In seinen Händen - Coben, H: In seinen Händen - Caught
allseits bekannten Pädophilen unter die Lupe zu nehmen, dessen Wege sich mit denen des Opfers ganz eindeutig gekreuzt haben. Wie um alles in der Welt konnten Sie das übersehen, Frank?«
Nun war es Frank Tremont, dem die Farbe aus dem Gesicht wich.
»Und jetzt, fauler Cop, der Sie sind, erdreisten Sie sich, meinem Mandanten Begünstigung einer Straftat vorzuwerfen? Dabei sollten Sie sich bei ihm bedanken. Sie arbeiten seit Monaten an dem Fall und haben nichts gefunden. Und genau wegen dem, was Sie meinem Mandanten jetzt vorwerfen, haben Sie überhaupt erst eine Chance, das arme Mädchen zu finden.«
Frank Tremont wurde immer kleiner.
Hester nickte Grayson zu. Die beiden standen auf.
Walker sagte: »Wo wollen Sie hin?«
»Wir gehen.«
Walker sah Tremont an und wartete auf dessen Einspruch. Der hatte sich aber noch nicht wieder gesammelt. Also übernahm Walker. »Das können Sie vergessen. Ihr Mandant ist verhaftet.«
»Jetzt hören Sie mir bitte einmal ganz genau zu«, sagte Hester. Ihre Stimme klang jetzt sanfter, fast entschuldigend. »Sie vergeuden hier Ihre Zeit.«
»Woher wissen Sie das?«
Sie sah ihm direkt in die Augen. »Wenn wir irgendetwas
wüssten, das dem Mädchen helfen könnte, würden wir es Ihnen sagen.«
Schweigen.
Walker versuchte, das Heft in der Hand zu behalten, klang aber nicht sehr überzeugend, als er sagte: »Warum lassen Sie uns nicht entscheiden, was uns helfen könnte?«
»Aber sicher doch«, sagte Hester, richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, warf Tremont noch einen kurzen Blick zu und sah Walker wieder in die Augen. »Sie haben ja auch bisher alles dafür getan, um mein Vertrauen in Sie zu bestärken. Sie sollten sich lieber darauf konzentrieren, das arme Mädchen zu finden - und nicht ausgerechnet den Mann verfolgen, der womöglich der einzige Held in dieser ganzen Geschichte ist.«
Es klopfte an der Tür. Ein junger Polizist öffnete sie und steckte den Kopf herein. Alle sahen ihn an. Walker sagte: »Was gibt’s, Stanton?«
»Ich habe etwas auf ihrem Handy gefunden. Ich glaube, das solltet ihr euch ansehen.«
NEUNZEHN
F rank Tremont und Mickey Walker folgten Stanton den Flur entlang. »Hester Crimstein ist ein schamloses Biest, das deutlich weniger Skrupel als eine Straßendirne hat«, sagte Walker zu ihm. »Du weißt doch, dass sie dir die Inkompetenz nur vorgeworfen hat, um uns aus dem Konzept zu bringen.«
»Mhm.«
»Du hast alles für diesen Fall getan. Viel mehr, als es sonst irgendjemand gekonnt hätte.«
»Klar.«
»Das FBI, die Profiler und deine ganze Dienststelle haben sich voll reingehängt. Das hier hätte wirklich niemand ahnen können.«
»Mickey?«
»Ja.«
»Wenn ich Streicheleinheiten brauche«, sagte Frank, »such ich mir jemanden, der deutlich schärfer und femininer ist als du, okay?«
»Okay.«
Stanton führte sie hinten in den Keller zu einem Raum, in dem die Techniker ihre Geräte hatten. Haley McWaids iPhone war an einen Computer angeschlossen. Stanton deutete auf den Bildschirm. »Im Prinzip sehen wir hier das Display ihres Handys. Wir haben es nur vergrößert, damit man es besser erkennen kann.
»Okay«, sagte Frank Tremont. »Also, was gibt’s?«
»Ich habe etwas in einem App entdeckt.«
»In einem was?«
»Einem App. Einer Handy-Applikation.«
Tremont zog seine Hose am Gürtel hoch. »Tu mal so, als ob ich ein Fossil wäre, das seinen Betamax-Videorekorder immer noch nicht richtig programmieren kann.«
Stanton drückte eine Taste. Der Bildschirm wurde schwarz bis auf drei Reihen ordentlich aufgereihter Symbole. »Das sind Apps für das iPhone. Kleine Programme mit bestimmten Funktionen. Seht ihr, in iCal, einem Kalender-Programm, hat sie ihre Termine wie den Stundenplan, die Lacrosse-Spiele und Hausaufgabengruppen verwaltet. Tetris ist ein Spiel, genau wie Moto Chaser. Safari ist ihr Internet-Browser. Mit iTunes hat sie sich Musik runtergeladen. Haley liebt Musik. Dann ist da noch dieses andere Musik-App namens Shazam. Damit kann man …«
»Ich glaub, das Prinzip haben wir jetzt verstanden«, sagte Walker.
»Klar,’tschuldigung.«
Frank starrte Haleys iPhone an. Welchen Song, dachte er, hatte sie wohl zuletzt gehört? Stand sie auf schnelle Rockmusik oder eher auf herzzerreißende Balladen? Ganz der alte Knacker hatte Frank sich über diese Geräte lustig gemacht, wenn die Kids sich SMS oder E-Mails schrieben oder mit ihren Stöpseln im Ohr herumliefen, aber in gewissem Sinne befand sich fast ihr ganzes Leben auf
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