nach Plätzen, an denen er gerne war. Aber die Uhr tickt - und das Mädchen könnte allein irgendwo festsitzen und verhungern oder Schlimmeres.«
»Und Sie glauben tatsächlich«, sagte Hester, »dass die Leiche Ihnen verraten könnte, wo das Mädchen ist?«
»Das wäre durchaus möglich, ja. Vielleicht finden wir am Körper oder in seinen Taschen irgendwelche Hinweise. Ihr Mandant muss uns sagen, wo Dan Mercer ist.«
Hester schüttelte den Kopf. »Denken Sie wirklich, dass ich meinem Mandanten erlauben würde, sich selbst zu belasten?«
»Ich erwarte von Ihrem Mandanten, dass er das Richtige tut.«
»Soweit ich das beurteilen kann, könnten Sie sich das alles ausgedacht haben.«
Frank Tremont sprang auf. »Was?«
»Ich habe schon früher mit Cops und ihren Tricks zu tun gehabt. Gestehen Sie, dann können wir das Mädchen retten.«
Frank beugte sich zu ihr herunter. »Schauen Sie sich mein Gesicht genau an. Glauben Sie wirklich, dass das ein Trick ist?«
»Möglich wär’s.«
Walker sah sie an. »Das ist kein Trick.«
»Und ich soll mich einfach auf Ihr Wort verlassen?«
Walker und Tremont sahen sie an. Alle wussten, dass Frank Tremont die Wahrheit gesagt hatte. Nicht einmal Robert De Niro hätte es so gut spielen können.
»Trotzdem«, sagte Hester, »werde ich meinem Mandanten nicht erlauben, sich selbst zu belasten.«
Tremont wandte sich mit rotem Gesicht an Grayson: »Sehen Sie das auch so, Ed?«
»Reden Sie mit mir, nicht mit meinem Mandanten.«
Frank beachtete sie nicht. »Sie waren Marshal.« Er beugte sich direkt vor Graysons gesenkten Kopf. »Dadurch, dass Sie Dan Mercer getötet haben, könnten Sie unmittelbar für den Tod von Haley McWaid verantwortlich sein.«
»Gehen Sie weg von ihm«, sagte Hester.
»Können Sie damit leben, Ed? Was sagt Ihr Gewissen dazu? Wenn Sie glauben, dass ich hier meine Zeit mit irgendwelchen juristischen Tricksereien vergeude …«
»Einen Moment«, sagte Hester, plötzlich mit ruhiger Stimme. »Basiert diese Verbindung zwischen Dan Mercer und Haley McWaid einzig und allein auf dem Handy?«
»Was?«
»Ist das das Einzige, was Sie haben? Das Handy aus dem Motelzimmer?«
»Was soll das? Glauben Sie, das reicht nicht?«
»Das war nicht meine Frage, Frank. Ich wollte wissen, was Sie sonst noch haben.«
»Wieso wollen Sie das wissen?«
»Beantworten Sie einfach meine Frage.«
Frank Tremont sah Walker an. Der nickte. »Seine Exfrau«, sagte Frank. »Mercer kam gelegentlich zu Besuch. Und Haley McWaid offenbar auch.«
»Und Sie glauben, dass Mercer diesem Mädchen da begegnet ist?«
»Ja.«
Hester nickte. Dann: »Lassen Sie meinen Mandanten jetzt bitte gehen.«
»Das soll doch wohl ein Witz sein.«
»Sofort.«
»Ihr Mandant hat unsere einzige Spur umgebracht!«
»Falsch«, fauchte Hester. Ihre Stimme donnerte durch den Raum. »Wenn das, was Sie sagen, zutrifft, hat Ed Grayson Ihnen Ihre einzige Spur zukommen lassen .«
»Was reden Sie da für einen Quatsch?«
»Wie haben Sie herumstümpernde Idioten dieses Handy denn gefunden?«
Sie bekam keine Antwort.
»Sie haben Dan Mercers Zimmer durchsucht. Wieso? Weil Sie glaubten, mein Mandant hätte ihn ermordet. Und ohne ihn hätten Sie gar nichts. Sie haben drei Monate lang ermittelt und hatten nichts in der Hand. Bis gestern Abend. Bis mein Mandant Ihnen Ihren einzigen Hinweis präsentiert hat.«
Stille. Aber Hester war noch nicht fertig.
»Und wo wir schon gerade beim Thema sind, Frank, ich kenne Sie. Essex County Ermittler Frank Tremont. Sie haben vor ein paar Jahren diese Mordermittlung verpfuscht, über die
alle Medien berichtet haben. Sie sind erledigt, abgehalftert, Ihre Chefin Loren Muse hat Sie wegen Faulheit und Inkompetenz ausrangiert, stimmt’s? Und dies ist jetzt also aller Wahrscheinlichkeit nach Ihr letzter Fall, und was passiert? Statt sich aus dem Sumpf zu ziehen und Ihre jämmerliche Karriere zu einem halbwegs versöhnlichen Ende zu bringen, kommen Sie nicht einmal auf die Idee, einen
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